Wildschwein und Hase wachen über Kinderwald

Waldinteressenten gestalteten Fläche für den Nachwuchs
Die Natur spüren und erfahren, Informationen sammeln, spielen oder einfach nur entspannen kann Mengsbergs Nachwuchs ab sofort im wunderbar hergerichteten Kinderwald.
von Florian Lerchbacher
Mengsberg. Wer am Reit- und am Sportplatz sowie am Hallenbad vorbeigegangen ist, stößt nach rund 500 Metern auf ein weiteres Highlight in Mengsberg: den neu eingerichteten Kinderwald. Die örtlichen Waldinteressenten – Privatwaldbesitzer, die sich zum Zweck der gemeinschaftlichen Bewirtschaftung zusammengeschlossen haben – richteten dort einen „Spiel-, Lern- und Begegnungsort für Jung und Alt“ ein.
Auf rund 1 000 Quadratmetern stehen herrliche Holzfiguren, fein gearbeitete „Waldmöbel“, detailreiche Informationstafeln und zahlreiche Tierfiguren. Neben dem Eingang gibt es zum Beispiel für größere Gruppen Bänke aus Baumstämmen, Einzelpersonen können es sich indes auf Baumstümpfen gemütlich machen, in die ein Sitz eingesägt wurde. Neben einem Indianertipi aus Holz bietet ein Barfußpfad die Gelegenheit, die verschiedenen Untergründe des Waides zu spüren. Unmittelbar neben einer langen Balancierstrecke stehen aus abgeknickten Bäumen geschnitzte Totems, auf deren Spitze Hase, Eule und Eichhörnchen über den Kinderwald wachen. Und wer mehr wissen will über die Tiere, die im Wald leben, kann sich auf. toll gestalten Info-Tafeln über Reh-, Rot- oder auch Schwarzwild kundig machen. Bald bietet außerdem eine von Walter Gömpel gestaltete Scheibe aus einem 174 Jahre alten Baum, der im vergangenen Jahr umgestürzt war, zahlreiche Informationen über die Geschichte Deutschlands und Mengsbergs: So sind 24 Jahresringe hervorgehoben, die wichtige Punkte markieren wie die Nationalversammlung 1848, den großen Brand in Mengsberg(1875) oder die Grundsteinlegung der Kirche (1879).
„Die Kinder können eine Beziehung zur Natur aufbauen, den Wald erleben und erfahren – das geht nur, wenn man auch draußen ist“, freute sich Stefan Schreiber, Waldpädagoge beim Forstamt Kirchhain über das „wunderbare Projekt“ der Waldinteressenten, die Unterstützung erhalten hatten von den Eltern der Kinder aus der Abgängergruppe des Kindergartens sowie dem Heimat-und Verschönerungsverein. Der Mengsberger Hans-Georg Schäfer stellte seine Maschinen zur Verfügung. Finanziell trugen die VR-Bank Hessenland und die Sparkasse Neustadt zum Gelingen bei – die entsprechenden Schecks überreichten die Institute während der Einweihung.
„Wir möchten altersgerechte Kenntnisse über Wald, dessen Bewirtschaftung, Landschaft und die Jagd vermitteln“, erklärte Erwin Schorbach, der Vorsitzende der Waldinteressentengemeinschaft und betonte, dass Kindergarten und Grundschule das Gelände regelmäßig nutzen wollen. Das Forstamt Kirchhain habe ebenso seine Unterstützung zugesagt wie Forstwirte und -unternehmer sowie Jäger, die bei der Bearbeitung verschiedener Themen mitwirken wollen. Die jungen Mengsberger, die bald den Kindergarten verlassen und in die Grundschule kommen, haben bereits einen besonderen Bezug zum Kinderwald: Zum einen wirkten ihre Eltern an der Gestaltung mit, zum anderen pflanzten sie alle einen Baum. „Sie können dessen Entwicklung im Lauf der Jahre beobachten und bekommenen eine besondere Bindung an den Wald“, betont Schorbach.
Eine solche besondere Bindung hatte auch der jüngst verstorbene Kurt Nödel zum Wald: Rund drei Jahrzehnte betreute er den Wald in Mengsberg, im Kinderwald erinnert nun eine extra gepflanzte Eiche an den ehemaligen Revierleiter.