„Das wird ein schwieriger Weg“

Neustadt sucht Lösungen für ein neues Feuerwehrhaus
Von Nadine Weigel
Neustadt. Die Mängelliste des Feuerwehrhauses ist lang: Es gibt keine wirksame Raumlüftung in der Fahrzeughalle zur Vermeidung der Ausbreitung von Abgasen. Es fehlen mehr als 20 Parkplätze im Einsatzfall. Es gibt keine geeignete Be- und Entlüftung in der Kleiderkammer. Und es gibt auch keine getrenntgeschlechtlichen Umkleiden. Dies alles stellte der Technische Prüfdienst vor gut einem Jahr fest.

Das Feuerwehrhaus der Neustädter Wehr, das 1983 in Betrieb genommen wurde, ist mehr als in die Jahre gekommen. Es entspricht in keiner Weise den heutigen Anforderungen. Die Brandschutzaufsicht des Landkreises Marburg-Biedenkopf kritisiert zudem die Enge des Umkleidebereiches und die begrenzte Zahl der Spinde. Die Unterstellplätze für die Fahrzeuge entsprechen nicht mehr den heutigen Normen, außerdem fehlt ein eigener Stellplatz für das fünfte Fahrzeug.

Im Feuerwehrhaus gibt es darüber hinaus zu wenig Lagermöglichkeiten für Gerätschaften und Bekleidung. Und zu guter Letzt ist auch das Dach erneuerungsbedürftig und die Toiletten sowie weitere Räumlichkeiten müssten nach vierzig Jahren dringend grundsaniert werden.

Neubau in Kernstadt für fünf Millionen Euro

Es herrscht also dringender Handlungsbedarf. Deshalb ist die Stadt Neustadt auf der Suche nach Lösungen – und die könnten sich schwierig gestalten. Denn eine DIN-gerechte Mängelbeseitigung, notwendige Erweiterung der Räumlichkeiten und zusätzliche Parkflächen sind am bisherigen Standort nicht möglich. Das Bestandsgrundstück ist knapp 2.000 Quadratmeter groß. Für einen Neubau wären mindestens 4.000 Quadratmeter nötig. „Es wird wohl nicht die 1-A-Lösung geben. Wir müssen Kompromisse finden“, betonte Bürgermeister Thomas Groll während der Sitzung des Stadtparlaments am Montagabend. Dort stellte er den aktuellen Stand in Sachen Feuerwehrhaus vor. Zwar könne das jetzige Gebäude theoretisch bis etwa 2032 weitergenutzt werden, wenn es umgebaut würde und die Kommune versuche, Parkplätze in der Nähe anzumieten. Allerdings hat sich der Magistrat dagegen ausgesprochen, weil es „nicht vertretbar sei, 250.000 Euro in ein Gebäude zu investieren, das nur wenige Jahre später aufgegeben und gegebenenfalls abgerissen wird“.

Stattdessen empfiehlt der Magistrat der Stadtverordnetenversammlung den Neubau eines Feuerwehrhauses in der Kernstadt. Die Kosten für solch einen Neubau werden auf rund fünf Millionen Euro geschätzt.

Eine vom Magistrat in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie kommt nach der Untersuchung verschiedenster Möglichkeiten zu dem Ergebnis, dass ein Neubau eigentlich nur an zwei Stellen sinnvoll umsetzbar wäre: auf dem Gelände der ehemaligen Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne oder auf dem Festplatz Lehmkaute. Dort wären jeweils auch Erweiterungsmöglichkeiten realisierbar. Auf dem ehemaligen Kasernengrundstück wäre aufgrund der Grundstücksgröße neben dem Neubau eines Feuerwehrgebäudes auch noch der Neubau einer Kindertagesstätte möglich (OP-Bericht dazu folgt).

Baubeginn des neuen Gerätehauses soll 2027 sein

Dafür wären auf dem ehemaligen Kasernengelände die Erschließungskosten höher als auf dem Festplatz. Allerdings müsste auf dem Kasernengelände die Festplatznutzung nicht verlegt werden, was bauplanungsrechtlich schwierig und langwierig werden könnte und auch wiederum auf einem neuen Gelände sicherlich mit Erschließungskosten verbunden wäre, heißt es in dem Gutachten.

„Wenn wir über eine Nutzung des Festplatzes für den Bau eines Feuerwehrhauses nachdenken, muss allerdings überlegt werden, was mit der Trinitatis-Kirmes geschehen soll“, so Groll, der sogleich betonte, dass das traditionelle Heimatfest Neustadts unbedingt fortbestehen müsse.

Für den Standort eines Feuerwehrhauses spielt die Einhaltung der gesetzlichen Hilfsfristen eine entscheidende Rolle, was derzeit geprüft werde. Der Magistrat befinde sich aktuell in konstruktiven Gesprächen mit dem Kreisbrandinspektor, dem Stadtbrandinspektor und der Wehrführung der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt.

„Es wird ein schwieriger Weg, aber wir werden eine Lösung finden“, prophezeit Bürgermeister Groll. Baubeginn soll 2027 sein.