Groll fordert in der Ortsmitte mehr Mut zur Lücke – MNZ

Speckswinkel sucht mit Hilfe der Dorferneuerung Antworten auf leerstehende Wirtschaftsgebäude und den demografisch Wandel
Neustadt-Speckswinkel (aws). Drei Planungsbüros haben im Zollhof Speckswinkel ihr Konzept für die Belebung der Speckswinkler Ortsmitte vorgestellt. Mit Hilfe der Dorferneuerung will Neustadt gegen Leerstände ankämpfen und sich auf den demografischen Wandel einstellen.
„Wir wollen nicht mit der Brechstange modernisieren, sondern bei allen Entscheidungen die Anlieger einbinden. Vor allem soll der ländliche Charakter unseres Dorfes nicht verloren gehen“, beschrieb Ortsvorsteher Karl Stehl die Vorstellungen und Meinungen von Bürgern und Kommunalpolitikern.
Mit dem Konzept, auf vorhandenen oder neu geschaffenen Leerflächen wieder Neubauten in die Ortskerne zu bringen, will die Stadt einen weiteren Impuls für die Binnenentwicklung geben. „Man kann allerdings die Gebäude nur dann erhalten, wenn sie auch tatsächlich genutzt werden. Der Denkmalschutz muss sich bewegen. Man darf nicht nur immer die Erhaltung von alter Bausubstanz fordern, sondern muss auch Mut zur Lücke oder zum Abriss zeigen“, forderte Groll.
Für die Architekturbüros sind durchaus Kombinationen von Alt- und Neubauten denkbar. Dabei ist die Anpassung der Baustrukturen an den demografischen Wandel ein wichtiges Anliegen. „Wir werden in 20 Jahren rund 900 Menschen weniger und damit mehr ältere Bürger in Kernstadt und Ortsteilen haben“, so Groll.
Auf diese Situation will die Stadt durch barrierefreies Wohnen, ebenerdige Zugänge, qualifizierte Freiräume und Nebenanlagen, Wohnungsgrößen und Wohnungsmix gewappnet sein. Dies soll neben anderen wichtigen Aspekten bei einer zentralen Dorfmitte berücksichtigt werden. Deshalb ist auch für die Architekten die Option eines generationenübergreifenden Wohnens unter einem Dach ein wichtiger Punkt.
■ Im Ortskern Platz für 50 Wohnungen
Die aus Speckswinkel stammende Mainzer Architektin Petra Geißel-Born sieht im Abriss ungenutzter Scheunen, Schuppen und Nebengebäude eine Möglichkeit, im Ortskern rund 15 neue Gebäude mit bis zu 50 Wohneinheiten in Form von Einzelwohnungen und Mehrgenerationenhäusern zu schaffen.
Für Holger Möller vom Büro für Architektur und Stadtplanung aus Kassel ist die optische Anpassung von alter und neuer Bausubstanz wichtig. „Dabei entsteht auch mit den Anlagen und Gärten rund um die Wohnbebauung eine Außenraumqualität, welche eine Stadt nicht mehr vorweisen kann“, erklärte Möller.
Über eines sind sich die Planer aber insgesamt einig. Die Neubauten werden bedingt durch Abriss und Bauleitplanung auf den in Frage kommenden Grundstücken sicherlich teurer werden.