Neustadt erinnert an die Ermordeten

Gedenkrundgang führte zu historischen Häusern, in denen jüdische Familien lebten
Erstmals gab es in Neustadt angesichts der Wiederkehr des Datums der Reichspogromnacht einen Gedenkrundgang.
von Sina Schindler
Neustadt. Um an die Geschehnisse in der Reichspogromnacht vor 81 Jahren, in der auch Synagogen und jüdische Gebetsräume in Neustadt und Momberg zerstört wurden, zu erinnern, veranstaltete die Stadt Neustadt einen Rundgang durch die Innenstadt. Die Teilnehmer besuchten Orte, die in der Vergangenheit mit jüdischen Mitbürgern und dem Judentum in Verbindung gebracht wurden.
Im vergangenen Jahr gab es erstmals eine Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Reichspogromnacht. Mit der neuen Idee eines Rundgangs in diesem Jahr, solle diese Art Veranstaltung weitergeführt werden, erklärte Bürgermeister Thomas Groll in seiner Begrüßung, der damit im Namen der Stadt Neustadt ein Zeichen gegen Hass und Gewalt setzen wolle.
Groll war nach eigener Aussage überrascht über die große Teilnehmerzahl. Dies zeige, wie groß das Bedürfnis nach solchen Veranstaltungen bei den Bürgern sei. Thomas Groll erklärte, dass er sich gemeinsam mit Monika Bunk von der Jüdischen Gemeinde Marburg gezielt gegen eine Gedenkfeier auf dem jüdischen Friedhof entschieden habe. Die jüdischen Mitbürger seien seit 1513 ein fester Bestandteil des Lebens inmitten des Zentrums der Stadt gewesen, was mit einem Rundgang besser symbolisiert werden könne.
Monika Bunk, stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Marburg, warnte davor, dass die Ereignisse aus der Vergangenheit in Vergessenheit geraten.
Sie forderte Bürger auf, sich immer wieder bewusst zu machen, was in den Jahren des Nationalsozialismus geschehen sei, damit sich solche Taten nicht wiederholten. „Juden- und Ausländerhass bedeuten Menschenhass, was nur einen kleinen Schritt von uns selbst entfernt ist. Bis einem das bewusst wird, ist es plötzlich zu spät und keiner kann mehr etwas gegen solche Bewegungen und Entwicklungen ausrichten“, sagte sie einleitend. „Neustadt erinnert an die Ermordeten“ weiterlesen

Neustadt investiert 10,52 Millionen Euro

Geld kommt der Lebensqualität der Bürger zugute • Fast alle Projekte liegen im Kostenrahmen
Thomas Groll wird am Montag, 16. Dezember, den Haushaltsplanentwurf der Stadt Neustadt ins Parlament einbringen. Das teilte der Bürgermeister am Montagabend dem Parlament mit.
von Matthias Mayer
Neustadt. Er halte an der Neustädter Tradition fest, den Haushaltsplan erst bei der Vorlage verlässlicher Zahlen des Landes Hessen zu erarbeiten. Das operieren mit tatsächlichen Zahlen gebe der Stadt Planungssicherheit, sagte der Kämmerer.
Innerhalb des Gefüges gebe es deutliche Verschiebungen. Neustadt bekomme mehr Schlüsselzuweisungen vom Land und weniger Einnahmen über den Einkommensteuer-Anteil, sagte der Christdemokrat. Auf Basis der vorliegenden Zahlen wird Neustadt 2020 wieder einen geordneten Haushalt haben, versprach Thomas Groll.
Diesen wird die Stadt auch brauchen, denn Neustadt investiert auch im kommenden Jahr wieder kräftig. Da ist zunächst das Kultur- und Bürgerzentrum, das derzeit auf dem früheren Areal des Soldatenheims entsteht.
Das Großprojekt läuft einfach traumhaft, wie sich aus den vom Bürgermeister vorgelegten Zahlen entnehmen lässt. Das großzügige Gebäude ist mit Gesamtkosten in Höhe von 6,3 Millionen Euro veranschlagt, von denen 800 000 Euro zu Lasten der Planungs- und Genehmigungskosten gehen. Die reinen Brutto-Baukosten beziffert der Bürgermeister mit 5,5 Millionen Euro, von denen bereits 4,5 Millionen Euro vergeben worden seien. „Wir liegen um 100 000 Euro günstiger, als geplant“, stellte Thomas Groll hochzufrieden fest. Zu verbauen sind jetzt noch eine Million Euro.
Der Bürgermeister räumte gegenüber dieser Zeitung ein, dass die Stadt bei diesem Großprojekt auch großes Glück gehabt habe. „Wir haben ein gutes Planungsbüro und erstaunlicherweise auch einen richtigen Wettbewerb bei der Vergabe an die einzelnen Gewerke. Die Preis-Rallye am Bau habe es glücklicherweise nicht gegeben, so Thomas Groll.
Das zweite Großprojekt ist das Freibad, dessen Sanierung auf 3,4 Millionen Euro veranschlagt ist. Von diesen entfallen 2,9 Millionen auf die Bauleistungen.
1,3 Millionen Euro hat die Stadt bereits vergeben. „Auch hier liegen wir leicht unter der Kostenschätzung“, stellt Thomas Groll auch hier zufrieden fest.
Aus der Reihe tanzt die Erneuerung des Rathausplatzes, die mit 450 000 Euro veranschlagt wurde. „Hier lagen wir nach den Ausschreibungen bei 490 000 Euro“, stellte Thomas Groll fest. „Neustadt investiert 10,52 Millionen Euro“ weiterlesen

Im Jubiläumsjahr auch noch dolles Dorf

Mengsberg wird am heutigen Samstagabend ab 19.30 Uhr in der Hessenschau im Fernsehen porträtiert
Ein besseres Los hätte der HR nicht ziehen können: Pünktlich im Jubiläumsjahr macht der Fernsehsender Mengsberg zum „dollen Dorf“ der Woche. Am Freitag war ein Kamerateam dort unterwegs.
von Florian Lerchbacher
Mengsberg. „Und natürlich heize ich mit Nahwärme“, lauten die letzten Worte, die der Mengsberger Klaus Wagner während des Interviews mit ihm dem HR-Reporter Jochen Schmidt ins Mikrofon spricht. Ein perfekter Übergang zu einem anderen Thema. Das Team des Fernsehsenders – bestehend aus Schmidt, Bernd Götz (Kamera), Sebastian Schmidt (Licht) und Petra Bühler (Ton) – hat soeben in den Volieren des Mengsberger Papageienzüchters gefilmt und sich die Faszination, die die Vögel auf Wagner ausüben, erläutern lassen. Nächste Station des Trips durch den Neustädter Stadtteil ist das an das Nahwärmenetz angeschlossene Hallenbad, denn natürlich wird auch das Bioenergie-Aushängeschild des Dorfs heute Abend in der Hessenschau Thema sein. Und zwar ein zentrales: Nachdem Mengsberg am Donnerstagabend zum „dollen Dorf“ gezogen wurde und noch abends Überlegungen unternommen wurden, was zu zeigen sei, geht es am Freitagmorgen direkt ans größte, in Genossenschaftshand befindliche Solarthermiefeld Deutschlands. Für das Mengsberg ja auch noch mit dem Deutschen Solarthermiepreis ausgezeichnet wurde, wie Ortsvorsteher Karlheinz Kurz betont.
Und wo es schon um Preise geht: Natürlich darf auch der Gang über den Lindenplatz nicht fehlen, wo die Mengsberger ihre Erfolgsgeschichte während „Unser Dorf hat Zukunft“ präsentieren. „Die Plakette vom Europawettbewerb musste ich für die Aufnahmen ein paar Mal über den Platz tragen“, berichtet Kurz schmunzelnd – es ist eben noch kein Fernsehstar vom Himmel gefallen. Das muss auch Klaus Wagner feststellen, der sich an die ungewohnte Position vor einer Kamera aber schnell gewöhnt hat, sich im Laufe der Dreharbeiten nicht mehr so schnell aus der Ruhe bringen lässt und über seine fast 50 Papageien (acht Arten) berichtet. Die Begeisterung sei ihm quasi in die Wiege gelegt worden: Sein Großvater habe nämlich Kanarienvögel gezüchtet, berichtet er, während er vor einer Blaustirnamazone steht, die dem Fernsehteam besonders ans Herz wächst: Der Papagei schreit immer wieder „Ruhe“ und wäre somit prädestiniert für eine Aufgabe beim Fernsehen, meint Reporter Schmidt. Während der Dreharbeiten sollte schließlich unnötiger Lärm vermieden werden. „Im Jubiläumsjahr auch noch dolles Dorf“ weiterlesen

Klage kann Autobahnbau verzögern

Unternehmen Deges will Auftragsvergabe vom Stand des Verfahrens vor Gericht abhängig machen
Vorerst laufen alle vorbereitenden Arbeiten für den A-49-Weiterbau ab Schwalmstadt weiter.
Doch birgt die eingereichte Klage der Umweltschutzorganisation BUND Risiken.
Fortsetzunvon Michael Rinde
Stadtallendorf. Vor einer Woche meldete der BUND Vollzug. Er klagt vor dem Bundesverwaltungsgericht dagegen, dass das hessische Verkehrsministerium den Antrag auf Rücknahme des Baurechtes Anfang Oktober abgelehnt hat. Der BUND begründet das unter anderem mit einer angeblichen Gefährdung von Trinkwasserschutzgebieten wie im Gleental. Dort betreibt der Zweckverband Mittelhessische Wasserwerke Trinkwasserbrunnen, unter anderem in Nähe der geplanten 30 Meter hohen Brücke. Wiederholt hatte der Zweckverband in der Vergangenheit davon berichtet, dass er sich seit Langem auf den Autobahn-Bau vorbereitet und dass unter anderem zwei Brunnen vorsichtshalber abgeschaltet werden müssen.
Ungeachtet der Klage, die sich gegen das Land Hessen richtet, will die Firma Deges ihre Bauvorbereitungen fortsetzen. „Zunächst ist festzuhalten, dass vollziehbares Baurecht auf der Grundlage bestandskräftiger Planfeststellungsbeschlüsse besteht“, erklärte Unternehmenssprecher Lutz Günther auf ^Nachfrage dieser Zeitung. Degges handelt im öffentlichen Auftrag. Das Bund-Länder-Unternehmen betreibt das Verfahren für die Ermittlung des privaten Partners, der rund 30,8 Kilometer Autobahn bauen und 60 Kilometer A49 danach betreiben soll. Für den Weiterbau ist eine öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) vorgesehen. Außerdem ist Deges für Bauvorbereitungen bis hin zur Fällung der Bäume im Herrenwald wie auch im Dannenröder Forst verantwortlich. Die Baumfällungen hatte das Unternehmen vor einigen Wochen auf den Herbst 2020 verschoben. „Klage kann Autobahnbau verzögern“ weiterlesen

„Wir sind das Volk“ und der Kontext

Referent Dr. Richard Schröder blickte auf das Ende der DDR zurück und zog Vergleiche zur heutigen Zeit

Den Weg von Friedensgebeten über Montagsdemonstrationen bis hin zum Mauerfall beschrieb in Dr. Dr. h.c. Richard Schröder ein Mensch, der den Wandel in der DDR hautnah begleitete.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Entscheidend für den Fall der Berliner Mauer und das Ende der DDR war das Jahr 1989 – doch eigentlich begann die Geschichte viel früher, erklärte Richard Schröder – vom 3. April bis zum 21. August Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokratischen Partei der Volkskammer der DDR und Mitglied des ersten gesamtdeutschen Bundestages – während einer Gedenkveranstaltung in Neustadts historischem Rathaus. Aufgrund terminlicher Überschneidungen sei es 1980 zu einem Austausch von Jugendlichen und Senioren in Leipzig gekommen, an dessen Ende die Senioren ihre jungen Menschen dazu aufforderten, ihre Sorgen und Ängste öffentlich kundzutun. Daraus entstanden Friedensgebete, die immer montags in der Nikolaikirche stattfanden – erst mit 7, dann mit 11 und 13 Teilnehmern. 1983 sei es dann erstmals zu einer Art Demonstration gekommen, berichtete Schröder: 50 Jugendliche hätten still und mit Kerzen ausgerüstet auf dem Kirchenvorplatz demonstriert – woraufhin sechs von ihnen zu bis zu zwei Jahren Haft verurteilt wurden. Ein harter Schlag, der aber abgemildert wurde durch Michail Gorbatschow, der für Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) warb – was die Jugendlichen dann doch wieder darin bestärkt habe, sich für ihre politischen Interessen einzusetzen.
Mitte der 80er-Jahre habe die DDR-Führung dann einen entscheidenden Fehler gemacht, als sie 80 Ausreisewillige des Landes verwies. Sie habe wohl geglaubt, dass die „Zurückgebliebenen“ im Land sein wollten. Das Weltbild Erich Honecker sei eben zu „mechanistisch“ gewesen, sagte Schröder. Nur wenige Wochen später seien bereits 700 Menschen bei den Montagsgebeten erschienen – rund 80 Prozent davon Ausreisewillige. Die Bewegung wuchs, vernetzte sich und der Mut zu demonstrieren stieg. Am 2. Oktober 1989 gingen montags rund 20 000 Menschen in die Kirche beziehungsweise auf die Straße, am 9. Oktober 70 000 – und damit so viele, dass sich die Führung der DDR dagegen entschied, die Demo aufzulösen. Derweil appellierten die Demonstranten an die Sicherheitskräfte unter dem Motto „Wir sind das Volk“ nicht zuzuschlagen – sie seien schließlich ein Volk. Und das sei der Unterschied zu den Anhängern der AfD heutzutage, sagte Schröder: „Die AfD sagt dies mit der Auffassung „Wir sind das Volk – ihr nicht.“ Dies richte sich dann entweder an die Regierung oder an Flüchtlinge und drücke etwas ganz anderes aus, als früher gemeint war: „Es kommt eben auf den Kontext an.“
Schröder: „Die DDR wollte gar kein Rechtsstaat sein“ „„Wir sind das Volk“ und der Kontext“ weiterlesen

Neustädter Mitteilungsblatt vom 07.11.2019

Neustadt kulturell 2019

HR-Moderator Tim Frühling sorgte für Begeisterung
Vielen ist Tim Frühling als Moderator von Radio-Sendungen bei HR 1 und HR 3 oder als Wetter-Fachmann der „Hessenschau“ bekannt. Seit 2013 ist er aber auch unter die Autoren gegangen. Momentan befindet er sich auf Lesereise mit seinem Werk „111 Orte in Mittelhessen, die man gesehen haben sollte“.
Am 31. Oktober 2019 machte er Station im Dorfgemeinschaftshaus Momberg. Dort hatten sich über 120 Besucherinnen und Besucher eingefunden, die sich auf einen unterhaltsamen Abend freuten. Sie wurden nicht enttäuscht.
Zunächst begrüßte Bürgermeister Thomas Groll die Gäste und zeigte sich über die große Resonanz sehr erfreut. Er lud die Anwesenden ein, auch andere kulturelle Veranstaltungen der Kommune rege zu besuchen. Groll dankte der kirchlichen Bücherei Momberg und Ahrens Buch & Papier für die Unterstützung der Lesung. Mit einem Blumenstrauß gratulierte er Christine Frühling, der Mutter des Autors, zu ihrem Geburtstag. „Frau Mama“ zeichnet für die Fotos des Buches verantwortlich.
Tim Frühling nahm die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Reise von Wetzlar über Gießen und Marburg bis nach Neustadt. Bedeutsame Bauwerke, regionale Spezialitäten und Besonderheiten, aber auch Bausünden wie der Marburger „Affenfelsen“ wurden von ihm vorgestellt. Er befasste sich auf unterhaltsame Weise u. a. mit dem Wetzlarer Dom, dem Amöneburger Becken, dem langen Stein in Langenstein, dem Handkäs (nur typisch hessisch ohne e), einer alteingesessenen Metzgerei im Ebsdorfergrund und dem Junker- Hansen-Turm.
Tim Frühling, der für Selfies, Autogramme und Gespräche zur Verfügung stand, erwies sich als ein „Star zum Anfassen“, der gerne wieder nach Neustadt kommen darf.

EAE Neustadt, eine Zwischenbilanz

Im Sommer 2014 stiegen die Flüchtlingszahlen in Deutschland stark an. Es war absehbar, dass die vorhandenen Erstaufnahmeeinrichtungen bald nicht mehr ausreichen würden, um allen Ankommenden Unterkunft zu bieten.
Diese Erkenntnis, so Abteilungsdirektor Manfred Becker vom Regierungspräsidium Gießen, war natürlich auch in Hessen vorhanden. Die Landesregierung habe sich dafür entschieden, leerstehende Kasernen zu nutzen, da dort die Infrastruktur weitgehend vorhanden gewesen sei. In einem ersten Schritt seien die Kasernen in Neustadt, Büdingen und Rotenburg ausgewählt worden. „Neustädter Mitteilungsblatt vom 07.11.2019“ weiterlesen

Neustädter Mitteilungsblatt

Kreis zeichnet vorbildliches Engagement aus Hospizdienst und Zwergenschule erhalten Sozialpreis

Den Sozialpreis des Landkreises Marburg-Biedenkopf hat Landrätin Kirsten Fründt an den Hospizdienst Immanuel e.V. sowie das ehrenamtliche Kollegium des Projektes Zwergenschule in der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung (HEAE) Neustadt vergeben. Der mit insgesamt 3.000 Euro dotierte Preis zeichnet beispielhaftes ehrenamtliches Engagement im sozialen Bereich aus und wurde anteilig den beiden Preisträgern zugesprochen.
„Das Ehrenamt gehört zu unserem offenen und toleranten Zusammenleben. Das gilt auch und erst recht im sozialen Bereich, in dem es ganz konkret darum geht, Menschen in oftmals schwierigen und herausfordernden Situationen zu begleiten und zu unterstützen“, sagte Landrätin Kirsten Fründt bei der Preisverleihung am Montag im Marburger Landratsamt.
Der Hospizdienst Immanuel e.V. aus Gladenbach wurde von Manfred Becker für den Sozialpreis vorgeschlagen. Der Verein ist ein ambulanter Hospiz- und Palliativberatungsdienst. Die Gründung im Februar 2004 geht auf die Aktivitäten engagierter Bürgerinnen und Bürger zurück. Das Preisgeld soll für ehrenamtliche Angebote des Hospizdienstes verwendet werden. „Der Hospizdienst Immanuel begleitet Menschen auf der letzten Etappe ihres Lebens und kümmert sich um die Angehörigen. Dafür verdienen die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer höchste Anerkennung. Der persönliche Einsatz, die menschliche Wärme, Begleitpersonen in den letzten Stunden zu sein, ist für die Betroffenen von unschätzbarem Wert“, betonte die Landrätin. Gladenbachs Bürgermeister Peter Kremer schloss sich dieser Würdigung an. „Die Mitarbeitenden des Hospizdienstes sehen und hören dahin, wo die Gesellschaft sonst oft Augen und Ohren und verschließt“, unterstrich der Bürgermeister. „Neustädter Mitteilungsblatt“ weiterlesen

Neue Rechtslage, höhere Belegung

Derzeit leben 513 Flüchtlinge in der Erstaufnahmeeinrichtung in Neustadt • Die meisten kommen aus Türkei
Fünf Jahre ist es her, dass das Regierungspräsidium die Stadt Neustadt über ihren Plan informierte, die J ehemalige Ernst-Moritz- Arndt-Kaserne zur Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge zu machen.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Zu Spitzenzeiten lebten mehr als 1 100 Menschen in der Erstaufnahmeeinrichtung | (EAE), zwischenzeitlich waren es aber auch mal nur knapp über 100 Flüchtlinge. Derzeit I wohnen 513 Menschen – der | Großteil stammt aus der Tür- 1 kei – in der ehemaligen Kaserne.
Die gestiegene Zahl habe aber nichts damit zu tun, dass derzeit wieder vermehrt Menschen nach Deutschland kämen und auf Asyl hofften, betont Manfred Becker, der Leiter der Abteilung für Flüchtlingsangelegenheiten, Erstaufnahmeeinrichtungen und Integration beim Regierungspräsidium in Gießen. Der Grund sei viel eher eine zum 1. September eingetretene Gesetzesänderung, nach der Flüchtlinge, die einen Asylantrag stellen, bis zur Entscheidung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BaMF) in der Erstaufnahmeeinrichtung leben müssen. Seien beispielsweise Familien einst nach vier bis sechs Wochen den Kommunen zugewiesen worden, so müssten sie inzwischen bis zu drei Monaten warten.
Einrichtung wirkte sich positiv auf Finanzen aus
Neustadts Bürgermeister Thomas Groll hätte gerne, dass künftig nicht mehr als 600 Flüchtlinge in der EAE untergebracht werden – ein Wunsch, den ihm Becker gerne erfüllen will, dies aber aufgrund der Zuwanderungs-Dynamik nicht kann, wie er sagt. Eine vierstellige Flüchtlingszahl sei einer Stadt wie Neustadt, in deren Kernstadt rund 6000 Menschen leben, jedenfalls nicht mehr zumutbar, so Groll, der noch einmal daran erinnert, einst keine Wahl gehabt zu haben. Kein Bürgermeister und auch kein Landrat hätten das Land vor fünf Jahren aufhalten können, an selbst ausgewählten Orten EAEs einzurichten, wirft Becker ein. „Neue Rechtslage, höhere Belegung“ weiterlesen

Eine Aussage löst Unmutsbekundungen aus

Eberhard Aurich sprach über den Mauerfall und seine Karriere in der Freien Deutschen Jugend

Die jüngste Veranstaltung der zeitgeschichtlichen Reihe der Stadt Neustadt drehte sich um den Mauerfall am 9. November 1989. Zu Gast war Eberhard Aurich – ein prominenter Zeitzeuge aus der ehemaligen DDR.
von Klaus Böttcher
Neustadt. „Bau auf, bau auf, freie deutsche Jugend bau auf, sangen Karl-Joseph Lem- mer und Michael Dippel das Lied der Freien Deutsche Jugend (FDJ). Zusammen mit Wil- fred Sohn bilden die beiden das Trio Semplice, das mit zum Thema passenden Liedern die zeitgeschichtliche Veranstaltungsreihe musikalisch umrahmt.
Die Freie Deutsche Jugend war mit mehr als zwei Millionen Mitgliedern die große Jugendbewegung in der DDR – mit der Eberhard Aurich eng verbunden ist: Er war ab 1969 hauptamtlicher Mitarbeiter der FDJ und ab 1983 Nachfolger von Egon Krenz als erster Sekretär des Zentralrates der FDJ.
Neustadts Bürgermeister Thomas Groll führte mit Eberhard Aurich ein hochinteressantes Gespräch, in dem die Ereignisse des Jahres 1989 einen Schwerpunkt bildeten. Zunächst zeigte Groll einen aufklärenden Film, in dem der Gast auch eine Rolle spielte: Als Mitglied des Zentralkomitees der SED, der Volkskammer und des Staatsrates der DDR stand Aurich am 6. Oktober 1989 zusammen mit Erich Honecker und Michail Gorbatschow am Platz der Republik und nahm den Fackelzug von 100 000 FDJ-Mitgliedern zum 40. Jahrestag der DDR ab. Ebenso stand er beim großen Pfingsttreffen an der Seite Honeckers und war der Hauptredner.
Der inzwischen 73-Jährige hat kürzlich ein Buch mit dem Titel „Zusammenbruch. Erinnerungen, Dokumente, Einsichten“ geschrieben. Darin setzt er sich offen und selbstkritisch mit der DDR auseinander. Im Zwiegespräch mit Groll berichtete er von seiner Kindhejt, seinem Lehramts-Studium und seiner Karriere in der FDJ.
Auf Grolls Frage nach den Veränderungen in den 70er-Jahren erklärte Aurich, das Volk hätte Wohnungen gewollt, statt mehr Wirtschaft. Erich Honecker, der Walter Ulbrich abgelöst hatte, kam dem nach. „Anfang der 70er-Jahre herrschte eine Aufbruchstimmung, die war aber 1976 schon wieder zu Ende“, gab Aurich offen zu.
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Neustädter Mitteilungsblatt

„Goldener Biber“ 2019 II. Neustädter Artistenfestival begeisterte über 300 Besucher

Am 13. Oktober hatte die Stadt Neustadt (Hessen) zum II. Neustädter Artistenfestival ins Circus-Zelt am Junker-Hansen-Turm, dem größten Fachwerkrundbau der Welt, eingeladen. War der Besuch 2018 noch eher verhalten, so fanden diesmal über 300 Zuschauer den Weg zur bunten Manegen-Schau.
Beteiligt am Festival waren die Circus-Familie Bichlmaier („Mane- gen-Traum), die in der Woche zuvor einen Mitmach-Circus für über 80 Kinder anbot, die Schule für darstellende und bildende Künste DIE ETAGE e.V. aus Berlin, die „Traumfänger“ von der Grundschule II aus dem benachbarten Stadtallendorf und „Magic Moti- ons“ vom Gesamtschulsportverein Fröndenberg aus NRW.
Zahlreiche „Circus-Prominenz“ konnte Neustadts Bürgermeister Thomas Groll, seit über zwei Jahrzehnten Mitglied der Gesellschaft der Circus-Freunde Deutschlands (GCD), zu Beginn der dreistündigen Veranstaltung begrüßen: Schirmherrin Rebecca Siemoneit- Barum (die „Iffi“ aus der „Lindenstraße“ und Tochter des berühmten Tierlehrers Gerd Siemoneit-Barum) mit ihrem Ehemann, dem Hochseilartisten Pierre Bauer, den GCD-Präsidenten Helmut Grosscurth, die GCD-Sektionsleiter Uwe Zachan (Nordhessen) und Claus von Scheven (Mittelhessen) und Peter Kremer vom European Youth Circus aus Wiesbaden. Zugegen war auch Landrätin Kirsten Fründt. Ebenso wie die Region Marburger Land unterstützte der Landkreis Marburg-Biedenkopf die Veranstaltung finanziell. „Neustädter Mitteilungsblatt“ weiterlesen