Schule setzt ein Zeichen gegen Rassismus

Schüler malten „#Wir sind mehr“ auf den Pausenhof und versammelten sich hinter dem Schriftzug
Der Schriftzug „#Wir sind mehr“ mag zwar nur aus Kreide sein – aber das Symbol bleibt. Da ist sich Stefan Seibert, der stellvertretende Leiter der Martin-von-Tours-Schule, sicher.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Ein Problem mit Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit gibt es an der Martin-von- Tours-Schule eigentlich nicht, sagt Leiter Volker Schmidt. Ab und zu würden Schüler sich zu rechtsradikalen Parolen oder Schmierereien hinreißen lassen: „Dann setzen wir aber nicht auf Bestrafung, sondern auf Aufklärung“, betont er und freut sich über die gut funktionierende aufsuchende Schulsozialarbeit, die es in Neustadt dank der Kooperation von Stadt und Schule gibt. „Aufarbeiten, aufklären, sensibilisieren“, fasst Schmidt den Ansatz kurz zusammen.
Seit einigen Jahren trägt die Bildungseinrichtung das Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Jedes Jahr setzen die Neuntklässler in diesem Zusammenhang ein Projekt um. Dieses Mal boten sie während des Sommerfestes in der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge Sport- und Spielaktionen an. Als sie nun von der Initiative einer Frankfurter Schule hörten, deren Schüler nach den Ereignissen in Chemnitz den Hashtag „#Wir sind mehr“ auf den Pausenhof schrieben und somit ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus setzten, war den Neustädtern klar: Das machen wir auch. „Wir wollten uns noch einmal positionieren und zeigen, dass bei uns niemand wegen Hautfarbe oder Religionszugehörigkeit ausgeschlossen wird“, erklärt Schmidt.
Bürgermeister Thomas Groll teilte, als er von der Aktion hörte, sofort mit, dass er dahinterstehe. Er habe festgestellt,
dass sich die Stimmung in Deutschland trotz stetig sinkender Flüchtlingszahlen gegen über der „Hochzeit“ aufgeheizt habe. Und das auch in Neustadt – obwohl das Zusammenleben dort mit Bewohnern der Erstaufnahmeeinrichtung oder in der Kommune untergebrachten Flüchtlingen nahezu problemlos und friedlich funktioniere. „95 Prozent der Flüchtlinge benehmen sich in Deutschland ordentlich. Wir sollten das Kind nicht mit dem Bad ausschütten“, sagt er und fordert seine Mitmenschen auf, objektiv Situationen zu bewerten und zu versuchen, Emotionen aus dem Spiel zu lassen: „Wir müssen das, was wir haben, hochhalten und wertschätzen und sollten nicht nach Hautfarbe oder Religion bewerten, sondern nach Gut und Böse – und das gilt für links wie rechts.“ Die Menschen sollten sich ans Grundgesetz halten, in dem die Grundlagen für das Zusammenleben festgeschrieben sind.