Stadt sieht Chancen für einen Verkauf des Deutschen Hauses

Neustadts Bürgermeister führt „ernsthafte Verhandlungen“ mit Interessenten
Neustadt. Die Neustädter Stadtverwaltung führt seit einigen Wochen Gespräche mit einem ernsthaften Interessenten am Deutschen Haus in der Bahnhofstraße.
von Michael Rinde
Eine Inschrift im Steinsockel weist auf das Alter des Deutschen Hauses in Neustadt hin. 1812 soll das Gebäude, das der Stadt seit Jahren Gedanken macht, errichtet worden sein. Es steht unter Denkmalschutz und gehört dem Sanierungsträger „Hessenagentur“, der bisherigen HLT. Das Deutsche Haus steht im Sanierungsgebiet, für das Geld aus der Städtebauförderung fließt.
Im Jahr 2000 entschied das Neustädter Stadtparlament, das Deutsche Haus zu verkaufen. Nach jahrelanger erfolgloser Suche scheint jetzt Bewegung in die Zukunft des ehemaligen Gasthauses zu kommen. Die Stadt verhandelt mit einem ernsthaften Interessenten. Noch will Neustadts Bürgermeister Manfred Hoim jedoch keine Details verraten. „Wir hoffen, dass wir das Geschäft in nahe liegender Zeit in i. trockene Tücher bekommen“, sagt Hoim auf OP-Anfrage. Die Stadt sei an einer kontinuierlichen Nutzung des Hauses interessiert. Für das im Raum stehende Konzept des Interessenten wären auch öffentliche Zuschüsse denkbar.
Wer auch immer das Deutsche Haus, das seit Jahren leer steht, erwirbt, muss es vom Sanierungs-Treuhänder kaufen. Derzeit hat das Haus einen Wert von 119000 Euro (die OP berichtete). Beim Kauf Anfang der 90er Jahre zahlte die Stadt über den Sanierungsträger, die damalige HLT, 500000 Mark.
Gelänge es der Stadt nicht, das Deutsche Haus weiterzuverkaufen, musste sie es nach Ende der Städtebauförderung erwerben und auf eigene Kosten sanieren. „Dies wäre der schlimmste Fall“, sagt Neustadts Kämmerer Hoim mit Blick auf die Stadtkasse.
Das Deutsche Haus hat bereits eine bewegte Geschichte hinter sich. Es war einst eines der ersten Gasthäuser am Platze. Im 19.Jahrhundert befand sich dort eine Bierbrauerei. Als in den 70er-Jahren die Pächter für das Gebäude allmählich ausblieben, begann der Niedergang des Deutschen Hauses. Wiederholt kam es zu Leerständen. Pläne des Neustädter Parlaments, das Haus als Hotel und Gaststätte zu vermieten, ließen sich in den 90er Jahren nicht umsetzen. Wiederum
fehlten die Interessenten dafür. Der Landkreis nutzte das Haus zeitweilig für die Unterbringung von Asylbewerbern.
Im Jahr 2000 fiel letztlich die Entscheidung des Stadtparlaments, den Verkauf des Hauses voranzutreiben. Zugleich entschied das Parlament, das ehemalige Schwesternhaus zum „Haus der Vereine“ auszubauen. Dieses Projekt steht vor dem Abschluss.
Bis wann die Verhandlungen mit dem aktuellen Kaufinteressenten beendet sind, lässt die Stadt offen.