Wie sicher fühlen sich die Neustädter?

ln diesem Monat geht ein „Kompass“-Fragenbogen an mehr als 40 Prozent der über-14-Jährigen raus
Die Stadt Neustadt macht bei der „Sicherheitsinitiative Kompass“ des Landes Hessen mit. Erster Schritt ist die Befragung der Bürger zu ihrem persönlichen Sicherheitsempfinden.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. „Die Befragung ist eine Chance für alle, ihre Sichtweise zu einem wichtigen Thema zu artikulieren“, betont Bürgermeister Thomas Groll und ergänzt: „Wir erhoffen uns wertvolle Ansatzpunkte.“ Etwas mehr als 40 Prozent der Bürger (2 641 Neustädter, 350 Mengsberger, 459 Momberger und 220 Speckswinkler) der Stadt Neustadt, die älter als 14 Jahre sind, bekommen in diesem Monat einen Fragebogen zugesandt, in dem sie zu ihrem Sicherheitsempfinden befragt werden. Sie können sich dann zu Fragen äußern „Wie sicher fühlen Sie sich in Ihrer Wohngegend?“ oder „Wie oft denken Sie daran, selbst Opfer einer Straftat zu werden?“. Zudem bekommen sie die Möglichkeit, sich dazu zu äußern, wo und warum sie sich gegebenenfalls unsicher fühlen oder was für Probleme sie in ihrem Wohnbereich sehen.
Weitere Themenkomplexe drehen sich darum, ob die Befragten selber schon Opfer einer Straftat wurden, welcher Art diese Straftat war, wo sie sich ereignete und ob die Betroffenen Anzeige erstatteten. Eine letzte Frage klopft ab, ob schon selber „Maßnahmen“ getroffen wurden, um sich sicherer zu fühlen – also beispielsweise, ob ein Hund angeschafft wurde oder Reizgas oder ein Elektroschocker mitgeführt werde. Als Letztes können sich die Bürger äußern, was getan werden müsse, damit sich die Sicherheit in der Kommune ändert.
Ursprüngliches Ziel der Stadt war es, durch die Teilnahme an der „Sicherheitsinitiative“ wieder einen „Schutzmann vor Ort“ zu bekommen – es muss sich aber während der Umsetzung des Programms des Hessischen Ministeriums des Inneren und für Sport zeigen, welche Ansätze beziehungsweise Lösungen für Neustadt sinnvoll sind, um das persönliche Empfinden der Bürger zu verbessern. Übergeordnetes Ziel von „Kompass“ (kurz für „Kommunalprogramm Sicherheitssiegel“) ist eine auf Nachhaltigkeit abzielende, engere Zusammenarbeit zwischen Bürgern, Polizei und Kommune zu erreichen. Am Beginn des Prozesses steht eine detaillierte Analyse der Sicherheitslage vor Ort.
Den Fragebogen hat ein Team der Professur für Kriminologie der Justus-Liebig-Universität in Gießen erarbeitet, das die Ergebnisse auch auswertet. Dessen Leiterin, die Kriminologin und Rechtswissenschaftlerin Prof. Dr. Britta Bannenberg hat herausgestellt, dass das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung einen entscheidenden Einfluss auf die Wahrnehmung der Sicherheitslage sowie die Lebensqualität in der jeweiligen Kommune hat. Demnach sei es von essentieller Bedeutung für den Erfolg von „Kompass“, die Empfindungen der Bürger zu erheben und zu analysieren – nur so könnten passgenaue Lösungen für die identifizierten Probleme erarbeitet werden.
Die Befragung läuft anonym und freiwillig. Die Auswahl erfolgte nach dem Zufallsprinzip durch das Rechenzentrum der ekom21 in Gießen, wie Groll berichtet und hervorhebt: „Weder Polizei noch Kommune hatten hierauf einen Einfluss.“ Am einfachsten sei es, den Fragebogen online auszufüllen.
Fragebogen soll am besten online ausgefüllt werden
Wer wegen der Teilnahme an der Umfrage angeschrieben wird, bekommt einen Code, um sich auf der in dem Anschreiben aufgeführten Homepage einloggen zu können. Wer angeschrieben wird, aber keinen Internetzugang hat oder den Fragebogen nicht online ausfüllen will, kann ihn sich zuschicken lassen und ihn nach der Bearbeitung nach Gießen senden. Das Porto trägt die Kommune.
,Je mehr Fragebögen ausgefüllt werden, umso umfassender wird das Bild, das wir für die weitere Arbeit erhalten“, stellt Groll heraus. Allerdings wird es entgegen der ersten Planungen (die OP berichtete) keine Vor- Ort-Befragung geben.
Das bedeutet aber nicht, dass diejenigen, die nicht per Zufall zur Teilnahme ausgelost werden, ihre Meinung nicht kundtun können. Ab Mitte des Monats stellt die Stadt eine Kurzform des Fragebogens auf ihre Homepage zum Runterladen, hält diese aber auch im Bürgerbüro im Rathausnebengebäude bereit. Wer will, kann sie ausfüllen und abgeben. „Die Ergebnisse dieser Teilbefragung fließen zwar nicht in das Ergebnis der repräsentativen Befragung ein, rund das Bild aber ab“, erklärt der Bürgermeister.