Neustadt. Die Neustädter Gesamtschule darf nicht von einer kooperativen in eine integrierte Gesamtschule umgewandelt werden. Diese Entscheidung hat das hessische Kultusministerium angekündigt. Im neuen Schulentwicklungsplan des Landkreises war die Umwandlung vorgesehen. Damit wollte der Landkreis das komplette Schulangebot in Neustadt erhalten.
Außerdem dürfen in Neustadt bereits ab dem nächsten Schuljahr keine neuen
Gymnasialklassen mehr eingerichtet werden. Der Kreisausschuss forderte gestern eine Rücknahme des entsprechenden Erlasses. Das Kultusministerium begründet seine Entscheidung mit der Unterschreitung der Richtwerte bei den Schülerzahlen des Neustädter Gymnasialzweigs. „Wir sehen nicht, dass sich dies durch eine Umwandlung ändert“, sagt Ministeriumssprecherin Tatjana Schruttke.
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Richtwerte entscheiden Schulpläne
Kreis wehrt sich gegen Nein des Ministeriums zur Umwandlung der Neustädter Gesamtschule
Neustadt. Für das hessische Kultusministerium gibt es keine Argumente, die Neustädter Gesamtschule umzuwandeln. Der Kreisausschuss sieht das ganz anders.
Fortsetzung von Seite l von Michael Rinde
Das Nein aus dem Kultusministerium zu dem Plan, Neustadts Gesamtschule von einer kooperativen in eine integrierte umzuwandeln, kam schnell. Wenige Tage vor Jahresende ging der entsprechende Erlass im Kreishaus ein. Der Kreistag hatte den neuen Schulentwicklungsplan erst am 18. November verabschiedet.
Nach der Ankündigung aus Wiesbaden, keine Umwandlung der Neustädter Gesamtschule zu genehmigen, dürfte es nur noch eine Alternative geben:
die einer verbundenen Haupt- und Realschule mit Förderstufe und Grundschule. Diese Alternativvariante ist im Schulentwicklungsplan des Kreises sogar bereits vorgesehen.
Ganz aufgeben will der Kreisausschuss seine Pläne für eine integrierte Gesamtschule aber ‚zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Landrat Robert Fischbach und Schuldezernent Dr. Karsten McGovern haben sich schriftlich an das Ministerium gewandt. Die Entscheidung widerspreche dem Ziel einer stabilen Schullandschaft in Neustadt und allen Beschlüssen, die vor Ort gefasst worden seien. Kreistag, Schulkonferenz und Neustadts Stadtparlament hatten sich eindeutig für die Lösung „integrierte Gesamtschule“ ausgesprochen. Damit wäre ein Gymnasial- und Realschulangebot in anderer Form erhalten geblieben. In der Schule liefen bereits erste organisatorische Vorarbeiten (die OP berichtete). Arbeitsgruppen hatten sich gebildet, eine Bürgerversammlung war bereits terminiert.
Schuldezernent McGovern kritisiert das Votum aus dem Ministerium scharf: „Ich finde es enttäuschend, wenn solche Bemühungen auf diese Art zerschlagen werden.“ Er hoffe, dass das Ministerium seine Ankündigung doch noch zurücknehme.
Schulleiter Hartmut Boß will die jüngste Entwicklung nicht kommentieren. Er müsse diese Tatsachenentscheidung der Kultusministerin einfach so hinnehmen. Ab dem nächsten Schuljahr gibt es an der Neustädter Gesamtschule keine neuen Gymnasialklassen mehr. Das Kultusministerium hält sich bei seiner Entscheidung strikt an die eigenen Richtwerte für die Mindestklassengrößen. Beim Neustädter Gymnasialzweig wurden die Richtwerte in den vergangenen zwei Jahren unterschritten. „Offenbar besteht kein öffentliches Interesse am Gymnasialangebot“, kommentiert Ministeriumssprecherin Tatjana Schruttke diese Entwicklung.
Der Landkreis habe im Entwicklungsplan selbst die Alternative einer verbundenen Haupt- und Realschule aufgezeigt. Damit werde es in Neustadt auch in Zukunft ein weiterführendes Schulangebot geben.
Bei der Entscheidung der Eltern, ihre Kinder nicht für den Neustädter Gymnasialzweig anzumelden, spiele sicherlich auch die Tatsache eine Rolle, dass es an der Schule keine gymnasiale Oberstufe gebe.