Nikolai-Kirche wird zur Pilgerkirche

Gotteshaus in Speckswinkel besteht seit 125 Jahren
Von Florian Lerchbacher
Speckswinkel. Wer Kunstschätze oder andere Besonderheiten sucht, der wird in der Kirche in Speckswinkel nicht fündig. Wer es aber klein und fein mag und nach etwas Besinnung sucht, der ist in dem Gotteshaus in dem Neustädter Stadtteil genau richtig. Erst recht ab dem Wochenende, denn dann ernennt die Landeskirche das Gebäude offiziell zur Pilgerkirche. Das bedeute insbesondere, dass sie mindestens von April bis Ende Oktober verlässlich geöffnet und somit zugänglich ist, aber auch, dass sie einladend gestaltet wird und ein Gästebuch und ein paar Kerzen parat liegen, betont Pfarrer Michael Fenner und ergänzt: „Eigentlich haben wir in Speckswinkel also schon seit 10 oder 15 Jahren eine Pilgerkirche. Wir machen es jetzt nur offiziell und bekommen von der Landeskirche ein entsprechendes Signet.“ Ziel sei es, den Menschen – egal welcher Religion oder Herkunft – zu signalisieren, dass Gott für sie da ist, wenn sie ihn brauchen.

Pfarrstelle wird nächstes Jahr aufgelöst

Immer wieder würden Gläubige, die auf dem Elisabeth-Pfad unterwegs sind, in Speckswinkel den Abstecher in die Kirche machen, berichtet der Pfarrer. Und manchmal fragten sie auch nach, ob sie im Ort übernachten können. Da das Gemeindehaus aber in die Jahre gekommen und nicht unbedingt repräsentativ sei, lade er die Menschen dann immer ins Pfarrhaus ein. „Für zwei Gäste ist Platz. Ich finde es schön, wenn sie hier übernachten. Man kann sich mit ihnen austauschen, gemeinsam frühstücken – ich finde, das gehört zu einem Pfarrhaus dazu“, sagt Fenner.

Sanierungskosten werden auf 330 000 Euro geschätzt

Seine Pfarrstelle wird, wenn er Anfang des nächsten Jahres in den Ruhestand geht, aufgelöst. Dann übernehmen Pfarrerin Kerstin Kandziora (Neustadt) sowie Pfarrerin Svenja Neumann und Pfarrer Thomas Peters – die anderen Geistlichen, die in der Kirchengemeinde Herrenwald tätig sind – seine Aufgaben. Allerdings gelte es, sich Gedanken über das Gotteshaus zu machen, stellt der jetzige Pfarrer heraus: Zum einen sei es Zeit, das Gebäude zu sanieren – einer Schätzung zufolge koste dies um die 330 000 Euro. In dem Zusammenhang sei aber auch darüber nachzudenken, was wirklich angezeigt sei, schließlich kämen in die Gottesdienste durchschnittlich nur 10 bis 15 Gläubige – und somit sei nicht sicher, ob Investitionen dieser Höhe angezeigt sind. „Brauchen wir also Bänke?“, fragt der Pfarrer und fügt hinzu, dass er Stühle für sinnvoller halte. Das sorge für mehr Flexibilität, aber auch mehr Nähe, denn die Gläubigen könnten, statt sich in den Bänken zu verteilen, gemeinsam in einem Halbkreis nebeneinander sitzen. Und mit anderen Sitzgelegenheiten sei es auch viel besser möglich, in der Kirche auch mal ein Konzert auszurichten: „Denn was wir auch noch machen müssen, ist für mehr Leben in der Kirche zu sorgen.“

125 Jahre besteht die Nikolai-Kirche. Der Turm ist sogar aus dem Ende des 13. Jahrhunderts. Doch etwa um das Jahr 1890 hätten sich die Speckswinkler überlegt, dass ihre Kirche zu klein sei und daher das Kirchenschiff abgerissen und durch eins in neugotischer Bauweise ersetzt.

Die Einweihung erfolgte im Jahr 1897 – mit zudem einer neuen Orgel, einer Kanzel, einem Altar und, was damals eine Besonderheit war, einem Ofen. Zwar habe es in der Zwischenzeit zwei Renovierungen gegeben: „Aber jetzt ist Zeit für eine grundhafte Sanierung“, meint der Pfarrer und hat noch einen Wunsch: Er würde gerne, um die Attraktivität der neuen Pilgerkirche noch zu steigern, gerne in den Garten eine Ruheliege stellen. Vielleicht werde ihm dieser Wunsch ja zum Geburtstag des Gotteshauses von einem Spender noch erfüllt, hofft er und kündigt an, dass geplant sei, auch die Kirche in Erksdorf regelmäßig zu öffnen.