Nach 44 Jahren kommt das Aus

Schließung der Kaserne beschlossen
Kommentierender Jahresrückblick für Neustadt 2004
Neustadt. Nach 44 Jahren als Garnisonsstadt kam das Aus für die Kaserne völlig unerwartet. Die strukturschwache Region verliert einen wichtigen Wirtschaftsfaktor.
von Silke Pfeifer-Sternke
Im März soll bekannt gegeben werden, wann genau die Neustädter Ernst-Moritz-Arendt-Kaserne geschlossen wird. Die Entscheidung des Verteidigungsministers war ein schwerer Schlag für Neustadt. Doch Bürgermeister Manfred Hoim
steckt den Kopf nicht in den Sand. Er kämpft weiter gegen die bereits feststehende Schließung, oder will zumindest die Gründe erfahren, die zur der Entscheidung geführt haben.
In der derzeitigen Situation scheinen Hoims Interventionsbemühungen allerdings ein Kampf gegen Windmühlen zu sein. Denn eigentlich bleibt dem Kämmerer nur auf einen finanziellen Ausgleich aus Berlin oder aus Wiesbaden zu hoffen. Gut gemeinte Hilfsangebote verblassen aber, wenn dem Angebot nicht auch ein Geldfluss folgt.
Für die Stadt, muss Gewissheit her. Denn es ist längst nicht geklärt, ob und wie der Verkauf der Liegenschaften gestaltet werden kann, geschweige denn wie sie im Falle eines Verkaufs genutzt werden können.
Einen Vorgeschmack darauf, wie sich das Wirtschaftsleben ohne die Bundeswehrsoldaten und deren Bedienstete entwickelt, haben die Neustädter Gewerbetreibende bereits im März bekommen, als die Kaserne aufgrund einer ansteckenden Bindehautentzündung für drei Wochen zwangsweise geschlossen war.
Es ist davon auszugehen, dass für fast einen Monat bei vielen Kleinbetrieben die Kasse weniger geklingelt hat. Eine Zukunft ohne Bundeswehr sieht in Neustadt düster aus.
Alles im Griff hat Neustadts Kämmerer bei der Erstellung seines Haushalts für 2004. Das Ergebnis ist minderschön, aber ausgeglichen. Die konservative Finanzpolitik und die Erfahrung des CDU-Mannes, der seit 1989 im Amt ist und der noch zwei Jahre der Stadt Neustadt vorsteht, zahlt sich aus.
Denn bei leeren Kassen und sinkenden Schlüsselzuweisungen bleibt dem Magistrat nicht mehr viel Spielraum. Investitionen wollen wohl überlegt sein.
Denn das Ansiedeln von Gewerbe am Ortseingang Neustadt scheint bisher nicht von Erfolg gekrönt zu sein. Gelingt das Vorhaben nicht, werden die Einnahmen aus der Gewerbesteuer weiterhin einer Gesamtverschlechterung unterliegen.
Doch Grund zum Feiern blieb den Neustädtern in 2004 trotzdem. Mit einem gigantischen Heimatfest, das über die Landkreisgrenze hinaus zur Kenntnis genommen wurde, feierte die Junker-Hansen-Stadt das 500. Weihfest der Pfarrkirche.
Vom 31. Mai, Pfingstmontag, bis 10. Juni, Fronleichnam, herrschte in Neustadt Ausnahmezustand. Nach zwei Jahren der Vorbereitung präsentierten die Organisatoren Tausenden Besuchern ein Jubiläumsfest mit einem abwechslungsreichen Programm für alle Altersgruppen.
Den Höhepunkt der Jubiläumskirmes bildete der Festzug, der sich mit mehr als 100 Zugnummern durch die Straßen der Stadt schlängelte und der die 10000 Zaungäste am Straßenrand begeisterte.