Erstaufnahme: Alle Bewohner werden getestet

Neustadt. Nachdem mehrere Bewohnerinnen und Bewohner der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen in Neustadt positiv auf das Coronavirus getestet wurden, soll in Abstimmung zwischen dem Gesundheitsamt des Landkreises Marburg-Biedenkopf und dem Regierungspräsidium Gießen eine erneute Reihentestung durchgeführt werden. Dies teilten beide Behörden in einer Pressemitteilung mit.

„Die bereits im August durchgeführte Reihentestung hat uns wichtige Erkenntnisse zum Infektionsgeschehen in der Einrichtung gebracht, sodass wir daraus geeignete Maßnahmen herleiten konnten, um weitere Infektionen zu vermeiden“, erläutert der für die Flüchtlingsunterbringung im Regierungspräsidium Gießen zuständige Abteilungsleiter Manfred Becker.

Corona: 18 der 600 Bewohner sind infiziert

Da mittlerweile 18 der 600 Bewohner an Covid-19 erkrankt seien, sollen durch die vom Gesundheitsamt initiierte Reihentestung mögliche Infektionsquellen lokalisiert werden.

Die bisher Betroffenen zeigen lediglich leichte Symptome. Diese sowie deren Kontaktpersonen wurden nach RP-Angaben umgehend isoliert untergebracht beziehungsweise befinden sich in Quarantäne.

Ab heute sollen alle Bewohner sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Erstaufnahmeeinrichtung Neustadt auf eine Infektion mit dem Corona-Erreger getestet werden. Die Testergebnisse werden in etwa drei bis vier Tagen erwartet. Die Einrichtung bleibt bis auf Weiteres für Neuaufnahmen und Zuweisungen an die Kommunen gesperrt.

Neustädter Mitteilungsblatt

„Weihnachtsmarkt hinter Glas“ Rathausvitrine hält Geschenkideen bereit

Leider beeinflusst das Corona-Virus derzeit stark unser Leben. Basare und Märkte fallen aus. Bastler und Hobby-Handwerker haben keine Möglichkeit, ihre Erzeugnisse zu präsentieren. Für viele bot beispielsweise der „Neustädter Advent“ die willkommene Möglichkeit, ein kleines Präsent für Nikolaus oder Weihnachten zu erwerben. Die Stadt Neustadt (Hessen), so Bürgermeister Thomas Groll, möchte hier – natürlich unter Beachtung der Hygieneregeln – ein wenig für Abhilfe sorgen und stellt die Rathausvitrine für den „Weihnachtsmarkt hinter Glas“ zur Präsentation von Geschenkideen bereit.

Zunächst im Hinblick auf Weihnachten, aber auch gerne im kommenden Jahr für weitere Angebote.

Eliane Ripken, Eva-Maria Decher, Rolf-Dieter Reuscher, Andreas Dippel und Andreas Matz haben dort derzeit viele tolle Sachen ausgestellt. Schmuck, Holzkugelschreiber oder weihnachtliche Holzarbeiten sind dort zu finden und warten auf Käufer.

Kunden des Rathauses können darauf ebenso einen Blick werfen wie Interessierte. Da die Rathaustüre wegen der Pandemie aktuell verschlossen ist, empfiehlt sich ein Anruf bei Sonja Stark (89-22, von 8.30 – 12.30 Uhr) dann kann ein Termin vereinbart werden.

Die Ausstellung wird bis zum 8.1.2021 zur Verfügung stehen.

Wer ebenfalls Lust hat „Selbstgemachtes“ im Rathaus auszustellen, kann sich diesbezüglich auch an Frau Stark wenden.

Zum Gedenken an die Pogromnacht in Roth am 8. November 1938 und die Zwangsumsiedlung der Neustädter Juden nach Roth und Fronhausen im Mai 1941

Am 8. November ist es bereits 82 Jahre her, dass das Innere der Synagoge in Roth der vollkommenen Zerstörung fanatischer Nationalsozialisten zum Opfer fiel. Nur ein Jahr ist es her, dass ein rechtsextremer Attentäter versuchte, ein Massaker in der Synagoge in Halle anzurichten, und erst wenige Wochen, dass ein jüdischer Student in Hamburg auf dem Weg zur Synagoge mit einem Spaten angegriffen und dabei schwer verletzt wurde. Dieses sind nur die Spitzen von Eisbergen, wir müssen nicht weit schauen, so finden wir antisemitische Handlungen und Verlautbarungen auch in unserer näheren Umgebung.

So hätten wir auch dieses Jahr allen Grund, uns in der Synagoge in Roth zu versammeln, um an die menschenverachtenden Taten zu erinnern, die mit Gebäudeschändungen und Diskriminierungen begannen und in den Konzentrationslagern endeten. Der Arbeitskreis Landsynagoge Roth plante vorsorglich, das Gedenken an der frischen Luft, mit Abstand zu veranstalten, doch haben wir aufgrund der in die Höhe schnellenden Infektionszahlen davon Abstand genommen.

Wie in jedem Jahr hatten wir auch dieses Mal ein schicksalhaftes Geschehen ausgewählt, um dieses exemplarisch in den Mittelpunkt des Gedenkens zu stellen. An dieser Stelle sei hieran erinnert. Mit der Stadt Neustadt und der Gemeinde Weimar, mit Schülerinnen und Schülern der Martin-von-Tours Schule in Neustadt und der Gesamtschule Niederwalgern wollten wir an die Zwangsumsiedlung der Neustädter Juden nach Roth und Fronhausen im Mai 1941 erinnern. Bislang wurde wenig beachtet, dass die gesamten Neustädter Juden, die dort noch verblieben waren, 31 an der Zahl, binnen zwei Tagen noch einige Sachen zusammenpacken durften und die Mehrzahl dann in Roth bei jüdischen Familien und eine kleinere Anzahl in Fronhausen bei dortigen Familien zwangseinquartiert wurden. Hab und Gut mussten sie in Neustadt zurücklassen, mit den Rother und Fronhäuser Juden, zu denen sie keinerlei verwandtschaftliche Bindung hatten, lebten sie zum Teil in drangvoller Enge zusammen. Alleine bei Höchsters in Roth zogen zehn Personen ein, um ein besonders drastisches Beispiel zu nennen. Der Überlebende Karl Stern, der mit seiner Familie von dieser Umsiedlung betroffen war, beschreibt die Situation in einem Brief vom 2. Januar 1946 an Erwin Höchster, der 1936 nach Südafrika emigriert war, folgendermaßen:

„Sehr geehrter Herr Höxter!

Ihr w[erter] Brief vom 17.12.45 in unserm Besitz, und will ich Ihnen denselben auch gleich beantworten.

Auf Ihre Anfrage betreffs Ihrer Eltern nebst Lieben will ich Ihnen alles mitteilen. Ich sowie alle Juden die in Neustadt wohnten, mussten innerhalb 2 Tage Neustadt verlassen durch Veranlassung der Gestapo Kassel. Ich musste nach Roth ziehen, und zwar wohnte ich bei Witwe Stern mit ihren 2 Söhne, andere zogen nach Bergensteins, und zu Ihren Eltern zogen 3 Familien, ein Teil zog nach Fronhausen, und so kamen wir alle unter aus Neustadt. Ich war bei Ihren Leuten sehr viel und spielten wir sehr oft Karten in Eurem Hause. Ihre Eltern sprachen sehr oft von Ihnen. Auch lernte ich Ihre Schwester Ilse kennen, die zu Besuch einmal dort war. “

Die Neustädter Juden lebten förmlich „auf Abruf“. Die meisten wurden mit Rother und Fronhäuser Juden schon im Dezember 1941 nach Riga deportiert, die übrigen 1942 nach Theresienstadt und dort oder in anderen Konzentrationslagern ermordet. Soweit bislang bekannt, überlebten aus Neustadt nur Karl Stern und die Geschwister Selma und Hugo Kanter die Shoa.

Wir hoffen, im nächsten Jahr zusammen mit den genannten Partnern in Roth der Neustädter Juden und ihres Schicksals gedenken zu können.

Wasserrechtsrahmenrichtlinie Stadt Neustadt (Hessen) erhält Zuwendung über 215.000 Euro

Bereits seit einigen Jahren plant die Stadt Neustadt (Hessen) die Renaturierung eines Teilstückes der Wiera im Bereich der Bahnlinie Marburg/L. – Kassel. Dieses befindet sich auf Höhe der Lichtsignalanlage vor der „Littermühle“.

Aus Mitteln des Landesprogrammes „Gewässerentwicklung und Hochwasserschutz“ wurde der Kommune jetzt eine Förderung von 215.000 Euro zugesagt.

Vorgesehen sind die Errichtung einer Rampe, die verbesserte Durchgängigkeit für Fische sowie Strukturverbesserungen.

Die Arbeiten sollen im Herbst 2021 beginnen und insgesamt 265.000 Euro kosten.

Bürgermeister Thomas Groll zeigte sich erfreut über den Bescheid aus Wiesbaden. Damit werde eines der Ziele aus dem SILEK (Integriertes ländliches Entwicklungskonzept mit räumlichem und thematischem Schwerpunkt) aus dem Jahre 2012 umgesetzt. Dies zeigt, dass wir damals nicht für die Schublade geplant haben, sondern die seinerzeitigen Ideen Schritt für Schritt angehen. Gewässerrenaturierung soll in den kommenden Jahren ein kommunaler Schwerpunkt im Bereich Umwelt- und Naturschutz sein. Gemeinsam mit den Nachbarkommunen Gilserberg und Schwalmstadt hat man das Hardtwasser für das Programm „100 Wilde Bäche Hessen“ angemeldet und im Bereich des Bürgerparks soll ein Stückchen der Wiera renaturiert und beim Wehr eine Fischaufstiegstreppe gebaut werden.

Oftmals sind es die Kleinigkeiten …

…ja, oftmals sind es die Kleinigkeiten, die in einer Kommune auffallen, über die man redet. Ein kaputtes Brett, das hohe Gras auf einer öffentlichen Fläche oder ein Loch im Asphalt bewegt manchen mehr, als ein Projekt für 100.000 Euro, wenn sie denn in seinem Umfeld vorzufinden sind. Eine Kommune muss also beidem gerecht werden – dem großen Bauvorhaben und der kleinen Unterhaltungsmaßnahme.

Da Arbeitszeit und Finanzen aber bekanntermaßen begrenzt sind, geht es hier aber leider nicht ohne Prioritätensetzung.

In den vergangenen Wochen stand eine Kleinigkeit im Mittelpunkt. Auf Anregung des Ersten Stadtrats Wolfram Ellenberg wurden die rund 170 Bänke in der Kernstadt erfasst. Eine unglaubliche große Zahl. In den Stadtteilen betreuen dankenswerterweise Vereine oder private Initiativen die Bänke.

52 (!) Bänke wurden anschließend „überholt“, d.h. gestrichen, kaputte Bretter ausgetauscht oder auch einmal der Standort verändert. Dabei wurden auch Anregungen aus der Bürgerschaft aufgegriffen.

Das Projekt soll 2021 im Rahmen des Möglichen eine Fortsetzung erfahren.

Bürgermeister Thomas Groll und Erster Stadtrat Wolfram Ellenberg würden es sehr begrüßen, wenn sich auch in der Kernstadt Einwohnerinnen und Einwohner oder auch Vereine bereitfänden, Patenschaften für Bänke usw. zu übernehmen. Interessierte können sich bei Susanne Wettlaufer melden.