Paula schwebt wie eine Fee durch die Lüfte
Rund 90 Kinder sind beim Mitmach-Zirkus in Neustadt dabei
90 Kinder lernen an vier Tagen das Leben als Zirkus-Artisten kennen, studieren verschiedene Nummern ein und präsentieren morgen ab 16 Uhr während einer Aufführung ihr Können.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Im Zelt am Junker- Hansen-Turm geht’s rund: Kinder lassen Messer fliegen, jon- ~ glieren mit Tüchern, turnen in “ luftiger Höhe, üben Nummern mit Tauben ein oder balancieren auf einem Seil. Der Zirkus ist in der Stadt – wobei die Artisten aus Neustadt selbst kommen und sechs bis zwölf Jahre alt sind.
Im vergangenen Jahr gastierte schon einmal ein Mitmach-Zirkus in der Junker-Hansen-Stadt. Damals über das Programm „Soziale Stadt“. Die Resonanz war so gut, dass Bürgermeister Thomas Groll – bekennender Zirkus-Fan – sogleich verkündete, alles zu tun, um erneut ein solches Projekt anzubieten. Gesagt, getan. Dieses Mal sind die Stadt, der Förderverein der Kindertagesstätte Regenbogen und der unter anderem für die Jugendarbeit tätige Verein bsj Marburg die Veranstalter. Jugendpfleger Lars Kietz hat sich darum gekümmert, dass Fördermittel aus dem Programm „Kultur macht stark“ (genauer gesagt: dem Unterprogramm „Zirkus macht stark“) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung fließen und die Teilnahme für die Kinder kostenlos ist. Lediglich für Frühstück und Mittagessen müssen sie einen Beitrag leisten.
Am Montag schnupperten sie erstmals Zirkusluft und lernten die verschiedenen Stationen kennen. Am Dienstag mussten sie dann entscheiden, wo ihre Vorliebe liegt und an welcher Nummer sie teilhaben wollen. Danach übten sie in akribischer Kleinarbeit ihre Auftritte ein. „Wir fördern die Kinder dabei dem Alter entsprechend“, stellt Kietz heraus und freut sich, dass im Zirkus „Manegentraum“ im Vergleich zum vergangenen Jahr die Kinder noch mehr im Vordergrund stehen. Ein weiterer Vorteil: Der Zirkus kam mit mehr Mitarbeitern, sodass jede Gruppe von einem Fachmann beraten und betreut wird.
Paula (11) hat sich eine Akrobatiknummer ausgesucht, an der sie teilnimmt. „Weil die Aufführung elegant ist und man schön aussieht – wie eine Elfe oder eine Fee.“ Das Training mache großen Spaß, „ist aber auch anstrengend, weil man viel Kraft braucht“.
Tino (7) ist bei den Messerwerfern dabei – die auch noch Vorführungen mit dem Lasso einstudieren. „Ich habe noch nie mit Messern geworfen, aber das fand ich spannend“, erklärt er und bekommt Tipps zur Wurftechnik von Zirkuschef Markus Bichlmaier – der betont, dass die besten Bilder vom Messerwerfen aus der Frontalperspektive entstehen und nach Finden eines „freiwilligen“ Opfers aus dem Blitzlichtgewitter die Klingen fliegen lässt. Mit Erfolg – sonst würde es diese Zeilen auch nicht geben. Die Kinder werden morgen indes nicht auf (beziehungsweise neben) lebende Ziele werfen, sondern Motive aus Papier ins Visier nehmen.
Bis dahin steht für sie aber noch viel Arbeit an: Beispielsweise müssen sie sich noch ihre Kostüme aussuchen oder gestalten und Plakate für ihre Zirkusaufführung malen.
■ Am Samstag um 14 Uhr findet im Zirkuszelt dann das erste Neustädter Kleinkunstfestival statt, bei dem die Teilnehmer um den Goldenen Biber kämpfen.