Erster Corona-Fall in der Erstaufnahmeeinrichtung

Betroffener ist in Quarantäne / Alle Bewohner und Mitarbeiter werden auf Infektion mit Covid-19 getestet
Von Florian Lerchbacher

Neustadt. Nach knapp fünf Monaten, in denen das Coronavirus Deutschland in Atem hält, verbuchte das Regierungspräsidium Gießen in Hessens Erstaufnahmeeinrichtungen (HEAE) neun Fälle von Covid-19 – nun ist einer hinzugekommen: Ein Bewohner der Einrichtung in Neustadt wurde infiziert. Allem Anschein nach hatte er sich bei einer Mitarbeiterin eines am Standort tätigen Dienstleisters angesteckt, die inzwischen positiv getestet wurde. „Die Ursache für die Erkrankung ist noch nicht abschließend geklärt“, stellt die Gießener Behörde jedoch heraus.

Beide betroffenen Personen sowie deren Kontaktpersonen seien umgehend isoliert (beziehungsweise vom Dienst freigestellt) worden. Das sei angesichts der zahlreichen Gebäude und Räumlichkeiten, aus denen die HEAE auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne besteht, problemlos möglich, erklärt RP-Sprecher Oliver Keßler auf Rückfrage dieser Zeitung. Das bedeute nicht, dass die Anlage hermetisch abgeriegelt werde und sie niemand mehr verlassen dürfe. Aber jeder Bewohner, der Kontakt zu dem Erkrankten hatte oder Symptome zeigt, kommt in Quarantäne. „Das lässt sich in Neustadt gut nachvollziehen“, hebt Keßler hervor.

Am gestrigen Mittwochnachmittag begann das RP in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt des Landkreises und dem Deutschen Roten Kreuz, alle Bewohner sowie die Mitarbeiter der Neustädter Erstaufnahmeeinrichtung auf eine Infektion mit dem Coronavirus zu testen. Dies diene dazu, einen Überblick zu bekommen und damit eine Einschätzung des Geschehens vornehmen zu können, um auf dieser Grundlage weitere gezielte Maßnahmen zu ergreifen und umzusetzen, heißt es aus Gießen. Die Testergebnisse werden in etwa drei bis vier Tagen erwartet.

Der Betroffene zeigt nach Angaben des RPs lediglich leichte Symptome. Es ist der erste Fall, der in der HEAE in Neustadt auftrat. Dort wohnen aktuell 326 Menschen. Die Einrichtung bleibt bis auf Weiteres für Neuaufnahmen und Zuweisungen an die Kommunen gesperrt. Bis zum Vorliegen aller Befunde werden außerdem Zusammenkünfte, insbesondere in geschlossenen Räumen und außerhalb der gewöhnlichen Sozialgemeinschaften, untersagt.

Bei der Aufnahme von Flüchtlingen hat das RP ein ganz klares Konzept, berichtet Keßler: Jeder Flüchtling kommt nach seiner Ankunft in Quarantäne – die dann letztendlich bis zu vier Wochen dauern kann.