Mittelalterliches Brautpaar überredet Bürgermeister zu einem Handel

Ritter, Händler und Gaukler lagerten am Wochenende am Junker-Hansen-Turm in Neustadt
Neustadt. Weit über 3000 Besucher erlebten am Rande des Bürgerparks in Neustadt ein mittelalterliches Treiben und fühlten sich um Jahrhunderte zurückversetzt.
von Klaus Böttcher
Trommeln und Sackpfeifen der Spielleute erschallten in der „Neuen Stadt“. Eine Tänzerin führt einen Zug von Spielleuten an, der vom Feldlager durch die Budenstadt im Neustädter Bürgerpark zur Bühne zog. Gaukler begleiteten den Zug, zu dem auch Ritter zählten, und trieben mit den Gästen ihre Spaße.
Auf der Bühne verkündete Jakob der Puppenspieler dem mittelalterlich gekleideten Schultheis Thomas Groll, dass er in seine Liebe, die Maria heiraten will. Es soll eine Hochzeitsfeier werden, bei der alle „fressen und saufen“ so viel sie wollen, verkündete die Angebetene, die mit Jakob die Hochzeitsnacht im Junker-Hansen-Turm verbringen möchte. Für die Feier wollten sie die Genehmigung einholen. Der Schultheis verhandelt mit den Rittersleuten, die für die Sicherheit sorgen sollen. Eine halbe Sau, ein Fass Bier und für jeden ein Taler, lautet der ausgehandelte Kompromiss.
„Die Sonne lacht über unserem Städtchen, die Feier kann beginnen“, erklärte Groll das Gelage als eröffnet und löste damit einen Riesenjubel aus. Die Spielleute musizierten fröhlich und die Gaukler führten ihre Kunststücke dem Publikum vor.
„Satolstelamanderfanz“ nannten sich die Spielleute, die mit Sackpfeifen und Trummein vortrefflich umzugehen wussten. Aber sie hatten auch herrliche Stimmen, was sie bei mittelalterlichen Leibes- und Saufliedern unter Beweis stellten.
„Raduga“ nannte sich das Gauklertrio, dass geschickt alle möglichen Dinge durch die Lüfte fliegen ließ.
Am Rande des Marktes fanden die Besucher ein mittelalterliches Lagerleben, wo Ritter und ganze Handwerkerfamilien ihre Zelte aufgeschlagen hatten. Zu ihnen gehörte auch Günther Usinger aus Wetter. „Jeder bringt hier was ein“, sagte er und meinte damit beispielsweise Rüstungsteile, Waffen und andere handwerklich hergestellte Dinge.
Die Besucher schauten den Handwerkern, neben einem Schmied und einem Weber waren auch Korbflechter und Töpfer in Neustadt, bei ihrer Arbeit zu. Die Erzeugnisse konnten auf dem Markt erständen werden.
Im Angebot waren Holzspielzeuge, Korbwaren, Schmuck, Tücher und getöpferte Krüge. Für das leibliche Wohl der Besucher sorgen Garbräter, Tavernenwirte, Weynschenk, der Fladenbrotbäcker und der Moccakoch. 170 Leute zeigten an zwei Tagen den vielen Gästen, die teilweise von weit her angereist waren, das Leben des 12. bis 13. Jahrhunderts.