Parlament einigt sich nach intensiver Debatte auf eine neue Strategie

Neustadts Stadtverordnete hoffen weiter auf Erhalt des gymnasialen Angebots
Neustadt. Nach einer polemisch geführten Diskussion einigten sich die Neustädter Stadtverordneten in ihrer jüngsten Sitzung zum Thema Gesamtschule Neustadt auf einen Kurswechsel.
von Tobias Hirsch
„Die Neustädter CDU hat die gemeinsame Linie für die integrierte Gesamtschule verlassen.“ Mit dieser Auffassung betraten die Mitglieder der SPD-Fraktion den Sitzungssaal im historischen Rathaus in Neustadt.
Auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung stand ein Antrag der CDU. Demnach solle die Stadtverordnetenversammlung den Kreisausschuss darum bitten, eine Teilfortschreibung des Schulentwicklungsplanes für die Planungsregion Neustadt zu erarbeiten, die den Erhalt des Gymnasialzweiges für den gesamten Geltungszeitraum des Schulentwicklungsplanes, das heißt bis zum Jahre 2011/2012, sicherstellt.
Hintergrund: Im Januar hatte die hessische Kultusministerin entgegen ihrer ursprünglichen Absicht zugesagt, in der Gesamtschule Neustadt doch die Neubildung einer Gymnasialklasse für das Schuljahr 2006/2007 zu gestatten. Durch die Beteiligung und das Engagement der gesamten Schulgemeinde haben zwischenzeitlich mehr als 30 Eltern ihr Kind für den Besuch des Neustädter Gymnasialzweiges angemeldet. Dies ist allerdings nur ein Zwischenschritt.
Mit dem Beschluss des Antrages und der damit in Aussicht stehenden Teilfortschreibung wäre das Thema Integrierte Gesamtschule (IGS) Neustadt erstmal vom Tisch
Hans Gerhard Gatzweiler (SPD) warf der CDU vor, mit ihrem Antrag die gemeinsame Linie zu verlassen und so das gymnasiale Angebot in Neustadt zu beerdigen. Langfristig bedeute ein Festhalten an der kooperativen Gesamtschule das Aus für den Gymnasialzweig. „Sie ignorieren eindeutig den Willen der Schulgemeinde und der Bevölkerung nach einer integrierten Gesamtschule“, schimpfte Gatzweiler.
Nach Ansicht der SPD wird es an der Neustädter Gesamtschule spätestens 2008 keine neue Gymnasialklasse mehr geben, da zu diesem Zeitpunkt nur 37 Schüler die Grundschule verlassen werden. Auch in den Jahren danach sei die Schülerzahl nicht groß genug, um in der bestehenden Schulform eine Gymnasialklasse bilden zu können.
Thomas Groll (CDU) konfrontierte Gatzweiler mit dem Vorwurf, bereits im Januar den Tod des Gymnasialzweiges prophezeit und so die Eltern bewusst verunsichert zu haben. Durch das Engagement von Bürgermeister Manfred Hoim und Landrat Robert Fischbach sei es jedoch nicht zu der befürchteten Schließung gekommen.
„Wir haben nun die Möglichkeit, den Gymnasialzweig mit einer Ausnahmegenehmigung in seiner jetzigen Form bis 2012 zu erhalten. Dann werden die Karten sowieso wieder neu gemischt“, sagte Groll.
Länger als eine Stunde diskutierten die Stadtverordneten intensiv und polemisch. Dominiert wurde die Versammlung durch den Schlagabtausch zwischen Gatzweiler und Groll am
Rednerpult.
„Die Idee der IGS war eine schnelle und richtige Reaktion auf die Ereignisse im Herbst. Die IGS schien die einzige Möglichkeit, ein gymnasiales Angebot zu retten. Aber die Sachlage hat sich geändert“, sagte Groll. Solange die Hoffnung auf den Erhalt des Gymnasialzweiges durch eine Ausnahmegenehmigung besteht, will man bei der CDU keine Alternative in Erwägung ziehen.
Grollte räumte jedoch ein, dass eine alljährliche Neuentscheidung über den Erhalt des Gymnasialzweiges nicht zumutbar sei.
„Wenn der Teilfortschreibung nicht bis 2012 zugestimmt wird, dann verfolgen wir weiter die IGS“, ergänzte Groll. Die Stadtverordneten fassten den Beschluss einstimmig.