„Schule hätte aufwachen müssen“ – MNZ

Rettungsversuch zur Neustädter Gesamtschule im Kreistag ohne Gotthardt
/on Horst Joh. Boßhammer (0 64 28) 44 88 40 i.bosshammer@mittelhessen.de
Neustadt/Marburg. Die Signale aus dem Kultusministerium sind eindeutig: Die Gesamtschule Neustadt soll wegen fehlender Schülerzahlen ihren gymnasialen Zweig verlieren. Auf Initiative der CDU beschäftigt sich der Kreistag heute mit einem Dringlichkeitsantrag: Der Kreisausschuss soll prüfen und gegen as Land klagen. Wir befragten dazu den Landtagsabgeordneten rank Gotthardt (CDU).
Werden Sie im Kreistag Ihrer Ministerin in den Rücken fallen?
Frank Gotthardt: Sicher nicht. Die Kreistagssitzung muss leider ohne mich stattfinden. Ich muss zur Landesvorstandssitzung der CDU nach Wiesbaden.
Da haben Sie ja Glück. Wie hätten Sie denn im Kreistag abgestimmt?
Gotthardt: Ich habe nie ein Zweifel daran gelassen, dass aus meiner Sicht der Bestand des Gymnasialangebotes entsprechende Schülerzahlen gekoppelt sein muss. Wenn zu wenige Schüler das Gymnasium besuchen, lässt sich das Angebot leider nicht aufrechterhalten.
„Glaube nicht, dass eine Klage große Aussicht auf Erfolg hätte“
Halten Sie dann eine Klage für sinnvoll?
Gotthardt: Aus meiner Sicht ist die Sache eindeutig. Wenn der Kreisausschuss die Chancen einer Klage prüft, ist das in Ordnung. Ich glaube allerdings nicht, dass eine Klage große Aussicht auf Erfolg hätte.
Warum?
Gotthardt: Das eigentliche Problem der Gesamtschule Neustadt ist es, dass zu viele Neustädter Schüler auf andere Schulen gehen. Selbst Neustädter, die in der Kommunalpolitik aktiv sind, haben ihre Kinder nicht nach Neustadt auf die Schule geschickt.
In vier Wochen wählen die Neustädter ihren Bürgermeister. Steht der Dringlichkeitsantrag in Verbindung mit diesem Termin?
Gotthardt: Nein. Das glaube ich nicht. Der Bescheid des Kultusministeriums liegt noch nicht vor. Dort sind Fristen für den Widerspruch vorgesehen. Es ist aber klug, dass der Kreisausschuss schon jetzt die Ermächtigung hat, die Klage zu prüfen und darüber zu entscheiden.
Damit stehen Sie aber im Widerspruch zu Ihren Neustädter Parteifreunden.
Gotthardt: „Es ist aus meiner Sicht richtig und wichtig, dass die Neustädter für ihre Interessen eintreten. Und die Neustädter Parteifreunde haben nun wirklich intensiv gekämpft. Trotzdem lässt sich ein gymnasiales Angebot leider nicht erhalten, wenn die Schülerzahlen nicht ausreichen. Die Schule hätte aus meiner Sicht früher aufwachen müssen, Gespräche dazu sind ja wahrlich rechtzeitig genug geführt worden. Jetzt muss es aus meiner Sicht allerdings darum gehen, das vorhandene Haupt- und Realschulangebot in Neustadt auf hohem Niveau zu unterstützen.“

Der Antrag im Wortlaut „Der Kreistag beauftragt den Kreisausschuss, die Möglichkeit einer Klage gegen den in der Landesregierung in der Presse angekündigten ablehnenden Erlass bezüglich der Teilfortschreibung für den Schulstandort GS Neustadt – in der die Einrichtung einer Integrierten Gesamtschule vom Kreistag vorgesehen wurde -prüfen und im Rahmen seiner Zuständigkeiten über die Frage der Klage unter Berücksichtigung der Fristen zu entscheiden“, heißt es im Antragstext.
Grund für den Eilantrag ist der Erlass der Ministerin, in dem sie eine Integrierte Gesamtschule (IGS) ablehnt. Ab dem Schuljahr 2007/2008 soll der gymnasiale Zweig der Schule auslaufen.
Wolff begründet das unter anderem mit den Schülerzahlen. Weit mehr als die Hälfte der Neustädter schicke ihre Kinder auf auswärtige Schulen. Dieser Trend sei durch den Aufbau einer integrierten Gesamtschule und den Erhalt des Gymnasialzweiges kaum zu stoppen.