Neugestaltung des Rathausplatzes
Mit Mitteln des Konjunkturinvestitionsprogrammes des Bundes soll der Neustädter Rathausplatz 2020 barrierefrei umgebaut und städtebaulich aufgewertet werden.
Die Baumaßnahme soll von April bis voraussichtlich August dieses Jahres dauern. Die Bruttobaukosten belaufen sich nach Auskunft von Bürgermeister Thomas Groll auf rund 490.000 Euro. Der Bund gewährt der Kommune für das Projekt einen Zuschuss von knapp 400.000 Euro. Erfreulich sei, dass sich bei der öffentlichen Ausschreibung ein örtliches Unternehmen durchsetzen konnte, betont Groll.
Das Vorhaben ist mit dem Denkmalschutz abgestimmt und wird dazu führen, dass die Parkplätze beim Rathaus während der Bauphase nur eingeschränkt oder auch gar nicht zur Verfügung stehen.
Das vorhandene Wildpflaster wird zunächst aufgenommen. Später gestaltet man damit die Parkplatzflächen. Die Wegeflächen des Platzes werden hingegen mit größeren Basaltlava-Platten belegt. Diese werden durch kleingliedrige Basaltläufersteine ergänzt.
Die den Rathausplatz umgebenden Mauern werden – wo nötig – neu verfugt.
Auf einer neu anzulegenden Grünfläche wird ein Denkmal für die während der NS-Gewaltherrschaft deportierten, ermordeten oder in die Emigration getriebenen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger Neustadts entstehen. Hierfür hatte sich ein Arbeitskreis aus Magistrat, Stadtverordnetenversammlung und Ortsbeirat ausgesprochen.
Mit der Gestaltung des Denkmals wurde der Anzefahrer Künstler Hans Schohl beauftragt. Es ist vorgesehen, dass eine Bank aus Stahl entstehen soll. Vor dieser wird sich, so die Interpretation von Bürgermeister Thomas Groll ein „Band der Geschichte und Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart“ befinden. Auch dieses wird aus Stahl geschaffen. Auslaufen soll das Band in einer Art Pult. Auf diesem befindet sich später ein Ringbuch. In dieses sollen immer wieder neue Texte zur örtlichen jüdischen Gemeinde oder zu Lebensschicksalen jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger geheftet werden. Auf diese Weise verändert sich das Denkmal regelmäßig. Man ist später eingeladen auf der Bank Platz zu nehmen „und mal zu denken“.
Vorstellbar wäre, dass man sich beispielsweise fragt, wie das Leben eines jüdischen Jungen in Neustadt verlaufen wäre, wenn er nicht in einem KZ ermordet worden wäre.
Es wäre aus Sicht von Thomas Groll und Hans Schohl wünschenswert, wenn sich zahlreiche Interessierte, durchaus auch Schulklassen, an der Erarbeitung der Texte beteiligen würden. Auf diese Weise würde das Denkmal von vielen Menschen mitgetragen und gestaltet, betont der Bürgermeister.
Gemeinsam mit Hans Schohl denkt man derzeit auch darüber nach, in einem zweiten Schritt vor der Bank ein Quadrat anzulegen, in dem „Stolpersteine“ mit Namen der Neustädter Juden abgelegt sind. Diese könnten dann später schrittweise entnommen und verlegt werden.
Arbeitskreis „Verfügungsfonds“ tagte zum vierten Mal
Im Rahmen der bis 2025 andauernden Städtebauförderungsmaßnahme „Soziale Stadt“ wurde von der Stadt Neustadt (Hessen) ein Verfügungsfonds geschaffen.
Jährlich stehen hier 25.000 Euro zur Verfügung. 3/4 des Betrages erhält die Kommune aus Fördermitteln, der Eigenanteil beläuft sich auf 1/4. Grundsätzlich stehen für Anträge, die u.a. von Vereinen, sozialen Initiativen oder aus Wohnquartieren herauskommen können, bis zu 5.000 Euro zur Verfügung.
2019 konnten u.a. das Jubiläumsfest der Bürgerwehr in der Altstadt, das Straßenmalerfestival, der Erwerb eines Containers für den Jugendraum oder der Bau eines Kulturcafe-Wagens aus dem Verfügungsfonds unterstützt werden.
Uber die Vergabe der Mittel entscheidet ein Arbeitskreis unter dem Vorsitz des Bürgermeisters. Dem Gremium gehören Kommunalpolitiker, Vertreter aus den Fördergebieten Innenstadt, Emil-Rössler- Straße und Leipziger Straße, Vereinsvertreter und Mitarbeiter sozialer Initiativen unter dem Vorsitz des Bürgermeisters an.
Kürzlich fand die vierte Sitzung des Arbeitskreises statt. Thomas Groll gab zunächst einen Bericht über den aktuellen Sachstand der „Sozialen Stadt“ und ging dabei u.a. auf den Neubau des Kultur- und Bürgerzentrums und die Umgestaltung des Bürgerparks näher ein. „Mit den enormen Fördermitteln könnten wir einiges in Neustadt verändern. Diese Chance wollen wir auch in den kommenden fünf Jahren nutzen“, so Groll.
Er ging nochmals auf den Bahnhof ein. Groll verwies darauf, dass dieser zwar das Eingangstor zur Kommune, bei weitem aber kein Schmuckstück sei. Für 2020 sei von Bahn, Rhein-Main-Verkehrsverbund und Kommune eine Sanierung der Personenunterführung vorgesehen. Von den Kosten in Höhe von rund 50.000 Euro trage man 1/3. Diese Maßnahme sei sinnvoll und ein Bestandteil der Sicherheitsinitiative KOMPASS. In den letzten Wochen, so der Bürgermeister, habe er mehrfach laut über einen Erwerb des Bahnhofes durch die Kommune nachgedacht. Dies sei für ihn eine „interessante Idee“. Allerdings müssten vier Voraussetzungen vorliegen: Einvernehmen mit dem Denkmalschutz, akzeptabler Kaufpreis, Nutzungskonzept und Förderkulisse. Bis dahin sei es sicher noch ein steiniger Weg.
Einstimmig brachte der Arbeitskreis drei Projekte auf den Weg: Unterstützung des 4. Neustädter Mitmach-Circus für Kinder von 6-12 Jahren im Oktober. Förderung des Umbaues der Garage am Weidenbrunnen durch die Historische Bürgerwehr zur Verschönerung der Altstadt. Ergänzung des Spielplatzes in der Emil-Rössler-Straße um einen Bereich für Kleinkinder.