Auf dem Weg von der Studie zum Projekt

Bürgermeister zieht Zwischenbilanz zur Dorfentwicklung / Umbau der Kita zum multifunktionalen Haus soll beginnen
Von Florian Lerchbacher
Momberg. Rund 100 000 Euro hat die Stadt Neustadt bisher im Zuge der Dorfentwicklung in Mengsberg, Momberg und Speckswinkel gesteckt beziehungsweise eingeplant. Was vielleicht gar nicht so viel wirkt, doch dabei gilt es einzuberechnen, dass das Land Hessen fast 650 000 Euro an Fördermitteln hinzuschießt. Und dabei sind vorerst nur die kommunalen Projekte einberechnet.

Im Herbst 2017 hatte Umweltministerin Priska Hinz Neustadts Stadtteile ins Dorfentwicklungsprogramm des Landes aufgenommen. Dann galt es, zu planen und ein „Integriertes Entwicklungskonzept“ zu erstellen, das die Wirtschafts- und Infrastrukturbank im Frühjahr 2019 genehmigte – was der Stadt wiederum ermöglichte, die Umsetzung von Projekten auf den Weg zu bringen.

Insgesamt zehn mit einem Gesamtwert an „förderfähigen Ausgaben“ in Höhe von fast 750 000 Euro sind das bisher gewesen. Sichtbar ist das schon am Spielplatz in Mengsberg, der mithilfe der Bürger umgebaut wurde.

Außerdem gibt es eine Revitalisierungsstudie für den Ortskern von Speckswinkel – ein Thema, das Bürgermeister Thomas Groll schon seit zwölf Jahren beschäftigt – sowie Machbarkeitsstudien zur Umgestaltung des alten Kindergartens in Momberg zu einem multifunktionalen Haus und den Bau eines Gemeinschaftshauses in Mengsberg. Die Umgestaltung des ehemaligen Kindergartens am Dorfgemeinschaftshaus soll im Frühjahr beginnen – ebenso wie die Sanierung der Fassade des Mengsberger Backhauses.

Neben den kommunalen Projekten unterstützt das Land auch private Vorgaben in den drei Stadtteilen. Rund 40 Beratungsgespräche mit Bürgern habe Architektin Monika Heger bereits geführt, teilt Groll mit und betont, dass neun Vorhaben bewilligt worden seien. Für diese werden insgesamt 636 000 Euro fällig – zumindest sind das die „mitzuwendungsfähigen Ausgaben“. Das Land steuert an dieser Stelle 214 000 Euro bei.

Bürgermeister Groll freut sich über die „beachtlichen Zahlen“ beziehungsweise die Investitionen. „Sie zeigen, dass die Anmeldung für dieses Förderprogramm richtig war, und dass auch in unseren Stadtteilen erhebliche Mittel investiert werden.“

Zudem freute er sich über Worte von Mena Söhlke, der zuständigen Sachbearbeiterin beim Landkreis, die Neustadt als sehr rege Kommune bezeichnet habe. Das Lob gab er zurück und stellte ihre Unterstützung bei Planung, Beantragung und Umsetzung der Projekte heraus.

In diesem Zusammenhang lobte er auch die Ortsvorsteher, den Dorfentwicklungsbeirat und Guendalina Balzer von der städtischen Verwaltung, die alle „Anteil an der positiven Entwicklung“ hätten.

Noch bis zum Jahr 2024 läuft die Dorfentwicklung. Bis dahin würden noch einige Projekte folgen, für die ebenfalls Fördermittel fällig werden, blickt Groll voraus und kündigt an, dass die kommunalen Schwerpunkte auf der Wiederbelebung der Ortsmitte Speckswinkels und der Schaffung barrierefreier Gemeinschaftsräume in Mengsberg liegen sollen. Die Stadt wolle beide Projekte in diesem Jahr vorantreiben – also sozusagen dafür sorgen, dass die Studien endgültig aus der Theorie in die Praxis gehievt werden.

Groll strebt an, dass bis Ende 2024 rund 3,5 Millionen Euro in die Stadtteile investiert werden: „Damit würde der Slogan ,Unser Dorf hat Zukunft‘ nicht nur in Wettbewerben verwendet werden, sondern auch in der Realität mit Leben gefüllt.“

Dorfentwicklungsprogramm

„Mit unserem Dorfentwicklungsprogramm sorgen wir für attraktive und lebenswerte Dörfer und Kleinstädte in den ländlichen Räumen in Hessen. Damit fördern wir zum Beispiel die Sanierung von Gebäuden in den Ortskernen, Mehrgenerationentreffs, Dorfmuseen oder Dorfläden sowie Beratung für Innenentwicklungsprojekte. Darüber hinaus ist auch eine Unterstützung von städtebaulich verträglichem Abriss von Gebäuden möglich. Die Dorfentwicklung bietet damit viele Möglichkeiten für Kommunen des ländlichen Raums, ihre Ortszentren zu beleben. In diesem Jahr werden wir zehn neue Kommunen für den Förderzeitraum 2021 bis 2028 in das Dorfentwicklungsprogramm aufnehmen. Die Bewerbungen hierfür können bis 30. Mai 2021 bei den zuständigen Bewilligungsstellen in den Landratsämtern eingereicht werden“, teilte Umweltministerin Priska Hinz gestern in Wiesbaden mit.

Das Land Hessen fördert über das Dorfentwicklungsprogramm aktuell 99 Kommunen mit 878 Ortsteilen. Im Jahr 2020 wurden 1 240 Bewilligungen mit einer Gesamtfördersumme von über 34 Millionen Euro erteilt. Die Anzahl der möglichen Neuaufnahmen in das Förderprogramm richtet sich jährlich nach den zur Verfügung stehenden Fördermitteln. In den nächsten Jahren stehen durchschnittlich etwa 30 Millionen Euro an Fördermitteln von EU, Bund und Land zur Verfügung. „Die Dorfentwicklung ist ein wichtiger Baustein unseres Aktionsplans „Starkes Land – gutes Leben“. Der Aktionsplan nimmt mit neun Handlungsfeldern alle wichtigen Bereiche in den Blick: Von der Mobilität über schnelle Internetverbindungen, flächendeckende medizinische Versorgung, Geschäfte des täglichen Bedarfs bis hin zu lebendigen Ortskernen. Damit verfolgt die Landesregierung das Ziel, die ländlichen Räume in Hessen zu stärken und weiterzuentwickeln“, ergänzte Hinz.

Informationen zum Förderprogramm sowie fachliche Beratung und Begleitung bei der Bewerbung erhalten Kommunen bei den Fachbehörden der jeweiligen Landkreise.