Neue Balken „fliegen" an ihren Platz

Sanierung des Rathauses in Neustadt geht voran Zimmerleute bauen 350 Kilogramm schwere Balken ein
Im Frühjahr 2010 soll die Sanierung des Neustädter Rathauses abgeschlossen sein. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 380 000 Euro.
von Tobias Hirsch
Neustadt. Unter großer Anstrengung schieben Mirko Bregulla, Michael Arnold, Simon Danowski und Nik Thielicke einen neuen Balken für den Dachstuhl des Neustädter Rathauses auf Rollen über die alten Steinfliesen des Dachbodens. Zehn Meter lang und 350 Kilogramm schwer ist der Leimbinder aus Eichenholz. Insgesamt neun dieser Balken müssen die Zimmerleute aus Marburg in dem Gebäude, das einst dem Junker Hans von Dörnberg als Schloss diente, einbauen. Doch erst einmal geht es darum, die Balken an ihre Position zu befördern.
Bauamtsleiter Thorsten Dickhaut hat von seinem Schreibtisch aus die Arbeiten genau im Blick. Durch die Fenster seines Büros im Rathausnebengebäude sieht er die Zimmerleute auf dem Gerüst. Ein Kran hievt einen der Balken durch ein kleines Loch im Rathausdach. Die Zimmerleute weisen den Kranfahrer ein. Ab dann ist alles Handarbeit.
Die Grundmauern des heutigen Rathauses gehen auf die Gründungszeit der Stadt Neustadt durch die Grafen von Ziegenhain im 13. Jahrhundert zurück. Um 1480 ließ Junker Hans von Dörnberg) seit 1477 Pfandherr der „Neuen Stadt“, die alte Burg nach Plänen des Hofbaumeisters Jakob von Ettlingen umbauen. Ettlingen, der auch der Architekt des Junker-Hansen-Turms war, vollendete die Anlage aber nie. 1550 wurde das Gebäude Sitz der mainzschen Amtskellerei. Vermutlich während dieser Epoche entstand auch der Fachwerkaufbau samt Dachstuhl. Untersuchungen zufolge wurde da Holz des Dachstuhls 1677 geschlagen. In der ersten Hälfte des 20, Jahrhunderts war in dem geschichtsträchtigen Bau das Amtsgericht untergebracht. Ende des Zweiten Weltkriegs diente das Rathaus als Flüchtlingswohnheim, bis 1952 die Verwaltung dort einzog.
Die Zimmerleute haben es geschafft: Der 350 Kilogramm schwere Balken liegt an seinem Platz. Jetzt muss er nur noch mit der Konstruktion verbunden werden. „Abends merkt man dann, was man tagsüber getan hat. Dann sind wir nicht mehr so stolz“, sagt Mirko Bregulla.