Neustadt, Kreis und Land tragen gemeinsam ein Projekt zur „aufsuchenden Jugendarbeit“
Neustadt. Mit „auf suchender Jugendarbeit“ will Neustadt künftig Problemen mit Jugendlichen vorbeugen.
von Stephan Schienbein
Das zunächst auf ein Jahr geplante Projekt lastet finanziell auf mehreren Schultern: Das Land, der Kreis und die Stadt geben Geld für einen „Streetworker“, der sich 20 Stunden pro Woche um Jugendliche kümmern soll. Mit im Boot ist auch der Förderverein der Gesamtschule.
Am Montagabend stellten Bürgermeister Thomas Groll, Gerd Krämer, Staatssekretär im hessischen Sozialministerium, der Erste Kreisbeigeordnete Karsten McGovern und Karlheinz Nickel vom Verein zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit (bsj) das Projekt vor. Das Streetworkerprojekt soll unter Trägerschaft dieses Vereins laufen und sich schwerpunktmäßig an jugendliche Aus- und Übersiedler richten.
60 Prozent der Kosten – rund 17 000 Euro – trägt das Land. Der Landkreis steuert 9500 Euro bei, die Stadt 3500 Euro.
Der Ansatz sei, so erläuterte Karlheinz Becker, Jugendarbeit dort zu betreiben, wo sich Jugendliche insbesondere nachmittags und abends aufhalten: Auf der Straße, im Bürgerpark oder an den Schulen. Im Bürgerpark ist es bereits immer wieder zu Problemen gekommen.
Dort soll der Streetworker Kontakt zu den Jugendlichen aufnehmen. Wichtig sei zu erkennen, dass die Jugendlichen nicht nur Probleme machen, so Nickel. „Sie haben Probleme“. Daher richte sich das Angebot insbesondere auch an jugendliche Aus- und Übersiedler, bei denen es Probleme mit der Integration oder Probleme im familiären Umfeld gebe. Das Projekt klinke sich da ein, wo Schule und Jugendpflege schon stehen, wo es aber auch noch Lücken gebe. Für diese Aufgabe werde derzeit ein Sozialpädagoge gesucht, der trotz eines engen Rahmens möglichst viel für die Jugendlichen herausholen könne.
Staatssekretär Gerd Krämer sagte, dass der Landesregierung bewusst sei, dass Jugendlichen bei Problemen frühzeitig geholfen werden müsse. Als einen wichtigen Aspekt nannte er die Sprachförderung. „Ohne Sprache ist alles nichts. Die Karriere ist auf Scheitern ausgerichtet, wenn Sprachkenntnisse fehlen“, so Krämer. Deshalb müssten Jugendlichen Perspektiven und eine Zukunft eröffnet werden. Das Land betreibe dabei keine Förderung mit der Gießkanne, die Unterstützung sei vielmehr auf Projekte ausgerichtet, die auf die Erfordernisse der jeweiligen Region zugeschnitten seien.
Karsten McGovern erläuterte, dass sich Jugendliche mit Migrationshintergrund häufig nicht in der Gesellschaft wiederfänden. „Das wird oft durch eine schwierige familiäre Situation verschärft. Deshalb wird Prävention immer wichtiger. Dabei müssen wir aber noch viel früher ansetzen“, so Sozialdezernent McGovern
In Stadtallendorf ist bereits seit Anfang 2002 ein Sozialarbeiter unterwegs, bisher unter der Trägerschaft der Sozialorganisation Internationaler Bund. Seinerzeit begann der Streetworker-Einsatz als Modellprojekt. Aus Sicht der Stadt ist der Einsatz des Sozialarbeiters, der gezielt Jugendliche anspricht, ein voller Erfolg.