Stadt will schäbigen Bahnhof kaufen

Neustadt verhandelt mit Eigentümer / Unterführung in neuem Look
Von Michael Rinde
Neustadt. Eine kaputte Holzbank „ziert“ den früheren Verkaufsraum für Fahrkarten. Mit Sperrholzplatten sind die ehemaligen Schalter vernagelt. In der eigentlichen Unterführung arbeiten derzeit Jugendliche daran, etwas für die Verschönerung dieser tristen, oft verschmierten Wände zu tun (siehe Infokasten).

Seit 2018 gehört das unter Denkmalschutz stehende Empfangsgebäude in Neustadt dem privaten Unternehmen Aedeficia GmbH. Dem Vernehmen nach kaufte es das Gebäude für 60 000 Euro von der Bahn AG. Passiert ist seitdem nichts, sehr zum Bedauern der Stadt und ihres Bürgermeisters Thomas Groll. Doch das soll sich ändern. Inzwischen gab es nach langer Pause ein Treffen mit dem Inhaber, dem Bahnhofsmanagement und Groll über einen möglichen Kauf des Gebäudes, etwas, was die Stadt 2018 abgelehnt hatte, was Groll heute bedauert.

Jetzt sieht er das anders, hat vor allem die städtebauliche Bedeutung des historischen Gebäudes im Blick und weiß, dass dort viel geschehen muss. Groll ist sich aber auch darüber im Klaren, dass ein Kauf für einen erschwinglichen Betrag zugleich eine Millioneninvestition bedeutet, die erst gestemmt sein will.

Es gibt allerdings gleich mehrere Baustellen rund um das Thema Bahnhof. Stichwort Barrierefreiheit: Da habe die Bahn angedeutet, dass sich die im vorhandenen Gebäude so ohne weiteres wohl nicht herstellen lasse, so Groll. Was das für die Zukunft bedeutet, ist offen. Genauso offen ist die Zukunft der mehr als 20 Jahre alten Idee, eine Park-and-Ride-Fläche direkt am Bahnhof zu schaffen. Eine Herausforderung.

Sollte die Stadt den Bahnhof kaufen und sanieren, so wäre das alles wohl nicht allein aus dem Rathaus heraus zu bewältigen. Das Gebäude müsste vermarktet und bewirtschaftet werden. Deshalb denkt Groll jetzt schon darüber nach, eine Stadtentwicklungsgesellschaft zu gründen.

Er hat Gespräche zur Bahnhofszukunft geführt, unter anderem auch mit der Stadt Kitzing in Bayern, die ihren Bahnhof von Aedificia bereits gekauft hat, oder auch mit dem Bürgermeister von Homberg (Efze) über deren Konzeption für die Innenstadtentwicklung. Denn die Neustädter Innenstadt und der Bahnhof sind nun einmal untrennbar miteinander verbunden. Wieder stellt sich die Frage, ob die Stadt wirklich selbst tätig wird oder die Entwicklung allein dem Markt überlässt. Also braucht es ein Gesamtkonzept. Die Infrastruktur, so ist Groll bewusst, wird bis 2030 in Neustadt von zentraler Bedeutung sein. „Vielleicht könnte der Bahnhof dabei ein Leuchtturm werden“, mutmaßt er, etwa mit einer Gastronomie, Wohnungen darüber, einer Parkfläche und E-Lade-Stationen?

Doch erst einmal müsste die Stadt den Bahnhof besitzen. Vor anderthalb Jahren lagen die Preisvorstellungen zwischen dem Eigentümer und der Stadt weit auseinander. Ob das nun anders sein wird, ist noch nicht absehbar. Ein weiteres Treffen ist im September geplant. Ziel sei es, bis Ende Dezember eine Entscheidung zu haben. „Sollte es nicht dazu kommen, wäre das Thema Bahnhof für uns erledigt“, so Groll.