Ein Mahnmal wird zur Privatsache – MNZ

Für die Renovierung der früheren Synagoge in Momberg gibt es keine Förderung
Von Horst Jon. Boßhammer (0 64 28) 44 88 40 h.bosshammer@mittelhessen.de
Neustadt-Momberg. Jahrelang hat Marc Lecher vergeblich auf eine Förderung aus der Dorferneuerung gewartet, um die Reste der früheren Momberger Synagoge zu erhalten. Dann hat er seinen Jahresurlaub geopfert und selbst angepackt.
Bis zum Pogrom vor siebzig Jahren lebten neun Familien, bis zu 36 Menschen jüdischen Glaubens, in Momberg. Sie waren im Ort integriert. Einer von ihnen saß gar im Gemeinderat. Deportation und systematische Ausrottung in Konzentrationslagern haben nur ganz wenige überstanden. Darunter Rosa Lion, die nach dem Kriege zurückkehrte und dort vor sechs Jahren verstorben ist.
Das einzige, was noch an jüdisches Leben im Ort erinnert, ist die frühere Synagoge in der Burggasse, die nach dem Krieg als Getreidelager genutzt wurde/Vom ursprünglichen Bau blieb nur das Obergeschoss mit Schablonen-Malerei im Inneren erhalten. Das Gebäude stand ursprünglich als Scheune im Ebsdorfer Grund und wurde vor genau 150 Jahren in Momberg neu aufgebaut.
„Dem Eigentümer ist die Erhaltung, an der ein öffentliches Interesse besteht, nicht zumutbar“, hieß es schon vor sieben Jahren aus dem Marburger Kreishaus. Gebracht hat das nichts. Nach einem Kostenvoranschlag sollte die Renovierung zuletzt 28 000 Euro kosten. „Viel Geld für Garage und Lager“, fand Marc Lecher, pfiff auf Geld aus der Dorferneuerung und schritt zur Selbsthilfe, denn das Dach war undicht.
■ Gefährdete Malerei gesichert
Während seines Jahresurlaubes hat er mit Freunden die Giebel gerichtet, das Dach erneuert und die Verkleidung mit Welleternit abgenommen. Dahinter verbarg sich intaktes Fachwerk aus Eichenholz, das zur Hofseite neu verputzt wurde. Giebel- und Wetterseite erhielten in Absprache mit der Denkmalpflege eine Holzverkleidung, in der die Fenster mit runden Oberlichtern angedeutet sind. Nach der Erneuerung des Daches hat Restauratorin Ulrike Höhfeld die gefährdeten Deckenmalereien vorläufig gesichert. Die Kosten übernahm die Denkmalpflege.
Ursprünglich hatte der Denkmalbeirat 100 000 Euro für eine umfangreiche Sanierung nach dem Beispiel der Landsynagoge in Roth gefordert. Dafür mochte sich aber selbst Amnon Orbach, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Marburg, nicht einsetzen, zumal es an ähnlichen Initiativen im Ort fehlte.
Nach jüdischen Gesetzen gilt eine Synagoge nur dann als Heiligtum, wenn dort Thorarollen und Gebetbücher verwahrt werden. Selbst nach der Renovierung ist das Gebäude deshalb nur noch eine Art Mahnmal an ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte.