Vom Parteipolitiker zum Pragmatiker

Thomas Groll bewirbt sich um eine dritte Amtszeit als Bürgermeister • Der Allein-Kandidat im Porträt
ln zwölf Jahren an der Spitze hat sich einiges verändert – in der Neustädter Kommunalpolitik, an der Einstellung Thomas Grolls, aber auch im Privatleben des Bürgermeisters, der auf Wiederwahl hofft.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Die Zeiten ändern sich und manchmal auch die Menschen – Neustadts Bürgermeister Thomas Groll (CDU) ist einer von denen, die sich entwickelt haben. Einen maßgeblichen Anteil daran haben seine Frau und seine sieben Jahre alte Tochter. Doch zwölf Jahre kommunalpolitischer Arbeit hinterlassen eben auch ihre Spuren: „Früher war ich mehr Parteipolitiker. Inzwischen bin ich Pragmatiker“, sagt der 47-Jährige und erklärt, dass dies beim Arbeiten zum Wohl einer kleinen Stadt dringend notwendig sei: „Es geht nicht mehr darum, bei einem Antrag anderer den dritten Spiegelstrich zu ändern – ein Bürgermeister ist Motor, aber auch Moderator und sollte auf verschiedene Meinungen und Ansichten eingehen und sie zusammenführen, um Entscheidungen mit möglichst breiter Mehrheit herbeizuführen.“ Natürlich wisse er noch, wo sein „politisches Zuhause“ sei: „Aber reine Parteipolitik hat auf dem Stuhl eines Bürgermeisters nichts zu suchen.“
Und so nennt er inzwischen auch nicht mehr Franz-Josef Strauß oder Konrad Adenauer als seine politischen Vorbilder, sondern den langjährigen Stuttgarter Oberbürgermeisters Manfred Rommel: „Ausgehend von einer konservativen Basis gestaltete er Stuttgart unter Einbeziehung von liberalen und sozialen Aspekten und schuf eine Stadt mit Atmosphäre.“ Entsprechend seien ihm bauliche Investitionen nicht mehr ganz so wichtig – auch wenn Groll natürlich mit Stolz auf beispielsweise den bevorstehenden Neubau des Hauses der Begegnung oder die Sanierung des Freibades blickt: „Die kulturellen und sozialen Aspekte haben auch einen hohen Stellenwert.“ Eine Aussage, die sich mit dem hohen Engagement Neustadts für die Jugendarbeit, die Einrichtung der Gemeinwesenarbeit oder die Teilnahme an der „Sozialen Stadt“ untermalen lassen. Aber auch auf die politische Arbeit hat dies Einfluss: Groll legt großen Wert darauf, auch die Ideen von SPD und FWG sowie engagierter Bürger in die Entwicklung der Stadt einfließen zu lassen: „Man muss als Bürgermeister mit einer Sammlung von Ideen an den Start gehen – aber nicht mit einem abgeschlossenen Konzept. Man sollte die Richtung vorgeben, aber dabei bereit sein, gute Anregungen aufzugreifen und einzupflegen.“
Entsprechend hat sich auch das politische Klima in der Stadtverordnetenversammlung in den vergangenen Jahren geändert. Als Groll mit 18 Jahren Vorsitzender der Jungen Union oder mit 21 Jahren Stadtverordneter (und später Stadtverordnetenvorsteher) geworden war, sah dies noch ganz anders.
Anteil daran haben aber auch die Veränderungen im Privatleben: „Mit Frau und Kind verändern sich Prioritäten. Man schaut, wenn man selber betroffen ist, beispielsweise anders auf Kindergärten und Schulen. Oder wenn die Kleine etwas zum Festplatz der Kirmes oder der Sanierung des Freibads sagt, dann mag das vielleicht nicht beeinflussen, spiegelt aber die Sichtweise einer Generation wider, von der man sonst weiter weg ist. Und meine Frau hat natürlich auch eine Meinung, die mit meiner nicht immer deckungsgleich ist – manchmal überdenke ich Dinge nach Gesprächen mit ihr auch noch einmal.“
Liebe zur Lindenstraße und zum Tatort ist erkaltet
Überdacht haben die beiden auch ihre Fernseh-Vorlieben: Viele Jahre waren sie Fans der Lindenstraße – inzwischen sagt ihnen die Sendung nicht mehr zu, was übrigens auch für den „Tatort“ gilt. „Das Fernsehprogramm ist auch nicht mehr das, was es mal war“, sagt Groll und betont, dass er weiterhin Zoo- und Zirkus-Fan sei. Für seinen Geburtstag im Oktober plane er daher auch eine Fahrt in den Frankfurter Zoo, um endlich die jungen Löwen und das kleine Erdferkel zu bewundern.
Eine von ihm selbst initiierte Veränderung im Rathaus trägt Groll übrigens nicht mit: die papierlose Verwaltung. „Ich mag es, wenn ich etwas unterstreichen oder am Rand Notizen machen kann. Mit technischen Dingen tue ich mich schwer – das ist nicht meine Welt.“