Wichtig ist, dass die Kontakte erhalten bleiben

Bischöfin Hofmann und Bischof Gerber informierten sich in der Erstaufnahmeeinrichtung in Neustadt über das Leben in der Einrichtung

Neustadt. Was bedeutet es, in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete zu leben? Und was bedeutet es, dort zu arbeiten? Diese und andere Fragen beschäftigen Dr. Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, und Dr. Michael Gerber, Bischof der Diözese Fulda, schon seit geraumer Zeit. Jetzt, wo es die Corona-Lage wieder zulässt, besuchten sie gemeinsam mit Oberlandeskirchenrätin Claudia Brinkmann-Weiß (Dezernentin für Diakonie und Ökumene), dem Fuldaer Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch und Neustadts Bürgermeister Thomas Groll die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen (EAEH) am Standort Neustadt im Landkreis Marburg-Biedenkopf.

„Die Themen Flucht und Migration beschäftigen die Kirche sehr vielfältig. Immer wieder tauchen Fragen auf. Daher ist es gut, mit eigenen Augen sehen zu können, wie die Menschen hier leben“, sagte Bischöfin Dr. Beate Hofmann. Bischof Dr. Michael Gerber zeigte sich ebenfalls dankbar. „Es geht nichts über einen persönlichen Eindruck“, betonte Regierungspräsident Dr. Ullrich, der sich über das Interesse freute.

Zusammen mit ihm standen Abteilungsleiter Manfred Becker, Standortleiter Michael Höhl, seine Stellvertreterin Noura Khirdja-Yakici, der Leiter des Dezernats Standorte und Sicherheit, Jörg Fried, und der stellvertretende Leiter des Abteilungsbüros, Christopher Diehl, den Gästen Rede und Antwort.

Das Regierungspräsidium Gießen betreibt die Erstaufnahmeeinrichtungen in Hessen und bekommt dabei unter anderem Unterstützung von Dienstleistern wie dem Deutschen Roten Kreuz, dem Sozialdienstleister European Homecare (EHC) oder auch dem Diakonischen Werk. So auch in Neustadt. Bereits seit Anfang Mai 2015 sind hier auf dem ehemaligen Kasernengelände geflüchtete Menschen untergebracht. In den Häusern können etwas mehr als 1 000 Menschen leben. Aktuell sind es knapp 700.

Im Alltag ist der Infopoint die erste Anlaufstelle für die Bewohnerinnen und Bewohner – und auch für die kleine Besuchergruppe geht es zuerst dorthin. Das Magazin, in dem Decken, Kissen und mehr ausgegeben werden, der Kindergarten und der Deutschunterricht sind weitere Anlaufstellen. So bekamen die Gäste einen Einblick in das Leben im „kleinen Dorf in Neustadt“, wie Standortleiter Michael Höhl die Einrichtung gerne bezeichnet.

Zum Abschluss wollen die Gäste unter anderem erfahren, ob es zwischen den Bürgerinnen und Bürgern Neustadts und den Menschen in der Erstaufnahmeeinrichtung Kontakte gibt oder ob es völlig getrennte Welten sind. Bürgermeister Thomas Groll erinnert sich noch gerne an die Zeit vor Corona, als zum Beispiel ehemalige Lehrer Deutschunterricht gaben. Wegen der Pandemie ist das und vieles mehr seit Langem nicht möglich. „Wir müssen schauen, was künftig wieder machbar ist. Es ist wichtig, dass es wieder mehr Kontakte gibt“, findet er.

„Gibt es denn etwas, das Sie bekümmert?“, möchte Bischöfin Dr. Beate Hofmann schließlich wissen. Da fallen Abteilungsleiter Manfred Becker gleich mehrere Dinge ein. In erster Linie: Wie geht es mit den Angeboten, die vor Corona bereits etabliert waren, weiter? „Wir brauchen das ehrenamtliche Engagement“, bekräftigt Manfred Becker. Umso mehr hofft er, dass die Helferinnen und Helfer wiederkommen, sobald es möglich ist. Und dann sei da ja natürlich die Pandemie selbst. Zwei Corona-Ausbrüche gab es in der Neustädter Einrichtung bereits. Die meisten Erkrankungen verliefen zum Glück glimpflich, inzwischen sind viele Menschen geimpft. Trotzdem: „Wenn Testergebnisse kommen, hält man immer die Luft an“, sagte Standortleiter Höhl.