Neustadt baut auf neues Konzept zur Kinderbetreuung

Bürgermeister will Angebot in den Kindergärten um 20 Prozent erhöhen
Neustadt. Bürgermeister Thomas Groll möchte das Betreuungsangebot in den Neustädter Kindergärten ab 1. Januar um 20 Prozent erhöhen.
von Stephan Schienbein
Wie der Rathauschef im Gespräch mit der OP erläuterte, sieht das neue Kindergartenkonzept eine Erweiterung der Betreuungszeiten in den vier städtischen Kindergärten vor. Zustimmen muss noch das Stadtparlament, das am 12 . November zu seiner nächsten Sitzung zusammenkommt. „Ich rechne fest mit einer Zustimmung. Bisher gab es keine Diskussionen, auch der Jugendausschuss hat dem Konzept einmütig zugestimmt“, sagte Groll.
Das Konzept sieht vor, dass im Kindergarten „Sonnenschein“ (Eichsfelder Straße) die Kinder von 7 Uhr bis 15 Uhr betreut werden (bisher von 7.30 Uhr bis 13 Uhr). Im Kindergarten „ Regenbogen“ (Allee) soll die Zeit von 7 Uhr bis 17 Uhr (bisher 7.30 Uhr bis 15 Uhr) ausgeweitet werden.
„Sonnenschein“ soll fünfte Gruppe erhalten
In der Mengsberger Einrichtung „Sterntaler“ und im „Zwergenstübchen“ in Speckswinkel sollen die Kinder künftig in der Zeit zwischen 7.30 Uhr und 13.30 Uhr betreut werden.
Die Stadt will zudem im Kindergarten in der Eichsfelder Straße eine zusätzliche Gruppe einrichten. „Der Raum steht schon zur Verfügung“, so Groll. Laut Groll sollen in dieser fünften Gruppe auch Zweijährige betreut werden. Dadurch hat diese Gruppe Platz für 20 Kinder. „Wir planen, fünf bis acht Zweijährige in dieser Gruppe aufzunehmen. Der Rest wird mit Dreijährigen aufgefüllt“.
Den Eltern wurde das Konzept bei Elternabenden vorgestellt und stieß laut Bürgermeister auf positive Resonanz. „Die Eltern haben auch Verbesserungsvorschläge gemacht, die wir in das Konzept eingearbeitet haben“, berichtete Thomas Groll.
Der Bürgermeister stellte klar, dass das neue Konzept auch mit einer Gebührenerhöhung verbunden ist. Trotzdem läge Neustadt im Vergleich mit anderen Kommunen mit diesem Betreuungsangebot aber noch im unteren Bereich. Zudem habe die Stadt im Jahr 2003 zum letzten Mal die Kindergartengebühren erhöht. Bisher kostete zum Beispiel die Betreuung im Kindergarten“ „Regenbogen“ in der Allee (Betreuungszeit von 7.30 Uhr bis
15 Uhr) monatlich 80 Euro für das erste Kind. Das neue Angebot (Betreuung von 7 Uhr bis 17 Uhr) soll 130 Euro kosten.
Die Pläne zur Kinderbetreuung schaffen ein zusätzliches Defizit von 50 000 Euro in der Stadtkasse: Bisher investiert die Stadt 620 000 Euro jährlich in die Kinderbetreuung – mehr, als sie an Gewerbesteuer einnimmt. Laut Groll stehe aber ein Förderprogramm des Landes für die Kinderbetreuung in Aussicht. Die Höhe der Fördersumme sei aber noch nicht absehbar.
Groll möchte mit dem neuen Konzept auch sicherstellen, dass Kinder aus Neustadt und Speckswinkel nicht mehr in andere Kindergärten gefahren werden müssen. Die Stadt will deshalb den kostenlosen Transport der Kinder zum Mengsberger Kindergarten einstellen. „Die Kinder können zwar im Mengsberger Kindergarten bleiben, allerdings muss der Transport privat organisiert werden“, erläuterte Groll. Für Kinder endet der kostenlose Transport nach Mengsberg am 30. Juni 2008. „Im Moment fahren unsere Hausmeister zwei Stunden pro Tag die Kinder. Wenn die Transporte wegfallen, schafft das Luft und Zeit für die Hausmeister, um ihren eigentlichen Arbeiten nachzukommen“, sagte der Bürgermeister.
„Gutes Zeichen an die Eltern“
Er ist froh, dass das Konzept nach derzeitigem Stand einstimmig mitgetragen wird: „Das ist ein gutes Zeichen an die Eltern“.
Die Erweiterung des Betreuungsangebotes ist laut Groll nur mit zusätzlichem Personal zu schultern. Nach aktueller Schätzung will die Stadt daher 2,04 Stellen mehr in den Kindergärten schaffen. „Wir wollen vorhandene Stellen aufstocken, aber ganz ohne neues Personal wird es nicht gehen“, glaubt der Bürgermeister. Der geänderte Stellenplan sei auch schon Bestandteil des städtischen Haushalts für 2008, den der Bürgermeister am ^.November ins Parlament einbringt.
Die Marschrichtung Grolls ist klar: Mit dem neuen Konzept will er die Kinderbetreuung in Neustadt attraktiver machen. „Wir sind eine Wohnstadt. Die Menschen pendeln nach Marburg, Kassel oder Frankfurt zur Arbeit. Die gute Bahnanbindung ist ein Vorteil. Wir wollen die so genannten weichen Standortfaktoren wie Kinderbetreuung, Einzelhandel oder ein geordnetes Vereinsleben stärken und ausbauen, um Neustadt als Wohnstandort noch attraktiver zu machen.“, so Groll.