Stadt hat das ganze Stadion im Visier

Neustädter wollen Projekt für Förderprogramm anmelden und im Optimalfall nicht nur Laufbahn sanieren
Ursprünglich wollten die Neustädter über die Hessenkasse für sie kostengünstig die Laufbahn des Waldstadions erneuern. Nun haben sie Größeres im Blick-wobei ihre Hoffnungen gering sind.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. 400 000 Euro kostet die Erneuerung der Laufbahn und des Geländers des Neustädter Waldstadions. Dies will die Stadt kostengünstig über die Hessenkasse finanzieren, da sie selbst nur zehn Prozent – also 40 000 Euro – tragen muss (die OP berichtete).
Zwischen der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses und der Stadtverordnetenversammlung erfuhr Bürgermeister Thomas Groll dann noch vom Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung – und schon denken die Neustädter größer.
Sie haben nun neue Anlagen für Wurf- und Sprungdisziplinen, die Erneuerung der Erschließung, den Bau einer Flutlichtanlage und eine stationäre Bewässerung im Visier. Kostenpunkt: überschlagene 675 000 Euro. Ein Preis, der ihnen bekannt ist, weil sich die Stadt nicht nur die neue Laufbahn planen, sondern auch gleich noch die Kosten für weitere Mosaiksteine berechnen ließ.
Allerdings beläuft sich die Förderquote des Programms nur auf 45 Prozent – für Neustädter Gewohnheiten geradezu niedrig. Sprich: Rund 400 000 Euro müsste die Stadt selber tragen. Und eine Realisierung der Pläne käme, so Groll, ohnehin frühestens 2021 infrage – also erst, wenn die anderen Großbauprojekte Haus der Begegnung, Freibad und Rathausplatz abgeschlossen sind.
Noch dazu sind die Hoffnungen des Bürgermeisters, der sich einen Ruf als „Fördertopfkönig“ erarbeitet hat, gering: In der vergangenen Förderperiode sei das Programm vierfach überzeichnet gewesen, daher glaube er zu weniger als 50 Prozent daran,
dass Neustadt in der nächsten Periode aufgenommen werde. Bis Donnerstag muss die Stadt ihr Interesse daran bekunden. Die Stadtverordneten unterstützen die Pläne einstimmig.
Neustädter behalten Müll-Sonderregelung bei
S Zähneknirschend aber einstimmig segneten sie zudem die Abänderung eines Grundstückstauschvertrages ab. Dabei ging es um ein Grundstück, das zum Bebauungsplan „Kohlscheid / Sonnenweg“ gehört und auf dem einst Klärschlamm gelagert wurde. Es galt laut Stadt als altlastenfrei, scheint dies aber doch nicht zu sein, wodurch eine Bebauung vorerst nicht möglich ist. Nach längerem Hin und Her sind die Neustädter nun bereit, den Kaufpreis von 22 Euro pro Quadratmeter auf 85 Cent zu senken. Zudem muss die Kommune Anwalts- und Gerichtskosten und weitere Kosten tragen.
■ Ebenfalls einstimmig legten die Neustädter fest, dass die Kommune auch als Mitglied des Müllabfuhrzweckverbandes beim Restmüll Vergünstigungen für Menschen mit Kleinkindern (bis drei Jahren) und für Menschen mit Inkontinenz anbieten
wollen. Rund 14 000 Euro lässt sich die Stadt dies kosten.
■ Des Weiteren bestimmten die Stadtverordneten, dass Christian Wagner weiterhin als Ortsgerichtsschöffe fungiert.
■ Groll teilte den Parlamentariern mit, dass die Stadt (ebenso wie der RMV) 50 Prozent der Planungskosten tragen muss, falls sie auf eine Sanierung ihres Bahnhofsgebäudes hofft. Das bedeutet dann noch nicht, dass das Projekt auch umgesetzt wird. „Wir müssen darüber reden“, betonte Groll und erklärte angesichts des Kopfschüt- telns zahlreicher Stadtverordneter: „Denn wenn wir nicht in Vorleistung gehen, dann dürfen wir auf gar nichts hoffen. Das ist die Voraussetzung.“
Der Forst bereitet der Stadt verschiedene Sorgen
■ Der Bürgermeister berichtete außerdem, dass laut Förster die lange Trockenheit den Fichtenbestand extrem belastet habe: Der Borkenkäfer habe sich verbreitet und 2 000 Festmeter müssten gefällt werden – was im Normalfall dem Einschlag von zwei Jahren entspricht. Es müsse Gift verspritzt werden, um ein weiteres Ausbreiten des Käfers zu verhindern – und noch dazu falle der Verkaufspreis.
Ohnehin müssen sich die Neustädter um die Holzvermarktung Gedanken machen: Da sie rund 1 000 Hektar Wald besitzt, darf Hessen Forst aufgrund kartellrechtlicher Vorgaben das Holz künftig nicht mehr für sie verkaufen. Wie es weitergeht, steht noch nicht fest. Die Stadt denkt sogar darüber nach, einen eigenen Förster einzustellen.