Das einzige Gebot ist viel zu niedrig

Die Zwangsversteigerung der ehemaligen Kantine von Ergee ist im ersten Anlauf gescheitert
Ohne Ergebnis ging der Zwangsversteigerungstermin der ehemaligen Neustädter Ergee Kantine vor dem Kirchhainer Amtsgericht zu Ende.
von unseren Redakteuren
Neustadt. Bei dem Zwangsversteigerungstermin in Kirchhain war neben dem Gläubigervertreter, der Sparkasse Marburg-Biedenkopf, nur ein einziger Bieter anwesend. Die Gläubigerbank macht eine im Grundbuch eingetragene Grundschuld von rund 750 000 Euro geltend.
Darüber hinaus hatte die Stadt Neustadt mit einer im Grundbuch eingetragenen Zwangssicherungshypothek ihre eigenen Ansprüche in Höhe von 123 000 Euro geltend gemacht. Dieser Betrag resultiert aus den bis jetzt noch nicht bezahlten Straßenanliegerbeiträgen, die bei der Sanierung der Emil-Rössler-Straße im Jahr 2008 anteilmäßig angefallen waren. Hinzu kommen außerdem noch die Gerichtskosten.
Im Vorfeld des Gerichtstermins hatte ein unabhängiger Gutachter den Verkehrswert von Gebäude und Grundstück auf 650 000 Euro angesetzt. Das Gebot in Höhe von 150 000 Euro, das der einzige anwesende Bieter abgab, konnte Rechtspfleger Stephan Stähr nicht annehmen. Nach den gesetzlichen Bestimmungen muss das Mindestgebot beim ersten Zwangsversteigerungstermin bei der Hälfte des vom Gutachter ermittelten Verkehrswertes liegen. Mindestens 325 000 Euro hätten der Mann also für das Objekt bieten müssen.
Wahrscheinlich hofft der Bieter aber auf den zweiten Versteigerungstermin, denn dann setzt das Gericht keine Mindest-gebotshöhe mehr fest. Dann könnte der Bieter das Gebäude zu einem wesentlich geringeren Preis als der Hälfte des festgesetzten Verkehrswertes erwerben. Allerdings kann die Gläubigerbank bis zu drei Mal bei einem erneuten Zwangsversteigerungstermin ein ihr zu niedrig erscheinendes Gebot ablehnen.
Der nächste Versteigerungstermin vor dem Kirchhainer Amtsgericht wird noch bekannt gegeben.
Ursprünglich war das Gebäude im Jahr 1940 als Teil des Gemeinschaftslagers „Am Steimbel“ einer für rund 1 200 Personen erbauten Wohnsiedlung des Allendorfer Sprengstoffwerk WASAG, errichtet worden. Nach dem Krieg diente die Siedlung den Alliierten als Unterkunft. Später wurde das Gebäude beim Aufbau der Strumpffabrik Ergee genutzt. Das Unternehmen stellte den Betrieb im Jahr 1993 ein.
Im Gebäude, das auf einem 2 814 Quadratmeter großen Grundstück im Wohngebiet Steimbel liegt, befinden sich zudem eine leer stehende Gewerbeeinheit und fünf Wohnungen im ausgebautem Dachgeschoss. Bis vor kurzem wurde der große Saal für die unterschiedlichsten Veranstaltungen genutzt, vor allem durch den Neustädter Wanderverein.