Barrierefreier Umbau des Bahnhofs könnte 2026 beginnen
Von Michael Rinde
Neustadt. Erst vor wenigen Tagen stellte die Stadt Neustadt als Herausgeber ein Buch rund um die Historie des 1850 eingeweihten Neustädter Bahnhofs vor. Bei der Präsentation hatte Bürgermeister Thomas Groll (CDU) noch einmal den deutlichen Wunsch geäußert, dass die Station an der Main-Weser-Bahn auch in naher Zukunft barrierefrei ausgebaut wird. Jetzt scheint dieser Wunsch schneller in Erfüllung gehen zu können als von Groll erhofft. Er habe ein klares Signal von der Bahn bekommen, dass der Neustädter Bahnhof auf einer verbindlichen Liste für den barrierefreien Ausbau bis zum Jahr 2030 stehe, erklärte Groll im Gespräch mit der OP. Diese Liste hat Hessens grüner Verkehrsminister Tarek al-Wazir offenbar gemeinsam mit der Bahn AG, den Verkehrsverbünden RMV und NVV vorgestellt und dabei angekündigt, dass bis 2030 die Summe von 580 Millionen Euro dafür bereitstehen werde.
Das hessische Wirtschafts- und Verkehrsministerium bestätigte der OP, dass Neustadt auf der Liste der Bahnhöfe steht, die in den nächsten Jahren umgebaut werden. Die Liste ist verbindlich. Es geht um den Umbau von 95 Stationen. Land und Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) teilen sich nach einer Presseinformation die Planungskosten, auch ein finanziell gesehen ansonsten „großer Brocken“ für Städte und Gemeinden. Das hatte zuletzt die Stadt Kirchhain erfahren müssen, die ihren Anteil an den Planungskosten im Vorfeld geleistet hatte. Für Neustadts Bürgermeister ist diese Nachricht naturgemäß erfreulich. Denn sie ist Ausgangspunkt und Grundlage für alles Weitere, was nun noch zahlreiche Schritte erfordern wird. Seit inzwischen 18 Jahren sei die Barrierefreiheit des Bahnhofs allein schon für ihn ein Thema, jetzt rücke sie näher. Groll hatte gestern noch keine genauere Information darüber, wann Neustadt an die Reihe kommen könnte. Recherchen der OP ergaben allerdings, dass bahnintern wohl vorgesehen ist, in Neustadt ab Januar 2026 zu bauen. Die Planungen könnten demnach schon 2022 beginnen. Derzeit müssen Bahnkunden mit Bewegungseinschränkungen, behinderte Reisende oder auch Mütter mit Kinderwagen 44 Stufen überwinden, um zum Bahnsteig zu kommen oder von dort zum Ausgang. Neustadt ist im Ostkreis die letzte große Station, die noch nicht barrierefrei ausgebaut ist, wenn der Kirchhainer Bahnhof im nächsten Jahr seine Aufzüge und Rampen erhalten hat. Ein weiterer wichtiger Punkt, zu dem sich Verkehrsverbünde, Land und Bahn Ende vergangener Woche erklärten, ist die Kostenbeteiligung der Kommunen beim Umbau. Im Fall Kirchhain hatten sich die Beteiligten, insbesondere Land und Stadt, auf einen deutlich geringeren Gesamtanteil an den Umbaukosten verständigt. Ursprünglich wäre für Kirchhain eine Millionensumme aufzubringen gewesen. Groll hofft im Fall Neustadts auch auf Unterstützung des Landes. Das hat laut einer Presseerklärung der Bahn AG zugesagt, dass es finanzschwachen Kommunen hilft. Neustadt ist nach wie vor als finanzschwache Kommune eingestuft. Groll geht gleichwohl davon aus, dass sich die Stadt am Umbau wird beteiligen müssen.
Groll bedauert noch einmal, dass sich in Sachen Bahnhofsgebäude bisher nicht viel getan hat und erneuert das grundsätzliche Kaufinteresse der Stadt, wenn man sich über den Kaufpreis einigen könnte. „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir hier bis 2030 etwas Gutes schaffen können“, unterstreicht er.