Wiera soll sich ihren Weg suchen

Nebenfluss der Schwalm wird im Bürgerpark renaturiert und bekommt eine Fischtreppe
Von Florian Lerchbacher

Neustadt. Die grundlegende Umgestaltung des Bürgerparks schreitet voran. Derzeit laufen die Arbeiten am zweiten Bauabschnitt, in dem sich die Stadt Neustadt insbesondere der Wiera widmet.
In unmittelbarer Nähe des Kultur- und Bürgerzentrums lässt die Kommune eine Fischaufstiegsanlage bauen. Das vorhandene Wehr sei als „unpassierbares Wanderhindernis“ in der Wasserrechtsrahmenrichtlinie gekennzeichnet gewesen, berichtet Bürgermeister Thomas Groll und ergänzt: „Da es für die Einspeisung des Wassers in den Teich aber notwendig ist, kann es nicht einfach zurückgebaut werden.“ Insofern müsse das Wehr erhalten, aber eben auch für Fische durchgängig gemacht werden: „Das erreichen wir durch das Entfernen der Justiervorrichtung und den Bau einer Fischaufstiegsanlage.“ Die Brücke, die über den Fluss führt, bekommt zudem eine neue Deckschicht.
Ein Stückchen weiter ist die Stadt außerdem damit beschäftigt, die Wiera zu renaturieren. Dies geschehe durch „strukturverbessernde Maßnahmen“, sagt Groll und verweist darauf, dass dieses Projekt einen naturschutzrechtlichen Ausgleich für die Neugestaltung des Parks darstelle. Auf einer Seite werde die Uferböschung zu diesem Zweck abgeflacht. „Die stellenweise Einbringung von formwilden Steinen an den Böschungen wird die eigendynamische Entwicklung des Gewässers initiieren, so dass sich der Verlauf frei entwickeln kann“, erklärt der Rathauschef und übersetzt auf Nachfrage dieser Zeitung: „Das Wasser soll sich seinen eigenen Weg suchen.“ Da die Südseite der Wiera sehr nah an privaten Grundstücken liegt, sei dies eigentlich nur auf der anderen Seite möglich: „Auf der südlichen Uferseite sollen die Uferböschungen teilweise durch Wasserbausteine und Totholz gesichert werden.“ Außerdem komme noch ein Blühstreifen an den Rand des kleinen Fließgewässers.
Insgesamt kosten diese beiden Veränderungen rund 100 000 Euro, für die es allerdings 61 000 Euro an Fördermitteln gibt. Ein weiteres Projekt, das umgesetzt wird, ist das Pflastern eines weiteren Fußweges, der vom Kultur- und Bürgerzentrum in den Park führt.
Im kommenden Jahr steht dann der dritte Bauabschnitt. Dann lässt die Stadt die Waschbetonplatten an der Teichmauer ersetzen und verpasst ihr zudem noch aus Sicherheitsgründen ein Geländer. Für Bürger besonders spannend dürften der Bau eines Wasserspielplatzes nahe des Kultur- und Bürgerzentrums sowie der geplante Steg und ein Podest für den Teich sein, die das Wasser „erlebbar“ machen sollen. Außerdem sind Pflanzarbeiten und der Aufbau einer Pergola am Spielplatz geplant.
Die Gesamtinvestitionssumme für die Umgestaltung des Parks beläuft sich auf rund 850 000 Euro – 600 000 Euro davon kommen aus dem Städtebauförderprogramm „Sozialer Zusammenhalt“. Noch dazu erhält die Kommune Mittel aus der Wasserrahmenrichtlinie sowie vom Förderverein Bürgerpark. „Viele Menschen aus der Region wissen gar nicht, welches Kleinod wir mit dem Bürgerpark besitzen“, sagt Groll und spricht den Mitglieder des Fördervereins großes Lob aus – sowohl für die finanzielle Unterstützung als auch Ideen, ausgerichtete Veranstaltungen und geleistete Arbeiten. Der rund 50 Jahre alte Park solle noch attraktiver werden und „Jung und Alt, Einheimischen und Hinzugekommenen“ einen Ort bieten, an dem sie sich erholen und den Austausch pflegen können.
Für den Erhalt der „grünen Lunge“ müssten sich aber auch die Menschen einsetzen: Er könne nicht verstehen, dass die Anlage verschmutzt und Pflanzen herausgerissen oder abgeknickt werden.