Tegut kehrt Neustadt nach 36 Jahren den Rücken

Unternehmen schließt Mitte Februar den Markt in der Innenstadt
Ein weiteres Geschäft verschwindet aus der Innenstadt: Das Fuldaer Unternehmen Tegut schließt am 13. Februar 2010 seine Filiale in Neustadt, von Florian Lerchbacher
Neustadt. Nach 36 Jahren kehrt Tegut der Stadt Neustadt den Rücken. „Grund ist, dass die Attraktivität der Innenstadt stark gelitten hat – besonders dort, wo wir angesiedelt sind“, findet Pressesprecherin Andrea Rehnert deutliche Worte. Das Unternehmen aus Fulda sehe keine andere Möglichkeit mehr, denn der Markt lasse sich nicht mehr wirtschaftlich betreiben. „Das Einkaufszentrum am Ortseingang auf dem Berg wird deutlich besser angenommen als die Innenstadt und zieht daher den Kundenstrom ab“, ergänzt sie.
Nach Angaben der Pressesprecherin sei es für Tegut sogar sinnvoller, den Markt trotz Mietvertrages bis zum Jahr 2011 bereits im Februar des kommenden Jahres zu schließen. „Es tut uns leid für unsere Stammkunden. Wir haben alles versucht und wollten die Kunden mit vielen Aktionen begeistern, aber das hat nicht funktioniert.“
Markus Müller, der Vorsitzenden des Neustädter Gewerbevereins, erfuhr von der geplanten Schließung des Marktes durch die Anfrage der OP. „Es ist vor allem für die älteren Bürger sehr schlecht, dass das Angebot in der Innenstadt weiter abnimmt“, kommentiert er und ergänzt: „Immerhin gibt es noch den Edeka-Markt – aber es wäre natürlich schöner, wenn die Kunden etwas Auswahl hätten.“
Auch Bürgermeister Thomas Groll wurde erstmals offiziell mit dem Abschied Teguts aus Neustadt durch die OP konfrontiert: „Eine offizielle Mitteilung habe ich nicht erhalten, aber Gerüchte gehört, nach denen ich vergeblich versucht haben, zum Vorstand des Unternehmens Kontakt aufzunehmen.“ Insgesamt hat er Verständnis für Tegut, das derzeit einige Märkte schließt. „Die Fläche in Neustadt war auch etwas klein für einen Lebensmittelmarkt“, kommentiert er und hofft, dass der Besitzer der Immobilie schnell einen Nachmieter findet, denn „jeder Leerstand in der Innenstadt ist einer zu viel“.
Müller sieht das genauso: „Ich trauere jedem Geschäft hinterher, das uns verlässt.“ Nun hoffe er, dass sich rasch ein Unternehmer finde, „der den mutigen Schritt geht, in der Innenstadt anzusiedeln.“
Auch er ist sich der Konkurrenzsituation zwischen Innenstadt und dem Einkaufspark bewusst. Vorteil des neuen Gebiets sei, dass es dort genügend Parkplätze und zahlreiche Einkaufsmärkte gebe, was besonders das „jüngere Publikum“ anlocke. Die Hoffnung will Müller aber nicht aufgeben, wobei er das kürzlich vorgestellte Stadtentwicklungsgutachten nicht unbedingt für umsetzbar hält. Dessen Entwickler schlugen vor, die Ladenflächen zu vergrößern, um die Geschäfte in der Innenstadt wieder attraktiver und zeitgemäßer zu gestalten. „Das ist aber unrealistisch. Wir müssten Gebäude abreißen, um anzubauen – die Innenstadt steht aber unter Denkmalschutz.“