Neustadt stellt Geld für Freiwilligen Polizeidienst bereit Zwei Ehrenamtliche sollen Streife gehen
Neustadt. Mit Freiwilligen Polizeihelfern will die Junker-Hansen-Stadt für mehr Sicherheit in den Straßen sorgen.
von Stephan Schienbein
Im Haushaltsplan sind 2 500 Euro für die Aufwandsentschädigungen der Polizeihelfer vorgesehen. Kosten, die die Stadt tragen muss. Für Ausbildung, Ausrüstung und Dienstkleidung der Helfer sorgt hingegen das Land.
Neustadts Bürgermeister Thomas Groll ist davon überzeugt, dass durch den Einsatz dieser ehrenamtlichen Helfer das Sicherheitsgefühl der Bürger in der Stadt erhöht werden kann. In der Nachbarstadt Stadtallendorf sind diese Helfer bereits seit längerer Zeit im Einsatz.
Groll glaubt, dass sich durch die Präsenz dieser Helfer, die mit sieben Euro pro Stunde entschädigt werden, insbesondere ältere Menschen sicherer fühlen. Er sieht die Helfer auch als Ansprechpartner für die Bürger, zumal es in Neustadt keine Polizeistation gebe. Der Bürgermeister plant mit zwei Polizeihelfern für seine Stadt.
Gespräche mit Polizei und Innenministerium
Wann es losgeht, kann Groll noch nicht sagen. Die Stadtverordnetenversammlung hat den Haushaltsplan genehmigt. Jetzt müssten Gespräche mit dem hessischen Innenministerium und mit dem zuständigen Polizeipräsidium in Gießen geführt werden.
Der Rathauschef betont, dass es in Neustadt kein akutes Problem gebe, zu dessen Lösung der Polizeidienst nötig sei. „Neustadt ist kein heißes Pflaster“, so Groll. Zwar seien ab und zu Randalierer im Bürgerpark am Werke, dies sei aber vor allem nachts der Fall. Er glaubt, dass die Arbeit der Freiwilligen Polizeihelfer die Zivilcourage der Bürger unterstützen könne. Er will die Bevölkerung damit keineswegs aus ihrer Verantwortung des Hinsehens und Meldens entlassen. „Vielleicht überwinden die Menschen bei Vorfällen ihre Scheu, wenn sie einen Vorfall einem der Polizeihelfer melden können“, so der Rathauschef. Schließlich seien die Freiwilligen eine Art Nachbar in Uniform. Er hofft auch, dass die Menschen Respekt vor den Helfern haben.
Groll sieht auch Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit der Nachbarstadt Stadtallendorf. So könnten die Neustädter Polizeihelfer bei Bedarf in Stadtallendorf eingesetzt werden oder umgekehrt die Stadtallendorfer in Neustadt aushelfen, wenn Not am Mann ist.
Der Polizeidienst, vom Land ins Leben gerufen, war in die Kritik geraten, als die Kosten den Kommunen aufs Auge gedrückt wurden. In Kirchhain hat das die Stadt nicht abgeschreckt. Dort wurde im September 2007 sogar ein dritter Helfer unter Vertrag genommen. Polizei und Stadt Kirchhain zogen im September nach einem Jahr eine positive Bilanz der Zusammenarbeit.
Martin Ahlich, Sprecher der Polizeidirektion Marburg-Biedenkopf kann nicht von schlechten Erfahrungen mit den Helfern des freiwilligen Polizeidienstes sprechen. In Gladenbach habe ihr Einsatz sogar zur Festnahme von Dieben geführt.
Im hessischen Innenministerium ist man mit der Arbeit des Freiwilligen Polizeidienstes zufrieden. „Wir haben mit dem Freiwilligen Polizeidienst den richtigen Weg eingeschlagen“, sagte Innenminister Volker Bouffier. Dies werde durch die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie und die praktischen Erfahrungen untermauert, so der Minister.
STICHWORT: Freiwilliger Polizeidienst
■ Inzwischen gibt es insgesamt 716 Freiwillige Polizeihelfer in 101 Städte und Gemeinden in Hessen.
■ Mit fast 90 000 Einsatzstunden jährlich stellen die ehrenamtlichen Polizeihelfer in Hessen eine Ergänzung und Unterstützung für die Polizei dar.
■ Die Mitarbeiter des Freiwilligen Polizeidienstes kommen aus vielen Berufen, zum Beispiel Bankangestellte, Werkzeugmacher, Akademiker, Hausfrauen und Studenten.
■ Die Helfer stellen mit einem Durchschnittsalter von 42 bis 43 Jahren einen Querschnitt der Bevölkerung dar.
■ Der Freiwillige Polizeidienst bietet ausländischen Mitbürgern die Möglichkeit, sich aktiv für die Sicherheit einzubringen. Unter den Mitarbeitern des Freiwilligen Polizeidienstes befinden sich hessenweit derzeit etwa 80 Personen mit Migrationshintergrund, darunter Spanier, Türken, Polen, Russen, Marokkaner, Inder, Perser und Briten.
Die Ausbildung dauert 50 Stunden. Aufgaben der Polizeihelfer: Präsenz zeigen, beobachten und melden. Sie dürfen Ausweise kontrollieren, Verkehr regeln und Platzverweise aussprechen. Sie dürfen keine Verdächtigen festnehmen oder durchsuchen. Das Land stellt die Ausrüstung, darunter ein Mobiltelefon, eine blaue Jacke mit dem Landeswappen und der Aufschrift „Freiwilliger Polizeidienst“ und Pfefferspray zur Selbstverteidigung. Quelle: Hessisches Ministerium des Innern und für Sport.