Neue Strompartner besiegeln Verträge

Gemeinsame Netzgesellschaft von Stadtallendorf, Neustadt und Energieversorger Eon vor dem Start
Die letzten Formalien sind seit gestern erledigt: Am 1. Januar nimmt die Netzgesellschaft Herrenwald (NHG) den Betrieb auf. Der Stromkunde merkt von den neuen Eigentumsverhältnissen nichts.
von Michael Rinde
Stadtallendorf/Neustadt.
Seit Mai gibt es die Netzgesellschaft Herrenwald GmbH &Co. KG (NHG), an der die Städte Stadtallendorf und Neustadt mit insgesamt 49 Prozent beteiligt sind. 51 Prozent und damit die Mehrheit hält die Eon-Mitte AG, das Unternehmen, das in beiden Städten auch weiterhin die Stromnetze betreibt
Gestern erledigten die Partner die letzten Formalitäten vor dem Start zum Jahreswechsel. Sie unterzeichneten Wege-nutzungs- und weitere Verträge. Eon pachtet das Netz von der neuen NHG (die OP berichtete). Für den Stromkunden ändert sich mit Beginn des Jahres 2012 nichts, nur die Geldströme sehen ab dann anders aus.
Das jetzige Modell mit Eon-Mitte als Partner hatte sich im März in den beiden Nachbarstädten auch parlamentarisch durchgesetzt. Von einem „fairen Verfahren“ sprach gestern Georg von Meiboom, Vorstandsmitglied von Eon-Mitte. Neustadts Bürgermeister Thomas Groll (CDU) betonte die Besonderheit des Neustädter und Stadtallendorfer Weges, was aus seiner Sicht schon bei der Entscheidungsfindung klar geworden ist. Wir waren die einzigen, die das Verfahren so gewählt haben“, sagte Groll. Wie zugesagt, entsteht nach dem Jahreswechsel/auch ein neuer Eon-Mitte-Standort in Stadtallendorf. Derzeit sucht das Unternehmen nach einer passenden Immobilie im Stadtgebiet, zwei sind in der engeren Wahl. An diesem Standort will Eon zehn Arbeitsplätze schaffen. Diese Mitarbeiter kümmern sich „ um Netzbetrieb und Projektplanung. Gestern stellten beide Bürgermeister, Manfred Vollmer und Thomas Groll, noch einmal deutlich heraus, worum es ihnen vor allem bei diesem Geschäft geht: um die Möglichkeit, über die Netzbetriebsgesellschaft weite Teile der eigenen Stromnetze wieder in die Hände ihrer Städte zu bekommen.
Geld fliegt über die Netzentgelte auf die Konten der NHG. Der geplante Betriebsstandort der. EON bringt außerdem Gewerbesteuereinnahmen. Doch auch die Netzgesellschaft steht vor der „Herausforderung Energiewende“. Deren Ausmaß war bei den Entscheidungen vom März noch nicht absehbar.
Klar ist, dass sich die Einspeisung regenerativer Energien – vor allem Windenergie – auch auf das Stromnetz von Stadtallendorf und Neustadt auswirken wird. Denn die Energiewende spielt sich in den nächsten beiden Jahrzehnten in erster Linie und mit allen Konsequenzen im ländlichen Raum ab.
Doch mit einer Planung für einen Netzumbau wartet die Eon Mitte AG derzeit noch ab. Das Unternehmen schaut dabei auf die künftigen Vorgaben der Regionalplanung, sprich die Beantwortung der Frage, wo künftig weitere Windkraftanlagen entstehen werden. „Alle Umbauten am Netz sind projektbezogen“, betonte Jörg Hartmann, der Leiter des Bereichs Netztechnik.
Es wird um Investitionen in die Netztechnik gehen; aber auch um die Frage nach möglichen Speicherkapazitäten. „Wir haben auch solche Investitionen in der Geschäftsplanung berücksichtigt. Aber ein Rund-um-sorglos-Paket gibt es dabei natürlich nicht“, erklärte gestern Georg von Meiboom.
Refinanziert werden sollen diese Ausgaben für die Energiewende vor Ort aus den Netzentgelten, die dafür fließen, dass Strom durch die Leitungen der NHG fließen darf. Auch Bürgermeister Vollmer sieht keine zusätzlichen Gefahren durch die unvermeidlichen Zukunftsinvestitionen. „Das ist kontrollierbar. Jetzt haben wir vor allem die Chance, etwas von dem Eigentum zurückzuholen, was vor Jahrzehnten an die EAM ging“, sagte Vollmer. Geschäftsführer der Netzgesellschaft sind Marco Müller, Leiter des Eon-Regionalzentrums Süd und Freddy Greib, Fachbereichsleiter in der Stadtallendorfer Stadtverwaltung.
STROMNETZ!
Neustadts und Stadtallendorfs Stromnetz wird künftig in einer Gesellschaft verwaltet. In die neue Netzgesellschaft Herrenwald (NHG) bringt Eon 14 Kilometer Mittelspannungsnetz, 320 Kilometer Niederspannungsnetz, 7 713 Hausanschlüsse und 123 Transformatorenstationen ein.