Am Ende steht ein Lift auf dem Momberg-Radweg

„Duo Camillo“ präsentierte im Pfarrheim mit spitzen Zungen das Programm „Altarnative Wahrheiten“
Mit dem „Duo Camillo“ ging die Reihe „Neustadt kulturell 2019″ nach der Sommerpause im Pfarrheim weiter. Die Veranstaltung war ein Volltreffer, den die Besucher ausgelassen bejubelten.
von Klaus Böttcher
Neustadt. „Duo Camillo, wer ist das denn? Ob das etwas ist?“, fragten viele Skeptiker im Vorfeld der Veranstaltung. Die beiden putzmunteren Kabarettisten sorgten mit ihrem über zweistündigen Auftritt dafür, dass alle Gäste nun Anhänger sind. Ein Teil des Duos ist Martin Schultheiß, der hauptsächlich Keyboard spielt – und von dem sein Kollege sagt, dass er ein begnadeter Musiker sei. Verließ er sein Instrument, so brillierte er mit scharfzüngigen, humorvollen Sprüchen, die dafür sorgten, dass die Besucher genug zu lachen hatten. Fabian Vogt, der zweite Teil des Duos, ist nicht nur ein ausgezeichneter Sänger, sondern ein wahres Temperamentbündel. Er riss das Publikum schon alleine durch seine stimmungsvollen Liedvorträge mit, bei denen oftmals die Bühnenbretter bedrohlich wackelten. Er ist evangelischer Pfarrer und hatte auch schon acht Jahre lang eine Pfarrstelle inne. Da ist es nicht verwunderlich, dass bei ihm und seinem Kollegen vieles um Kirche und Religion geht.
Mit ihrem Thema „Altarnative Wahrheiten“ beleuchten sie alle möglichen Themen, die sie humorvoll aufgearbeitet und meist in Liedtexte verpackt hatten. Dabei nehmen sie auch kirchliche Themen durchaus mal auf die Schippe; zum Beispiel mit dem Song „Und du glaubst, Gott hört ständig Orgel“ oder dem Bild von Gott als altem, weißem Europäer auf der Wolke, das dann in dem Lied gipfelt: „Gott kann doch kein Mann sein, Gott ist eine Frau.“
Die beiden Kabarettisten verstanden es vorzüglich, das Publikum mit einzubeziehen – und auch anzusprechen mit Sprüchen wie: „Sie sehen besser aus, als der Bürgermeister Sie vorher beschrieben hat.“ Und auf Neckereien verzichteten sie auch nicht: „Wenn du einmal in Neustadt warst, findest du jeden Ort schön.“
Ihre kurzen Erzählungen oder spontanen Zwiegespräche hatten oftmals einen ernsthaften Hintergrund. „Einfach ist das mit der Wahrheit nicht“, stellten sie passend zum Thema fest, um dies mit der Frage nach dem Guten und dem Bösen zu unter
malen: Der Eine sieht den Guten da und den Bösen dort, der Andere genau umgekehrt.
Die beiden sangen und spielten Balladen, Gospel und vieles mehr. Nicht immer standen Religion und Kirche im Mittelpunkt, sondern es ging auch um Politik, Sport oder andere weltliche-Themen. So beispielsweise mit dem Song: „Komm, wir gründen einen Ausschuss, weil dann gar nichts passiert.“ Mit dem Lied „Komm erzähl mir die Welt“ ging es um das Thema der Generationen, mit der Feststellung, dass Konfirmanden und über Achtzigjährige sich durchaus etwas zu erzählen haben.
Am Ende durften die Zuschauer Stichworte für einen Liedtext geben. Zu hören waren der Radweg nach Momberg, die ahle Wurscht, die A 49, der Fasching, die Kirmes, die Beigefreiten und viele Begriffe mehr. Vogt hatte fleißig notiert und sang dann einen fetzigen Boogie, in dem er alle Begriffe verarbeitet hatte mit dem Refrain: „Der Lift auf dem Radweg nach Momberg“.