Wieder volle Kapelle

Die fünf karnevalstreibenden Vereine Neustadts wollen 2023 ihre Sitzungen mit großem Programm ausrichten
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. „Letztes Jahr waren die Menschen enttäuscht, hatten aber Verständnis. Wenn der Karneval jetzt noch mal ausfällt, dann wird es schwer, diese Tradition aufrechtzuerhalten“, sagt Michael Launer und kündigt an, dass der VfL im kommenden Jahr wieder seine Prunksitzung ausrichten will – was auch für die anderen karnevalstreibenden Vereine Neustadts gilt, die ebenfalls wieder ihre beliebten Veranstaltungen planen.

Ähnlich hatte es auch im vergangenen Jahr ausgesehen. Da mussten die Närrinnen und Narren aber aufgrund der Vorschriften alles über den Haufen werfen und ihre Sitzungen absagen. „Die Möglichkeit besteht dieses Mal natürlich auch wieder. Ich glaube aber, dass von der Politik keine Vorgaben gemacht werden und alles in Eigenverantwortung läuft“, sagt Felicitas Trebes-Börner, die mit den Frauen von Sankta Maria ebenfalls mit der Planung ihrer Fastnachtsveranstaltung begonnen hat.

„Die Menschen wollen feiern“, weiß Andreas Gnau, der Vorsitzende des Elferrates der Kolpingfamilie. Den Karneval wieder feiern zu können, sei aber auch für den Zusammenhalt im Verein wichtig: „Bisher haben wir es gut hingekriegt – aber wir müssen verhindern, dass alles auseinanderbricht“, ergänzt er. Eine Meinung, die auch Launer vertritt – der sich aber zudem besonders um den Zuspruch vonseiten der Gäste sorgt: „Viele sagen nach zwei Jahren ohne bereits, dass es auch ohne Karneval geht.“ Insofern gelte es, die Begeisterung früherer Tage wieder aufflammen zu lassen oder eben aufrechtzuerhalten. „Wenn jeder ein bisschen Rücksicht auf die anderen nimmt, dann sollte das doch funktionieren“, fügt Michaela Gies hinzu, die mit dem Frauenverein auch wieder den Weiberfasching ausrichten will. Der Kinderkarneval soll, wie Carmen Cloes-Kleiner mitteilt, ebenfalls stattfinden.

Eine Rathauserstürmung soll es an Rosenmontag 2023 auch wieder geben. Und ein Prinzenpaar hat der VfL auch schon gewinnen können, freut sich Launer – der aber noch eine Veränderung gespürt hat: Das jüngere Publikum wolle eigentlich keine vier Stunden Programm mehr, sondern eher Party machen. Es könne daher sein, dass eines Tages das Konzept geändert werden müsse. Vor allem gelte es aber nun auch, sich an die neue Heimat zu gewöhnen: Im Kultur- und Bürgerzentrum haben die Neustädterinnen und Neustädter bisher noch keinen Karneval feiern können. Und vor der Pandemie war es angesichts der Arbeiten am Neubau nötig gewesen, dass die Vereine zusammen feiern. „Wir betreten also Neuland“, sagt Gies.

Verluste bei denen, die sich am Programm beteiligen, hat keiner der Vereine zu beklagen – zumindest nicht mehr als in „normalen Zeiten“. Das liege daran, dass sich alle bemüht hätten, weiter Kontakt zu pflegen, erklärt Trebes-Börner: Die Garden hätten beispielsweise trainiert – natürlich immer gemäß den gerade geltenden Vorschriften.

Ein weiteres Problem, das auch den Närrinnen und Narren Sorgen bereitet, ist die Energiekrise und der damit einhergehende Anstieg der Preise. Es kann also sein, dass die Menschen in Neustadt sich genau überlegen, was sie sich leisten können und zu welchen Veranstaltungen sie gehen. Für Gnau ist klar: „Jetzt liegt es an uns, auf die Menschen zuzugehen und Werbung zu machen.“ Die „Selbstverständlichkeit“ beim Kartenkauf sei wahrscheinlich nicht mehr in dem Maße vorhanden, wie es noch vor drei Jahren der Fall war. „Es wird spannend, wie es läuft und ob der Karneval angenommen wird. Aber wir müssen es versuchen, denn sonst kann es ja nichts werden“, resümiert Trebes-Börner. Die Planungen laufen also – ob die Rahmenbedingungen die Veranstaltungen auch wirklich zulassen, wird sich im Februar 2023 zeigen.

Eine klassische Sessionseröffnung mit einer Veranstaltung am 11.11. planen die Neustädterinnen und Neustädter nicht – haben sie aber eigentlich auch nie ausgerichtet. Stattdessen wollen einige der Vereine intern kleine Aktionen gestalten.