Alte Dachkonstruktion hält Jahrhunderte

Neustädter Rathausgebäude brauchen neue Dacheindeckungen Stadt investiert rund 220 000 Euro
Neustadts Rathausgebäude bekommen neue Biberschwänze auf die Dächer. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis September.
von Michael Rinde
Neustadt. Im Laufe, dieser Woche kommt auch an die Fassaden des Rathauses ein Gerüst. Beim Nebengebäude, in dem unter anderem das Bürgerbüro untergebracht ist, sind die Biberschwänze bereits vom Dach verschwunden. Voraussichtlich bis September dauert es, dann haben beide Verwaltungsdomizile neue Dächer.
Für die Stadt Neustadt ist das eines der teureren Bauprojekte. Etwa 220000 Euro dürfte es kosten, die Dächer neu einzudecken und Teile der Dachlatten auszutauschen. „Beim Nebengebäude war diese Reparatur schon überfällig. Dachlattungen und Ziegel hatten das Ende ihrer Lebensdauer erreicht“, erklärt der Marburger Architekt Helmut Schmidt. Er hat mit Neustadts historischen Gemäuern schon Erfahrung, baute seinerzeit das Haus der Vereine um. Glücklicherweise fanden sich bisher keine größeren Schäden an der Dachkonstruktion der beiden benachbarten Häuser. Die Konstruktion stammt noch aus dem 16. Jahrhundert. Wo es Schäden gibt, werden sie jetzt gleich mit behoben.
Nicht nur die Dächer brauchen eine Überholung: Die Fassaden bekommen eine Generalreinigung, das Fachwerkgebälk und die Fenster erhalten einen neuen Anstrich. Außerdem nutzt die Stadt die Gelegenheit, dem Rathausobergeschoss eine neue Dämmung zu verpassen. „Das sind 20 000 Euro Mehrausgabe, die sich schnell rechnen werden“, ist Bürgermeister Thomas Groll sicher.
Einzig bei den Gefachen passiert nichts. Sie bleiben wie sie sind. Bei der bisher letzten Renovierungsaktion 1985 hat die Stadt die richtige Entscheidung gefällt. Sie ließ die Gefache gleich farbig verputzen. Wie sich herausgestellt hat, bleibt der Farbton konstant, auch nach mehr als zwei Jahrzehnten. „Der farbige Putz ist Stand der Fachwerkforschung und optimal“, bemerkt Architekt Schmidt. In den nächsten Monaten wird es im Neustädter Stadtgebiet noch eine Reihe weiterer Baustellen geben. Das Land hat alle Bauprojekte aus dem Konjunkturpaket II genehmigt. Neustadt bekommt 650 000 Euro vom Land und 200 000 vom Bund. Das Geld fließt in Kindergärten, das Feuerwehrgerätehaus Neustadt und das Hallenbad (die OP berichtete). Außerdem erhalten die Rathausgebäude eine neue Heizungsanlage.
Planungsbüros arbeiten an den Ausschreibungen. Groll hofft, dass die Stadt mit den bereitgestellten Geldern auskommen wird. Angesichts der steigenden Auslastung der Handwerksbetriebe ist allerdings Skepsis angesagt, sowohl was die Baupreise als auch die Zeitpläne angeht. „Das Konjunkturpaket ist gut und richtig. Was die Zeitvorgaben angeht, wären andere Abläufe sinnvoll gewesen“, sagt Groll.
Auch Architekt Helmut Schmidt sieht schon Anzeichen dafür, dass sich bei Baufirmen inzwischen eine Belebung abzeichnet. „Wenn wir ein Einfamilienhaus planen, müssen wir schon um Angebote bitten“, sagt Schmidt.