Neustädter Mitteilungsblatt

Silvesterparty in Speckswinkel – Start ins Jubiläumsjahr

Mit einer Silvesterparty haben ca. 100 Speckswinkelerinnen den Countdown ins Jubiläumsjahr gefeiert und sich auf die bevorste­henden Feierlichkeiten zum 800-jährigen Dorfjubiläum einge­stimmt.
Ursprünglich als reine Outdoor-Veranstaltung geplant, entschied sich der Festausschuss aufgrund des unbeständigen Wetters kurz­fristig dazu, die Feierlichkeiten weitestgehend in den Zollhof zu verlagern. In einem spontan festlich dekorierten Zollhof wurde den Gästen neben leckerem Essen und Getränken, wie Wein und Aperol- Spritz, jede Menge Spaß unter anderem mit Musik und einer angemieteten Fotobox, die für super Stimmung und viele Lacher sorgte, geboten. Die Bilder konnten als Erinnerung mit nach Hause genommen werden.
Für die Kinder wurden verschiedene Aktionen, wie z.B. eine kleine Kinderdisko, ein Mal- und Basteltisch sowie diverse Brett­spiele, auf der mittleren Etage des Zollhofs angeboten.
Auch auf dem Dorfplatz konnte man bereits vor Mitternacht bei einem Tonnenfeuer und Party- Musik den Countdown feiern. i
Um Mitternacht wurde von den Veranstaltern an alle Partygäste ein Prosecco verteilt, mit dem dann auf dem Dorfplatz auf das neue Jahr – unser großes Jubilä­umsjahr – angestoßen wurde.
Die Silvesterparty, wie auch alle weiteren Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr werden von unse­rem lokalen Fotografen Peter Lauritis begleitet. Am Ende des Festjahres wird ein Bildband über das gesamte Jubiläumsjahr erscheinen.
Wir blicken mit Vorfreude auf die bevorstehenden Veranstaltungen zu unserem 800-jährigen Dorfjubiläum und freuen uns über zahlrei­che Besucher. Wir werden Einzelheiten zeitnah bekanntgeben.
Martin Naumann, Ortsvorsteher und Vorsitzender des Festausschuss 800 Jahre Speckswinkel
Im Namen des Festausschusses möchte ich mich bei allen Mitbürg­erinnen für die Unterstützung bei der Planung, sowie dem Auf- und Abbau zu unserer Silvesterfeier bedanken.

Dreikönigssingen 2023 „Kinder stärken, Kinder schützen – in Indonesien und weltweit

Bei ihrer Aktion 2023 rücken die Sternsinger den Schutz von Kin­dern vor Gewalt in den Mittelpunkt und machen auf Mädchen und Jungen aufmerksam, die unter physischer, sexualisierter oder psy­chischer Gewalt leiden. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass jährlich 1 Milliarde Kinder und Jugendliche verschiedenen Formen von Gewalt ausgesetzt sind – das ist jedes zweite Kind. Diese schweren Verletzungen des Kinderschutzes kommen in allen gesellschaftlichen Schichten und in allen Ländern vor. Ins­besondere Kinder armer Regionen und Kinder in Notsituationen werden zudem Opfer von organisierter Kriminalität und systema­tischer Ausbeutung. Diese leidvollen Erfahrungen verletzen die Jungen und Mädchen körperlich und seelisch nachhaltig. Umso wichtiger ist es, Kinder von klein auf zu schützen. Erwachsene müssen deshalb für den Kinderschutz sensibilisiert werden. Denn sie sind dafür verantwortlich, junge Menschen zu schützen. Zu­gleich müssen sie Kinder stärken, indem sie ihnen ihre Rechte ver­mitteln und sie darin unterstützen, diese einzufordern und ihre Bedürfnisse auszudrücken.
Im Jahr 2023 findet die Aktion Dreikönigssingen in Deutschland zum 65. Male statt. Beispielland ist dieses Mal Indonesien. Der
Inselstaat in Südostasien zählt 274 Mio. Einwohner. Indonesien ist der viertbevölkerungsreichste Staat der Welt und der weltgrößte Inselstaat. Dort lebt die weltweit größte Anzahl von Muslimen. Indonesien ist mit vielen Problemen im Hinblick auf Gesundheit konfrontiert. Die Daten zur Kindersterblichkeit sind katastrophal: rund 40% der indonesischen Kinder sterben vor Vollendung des 5. Lebensjahres. Neugeborene leiden oftmals an Krankheiten.
26 Mio. Indonesier, also etwa 10% der Bevölkerung, sind Chris­ten. Das Christentum gelangte bereits im 16. Jahrhundert zu den Inseln.
Auch in diesem Jahr beteiligen sich in Neustadt und Momberg wieder zahlreiche Kinder, begleitet von Erwachsenen, und bringen den Segen an die Haustüren der Kommune.
Gemeinsam mit Stadtverordnetenvorsteher Franz-W. Michels und Erstem Stadtrat Wolfram Ellenberg sowie einigen Mitarbeitenden der Verwaltung, konnte Bürgermeister Thomas Groll am 6. Janu­ar 2023 die kleinen Könige und Sternsinger aus Neustadt im Foyer des Rathauses begrüßen.
Gemeinsam wurde gesungen und gebetet und im Anschluss der Segen/20*C+M+B+23 an die Rathaustüre geschrieben.
Bürgermeister Thomas Groll dankte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Dreikönigssingens in unserer Kommune für ihren Einsatz und überreichte eine Spende sowie Süßigkeiten. Er betonte, dass es wichtig sei, bei allen Herausforderungen und Schwierigkeiten, die es momentan auch in unserem Land gäbe, jene Länder der Welt nicht zu vergessen, wo die Menschen unter Armut lebten, Gewalt ausgesetzt seien und die Gesundheitsver­sorgung weit hinter der unsrigen zurückbleibe. Er erinnerte aber sogleich auch daran, dass man nicht nur in anderen Ländern bei­spielsweise sexualisierte Gewalt thematisieren müsse, sondern dass auch hier in Deutschland eine Aufarbeitung von Fehlverhal­ten in vielen gesellschaftlichen Bereichen, auch bei den Kirchen, notwendig sei.

Danke an den „Post-Mann“

Zum Jahresende 2022 beendete Werner Mann nach zwei Jahr­zehnten seine Tätigkeit als Betreiber der örtlichen Postfiliale.
Bürgermeister Thomas Groll dankte dem „Post-Mann“ ebenso wie viele Kundinnen und Kunden für seine engagierte Tätigkeit.
„Gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen haben Sie eine wichtige Aufgabe in unserer Kommune wahrgenommen. Stets freundlich und souverän haben Sie auch herausfordernde Situationen gemeis­tert, die beispielsweise die Erstaufnahmeeinrichtung auch für die Postfiliale mit sich brachte. Dafür sage ich mit einem kleinen Prä­sent Dankeschön“, so der Bürgermeister.
Thomas Groll hob zudem hervor, dass sich Werner Mann gemein­sam mit seiner Ehefrau sozial engagierte und Bücher für die El­terninitiative Leukämie und tumorkranker Kinder Marburg e.V. verkaufte.

Ein Tulpenbaum zum Stadtjubiläum als Zeichen einer zukünftigen Zusammenarbeit

Mit einem Baumgeschenk zum Stadtjubiläum stellt sich die Kultur-Initiative-Willingshausen (KIWI) in Neustadt vor.
Überreicht wurde der Tulpenbaum Bürgermeister Thomas Groll bereits anlässlich der Sternwanderung zum „Dreiherrenstein“ am 3. Oktober 2022. In Abstimmung mit der Stadtverwaltung konn­te ein Pflanzort auf dem Rabenauplatz vis-a-vis der Katholischen Pfarrkirche festgelegt werden. Pünktlich zum Ende der ersten Frostperiode dieses Winters stand nun die Baumpflanzung an. Bürgermeister Thomas Groll ließ es sich nicht nehmen, die Pflan­zung gemeinsam mit der KIWI-Vorsitzenden Margitta Braun- Biskamp und Initiator Jörg Haafke in die Hand zu nehmen. Die Kulturinitiative hatte dazu bereits den symbolischen Rahmen zur Vermittlung der KIWI-Idee geschaffen und im Ring um den Pflanzort drei Steinstelen gesetzt.
Die drei Findlinge nehmen nicht nur Bezug auf den Dreiherren­stein als gemeinsamem Grenzort der drei Landkreise Marburg- Biedenkopf, Vogelsberg und Schwalm-Eder, sondern versinn­bildlichen durch unterschiedliche Gesteinsarten die jeweiligen Landkreise. Im Ring um den Tulpenbaum angeordnet weisen sie zudem auf deren räumliche Lage. Vor allem aber steht der Stein- Kreis aus Buntsandstein, Basalt und Quarzit für die KIWI-Idee eine „grenzüberschreitende“ Kulturbrücke zu bilden und mehr kulturelle Zusammenarbeit zu praktizieren und Angebote zu prä­sentieren.
Seit kurzem wird diese Idee auch durch zwei Neustädterinnen im KIWI-Vorstand mit Leben erfüllt. Die als eine der Organisato­rinnen des Neustädter Straßenmalerfestivals bekannte Roswitha Trümpert wurde zur Stellvertretenden Vorsitzenden in der KIWI gewählt und Zahra Vahedi hat die Aufgabe der Kassenwartin übernommen.
Die KIWI ist eine noch sehr junge Vereinigung. Im Sommer 2021 gegründet, kann sie derzeit auf 32 Mitglieder setzen, erst in der kürzlich durchgeführten Mitgliederversammlung wurden fünf neue Kiwis aufgenommen. Die KIWI versteht sich als offene In­itiative zur Förderung des Kultur- und Kunstgeschehens in der Region und gewährt u.a. in einem Initiativkreis auch Nicht-Mit­gliedern die Möglichkeit zur Mitwirkung.
Zur Förderung des Kultur- und Kunstgeschehens hat die KIWI das zuletzt leerstehende Ladenlo­kal mit Bäckerei in der Neustädter Straße in Willingshausen ange­mietet.
In den Räumlichkeiten der „Neu­städter Sieben“ führt die KIWI seither vor allem Ausstellungen und Kurse durch, unter anderem hat auch die seit 50 Jahren in Wil­lingshausen bestehende Malschule dort eine neue Heimat gefunden. Darüber hinaus bringen KIWI- Mitglieder ihre angestammten Veranstaltungsorte ein, etwa das „Kulturhaus AnTreff“ vis-a-vis der Dorfmühl oder der „Rangshof“ gegenüber der Kunsthalle. Auch öffentliche Orte wie der Dorfplatz Willingshausen oder der Gerhard- von-Reutern-Platz in Willings­hausen werden von der KIWI für Veranstaltungsangebote genutzt, erläutert Margitta Braun-Biskamp, die Vorsitzende der KIWI und ergänzt: „Wir hoffen nun auch
in Neustadt Impulse in die Kulturarbeit einbringen zu können. Der Tulpenbaum mag dazu ein erstes Zeichen sein!“
Mit Blick auf die besondere Symbolik der Pflanzung weist Jörg Haafke als Verantwortlicher für die Öffentlichkeitsarbeit der KIWI darauf hin, dass die Tulpe in der traditionellen Schwälmer Symbolik ein sehr wichtiges Motiv war und Reichtum und Wohl­stand zum Ausdruck bringen sollte. Der Ursprung für ein solches Verständnis sei darin zu sehen, dass die Tulpe ursprünglich aus Vorderasien stammt und als Bereicherung der heimischen Pflan­zenwelt wahrgenommen und kultiviert wurde. „So hoffen wir, dass die KIWI auch in Neustadt als Bereicherung angenommen wird!“ Das ebenfalls aus der Schwalm mitgebrachte Laub für die Baum­scheibe soll, so Haafke, das Bodenleben am Pflanzort aktivieren und dem Wurzelwachstum Schutz geben.
Bürgermeister Thomas Groll dankte den Kiwis für das großzügige Geschenk und freute sich auf ein kulturelles Miteinander. Er kann sich gut vorstellen, dass der Verein auch in Neustadt Veranstaltun­gen anbietet und sagte hierfür Unterstützung zu.

Haushaltsrede TEIL 2

Im Verlauf seiner Ausfüh­rungen kam Thomas Groll nochmals auf das Thema Hessische Erstaufnahme­einrichtung (HEAE) zu sprechen, die er als eine große Herausforderung für die Kommune, insbeson­dere die direkten Anlieger und Gewerbetreibenden bezeichnete. „Es ist nicht akzeptabel, wenn etliche Kinder oder Senioren nicht mehr alleine in den Bürger­park oder zum Bahnhof ge­hen mögen oder wenn man in der Nähe der HEAE Angst vor Wohnungsein­brüchen haben muss. Hier ist das Land gefordert und
sollte die personelle Besetzung der Polizeistation Stadtallendorf bald verbessern. Erfreulicherweise gibt es hier vernehmbare Sig­nale für die zweite Jahreshilfe 2023“, sagte der Bürgermeister. Zu­dem kündigte er an, dass die Kommune im kommenden Jahr im Rahmen der Sicherheitsinitiative KOMPASS neben regelmäßigen Gesprächen zur Prävention für die Bereiche Bürgerpark, Innen­stadt und Bahnhof, sowie bei Bedarf Freibad, in Absprache mit der örtlichen Polizei temporär einen Sicherheitsdienst einsetzen und damit dem Beispiel anderer Kommunen folgen werde. Hierfür sind 20.000 Euro vorgesehen. Auch solle es vorrangig für das Um­feld der HEAE eine kommunale Förderung bei der Umsetzung von Einbruchssicherheitsmaßnahmen geben.
Der Bürgermeister sprach sich dafür aus, dass die maximale Be­legung der Einrichtung bei 600 Geflüchteten liegen solle und hat dies bereits gegenüber dem Land kommuniziert.
Groll verwies aber auch darauf, dass monetäre Ausflüsse der Ein­richtung direkt auf die gesamte Einwohnerschaft durchschlagen würden: „Wenn wir aufgrund der hohen Belegungszahlen in der HEAE zusätzliche Schlüsselzuweisungen des Landes bekommen, dann profitiert hiervon nicht nur die örtliche Infrastruktur, son­dern beispielsweise jeder einzelne Grundstückseigentümer.“ In Neustadt beläuft sich die Grundsteuer B nämlich „nur“ auf 365 Punkte, im Landesdurchschnitt sind es aber bereits 494. Bei einem Einfamilienhaus, 140 qm Wohnfläche, etwa 20 Jahre alt, sind dies etwa 140 Euro Ersparnis im Jahr.
„Natürlich vertrete ich trotzdem nach wie vor die Auffassung, dass das Land die Stadt Neustadt (Hessen) als Standort einer Außen­stelle der HEAE in besonderer Weise unterstützen muss. An der Feststellung, dass wir einen Dienst für das gesamte Land erbrin­gen und es daher gerechtfertigt ist, dass sich das Land vor Ort in besonderem Masse finanziell engagiert, hat sich nichts geändert“, so Groll.
Natürlich befasst sich die Stadtverwaltung auch mit etwaigen Stromausfällen aufgrund einer Gasmangellage und trifft Vor­kehrungen. So werden unter anderem zwei zusätzliche Notstrom­aggregate und eine mobile Kleintankstelle für knapp 1.000 Liter Fassungsvermögen angeschafft und das DGH Momberg, das als Betreuungsplatz 50 – hier sind 50 Feldbetten eingelagert – für Not­fälle vorgesehen ist, mit einer Notstromversorgung ausgestattet. Hierfür sind insgesamt rund 65.000 Euro vorgesehen.
Sollte es in den nächsten Monaten doch nicht zu einem Katast­rophenfall kommen, dann wären diese Anstrengungen dennoch
nicht umsonst gewesen, betonte der Bürgermeister. Es sei näm­lich besser Vorsorge zu treffen, als im Bedarfsfall unvorbereitet zu sein.
Er befasste sich in der Haushaltsrede ausführlich mit den Freiwil­ligen Feuerwehren und stellte fest, dass der Magistrat stets Wert auf gute Ausbildung, Ausrüstung und Unterbringung lege. Die FFw Speckswinkel erhält 2023 ein neues Fahrzeug (140.000 Euro) und die FFw Neustadt-Mitte soll in 2025 eines erhalten (500.000 Euro). In Speckswinkel wird der untere Bereich des „Zollhofes“ für das normgerechte Umkleiden der Wehr umgebaut. Die FFw Mengsberg erhält 2023 zusätzlichen Lagerraum. „Im kommenden Jahr müssen wir zudem darüber nachdenken, ob und wie wir das 1982 errichtete Feuerwehrhaus in Neustadt so sanieren können, dass die Unterbringung von Mensch und Gerät verbessert und dem heutigen Standard angenähert wird. Umbau im Bestand ist kein einfaches Unterfangen, ein Neubau – für zumindest 3 Millio­nen Euro – dürfte für uns aber eher schwerlich zu stemmen sein, zumal ein geeignetes Gelände fehlt“, erläuterte Groll.
In den beiden kommenden Jahren sollen als kommunaler Bei­trag zum Klimaschutz auf den Dächern des DGH Momberg, des Feuerwehrhauses Momberg, des Kindergartens Momberg (in Ab­sprache mit dem Eigentümer Landkreis), des „Zollhofs“, der KiTa „Sonnenschein“ und des Anbaues beim Historisches Rathaus für 300.000 Euro PV-Anlagen errichtet und dann selbst betrieben werden.
„Wenn wir die gegenwärtige wirtschaftliche Entwicklung be­trachten können wir dankbar sein, dass wir die Großprojekte der letzten Jahre – Kultur- und Bürgerzentrum, Freibad, Hallenbad, Bürgerpark, Anbau KiGa „Arche Noah“ Momberg, Anbau KiTA „Regenbogen“, Kunstrasenplatz, Schlossplatz, multifunktionales Haus Momberg, Fassadensanierung „Haus der Vereine“ und Um­bau Zollhof Speckswinkel – mit einem Investitionsvolumen von rund 14,8 Millionen Euro ohne eine Kreditaufnahme und weitest­gehend entsprechend des jeweiligen Bauzeitenplanes zwischen­zeitlich fast vollständig umgesetzt haben“, hob Groll hervor, der hier von einer beeindruckenden Leistung sprach.
2023 werde die Kostenexplosion aber auch auf kommunale Bau­vorhaben durchschlagen. Der Straßenbau in Mengsberg (Zum Engelhain und An den Schuleichen) steige von 1,1 auf 1,7 Millio­nen Euro an, Kasseler Straße und Bahnhofstraße in der Kernstadt verteuerten sich um etwa 170.000 Euro, der neue Hochbehälter in Speckswinkel sei laut Planungsbüro statt mit 500.000 Euro nun mit einer knappen Million zu veranschlagen und der Preis für eine notwendige Entsäuerungsanlage für den Brunnen Momberg ver­dopple sich auf fast 200.000 Euro.
Aufgrund dieser Entwicklung werde man die Prioritätenlisten für den Straßenbau und die Fertigstellung von Erschließungsanlagen zeitlich etwas strecken, da man um die Belastung der Anlieger wisse. Zudem schaue man natürlich stets, ob es möglicherweise kostengünstigere Alternativen gebe.
Auch das „Haus für alle“, das geplante Mengsberger DGH, wird deutlich teurer. Statt 1,4 Millionen Euro sind nun, bei 1,35 Millio­nen Förderung, 2,2 Millionen Euro angesetzt.
„Wir können diese Verteuerungen noch auffangen. Werden aber alle Planungen stets hinterfragen und sorgsam mit den kommuna­len Geldern umgehen“, stellte der Kämmerer fest, der versprach, den Kurs einer soliden Haushaltspolitik nicht zu verlassen.
Die hohe Förderung für Mengsberg bezeichnete er als ein Wun­der. Es sei gelungen, ein kleines Zeitfenster hoher Förderung zu nutzen, um ein Optimum herauszuholen.
Im Haushaltsplan 2023 finden sich im Rahmen des Städtebau­förderungsprogramms „Sozialer Zusammenhalt“ wieder einige Großprojekte im Haushalt wieder: die umfassenden Sanierung des „Waldstadions“, die Neugestaltung des Parkplatzes beim Kultur- und Bürgerzentrums, die Schaffung von zusätzlichen La­germöglichkeiten und die Umgestaltung des Parkplatzes in der Kreuzgasse. Erwarteten Ausgaben von etwa 2,2 Millionen Euro stehen hier Fördergelder von rund 1,6 Millionen Euro gegenüber. „Dank der erheblichen Fördergelder erlebten wir „fette Jahre“, denen unweigerlich aber auch „magere“ folgen werden. Wir wer­den uns natürlich weiter aktiv um Zuschüsse bewerben. Dies dürf­te aber nicht immer gelingen oder etwas dauern. Daher können wir in den Folgejahren vielleicht nicht 3 oder 4 Großprojekte zeit­gleich umsetzen, sondern müssen Prioritäten setzen“, betonte der Bürgermeister.
Mit der aktuellen Auslastung des Kultur- und Bürgerzentrums zeigte er sich zufrieden, verwies aber darauf, dass dies mit einem hohen Personaleinsatz und jährlichen Wartungskosten von über 25.000 Euro einherginge. Die Karnevalsgarden bat er um Ver­ständnis dafür, dass es immer wieder kurzfristig zu Terminab­sagen komme, denn die gewerbliche Nutzung und die Kurse der Volkshochschule hätten Vorrang.
Die Zahlen des kommunalen Finanzausgleiches (KFA) seien für Neustadt im kommenden Jahr gut. Neustadt erhält rund 1,2 Mil­lionen Euro mehr als vor Jahresfrist geschätzt, allerdings müssen aufgrund der KFA-Systematik hiervon 700.000 Euro an den Kreis abgeführt werden.
„In den kommenden Jahren muss der KFA endlich reformiert werden und die Position der Kommunen im ländlichen Raum sollte gestärkt werden. Zudem erhoffe ich mir vom Land in vielen Bereichen mehr Planungssicherheit. Da werden zunächst Dinge vorgegeben und dann, weil viele Städte und Gemeinden sie zum Stichtag nicht erfüllen, wird zurückgerudert. Wir strengen uns an, sind up to date und sehen dann, dass der Einsatz der Verwaltung12 gar nicht hätte sein müssen“, beklagte sich Thomas Groll. Gerade im Bereich der Kindergärten müsse zudem endlich der Grundsatz „Wer bestellt, bezahlt“ gelten. Wenn das Land immer neue Schriften erlasse und zusätzliches Personal verlange, dann müsse es dies eben auch bezahlen, forderte der Bürgermeister. Zum wiederholten Male sprach er sich dafür aus, dass auch unter dreijährige Kinder für sechs Stunden von den Kindergartengebühr befreit werden.
Positiv erwähnte Groll das vielfältige Miteinander mit dem Landkreis Marburg-Biedenkopf. In zahlreichen Bereichen arbeite man interkommunal zusammen und auch das Miteinander mit den Ostkreiskommunen, insbesondere Kirchhain, werde weiterentwickelt.
Ausführlich befasste sich der Bürgermeister mit der Zukunft der Innenstadt. Als positive Beispiele gegen Leerstand nannte er den „Begegnungstreff“ und den NEUSTADTladen in der Markt Straße. Auch vom künftigen Coworking Space im Historischen Rathaus erhofft er sich positive Impulse. Mit dem Förderprogramm „Zukunft Innenstadt“ sollen auch 2023 verschiedene Vorhaben umgesetzt werden. Damit, so Thomas Groll, schaffe man zwar Abhilfe, löse aber natürlich nicht die Probleme. „Hierfür braucht es mehr. Hierfür wäre eine „Allianz für die Innenstadt“ bestehend aus Eigentümern, Mietern, gewerblichen Nutzern und der Kommune von Nöten. Mir ist bewusst, dass dies ein Bohren dicker Bretter ist, aber was ist die Alternative? Mit Hilfe des Förderprogramms „Zukunft Innenstadt“ geht die Kommune hier quasi in Vorleistung. Wir finanzieren eine Art „aufsuchende Beratung Ziel ist es, dass sich die Eigentümer in der Bahnhof- und Mail Straße klar werden, wie sie die Zukunft ihrer Immobilien sehen. Dies ist die Grundvoraussetzung für das weitere Vorgehen“, betonte Groll.
Entscheidend ist für ihn der Kampf gegen den Leerstand. Dar wünscht er sich idealerweise eine kreisweite Gesellschaft, die Leerstände aufkauft, saniert und vermietet. „Wir könnten so den Bevölkerungsmix in der Innenstadt steuern und Parallelgesellschaften verhindern.“ Als Gesellschafter sieht er unter anderem den Kreis, interessierte Kommunen, Banken und Wohnungsbaugesellschaften. „Sicher ein Bohren sehr dicker Bretter, aber ein Versuch wert.“
(Wird mit dem Teil III am 18.01.2023 abgeschlossen)