Höher als der Kölner Dom – MNZ

Auf dem Krückeberg entstehen die stärksten Windräder Hessens
Von Alfons Wieber
Neustadt-Specks winkeI. Die drei höchsten und leistungsstärksten Windkraftanlagen von ganz Hessen werden derzeit auf dem Krückeberg zwischen Neustadt und Speckswinkel gebaut. Die Standorte befinden sich in einer Höhe von rund 320 Metern. Der Krückeberg erreicht damit fast die Amöneburg und ist einer der höchsten und windbeständigsten Standorte im Ostkreis.
In der Planungsphase hatte er sich als der am besten geeignete Standort für die Aufstellung von Windkraftanlagen herauskristallisiert. Zudem liegt er weitab von Speckswinkel, Neustadt oder Stadtallendorf. Eine Belästigung von Anwohnern durch die Rotorgeräusche oder Schattenwurf der Rotorblätter soll so ausgeschlossen werden. Die Bauarbeiten für die drei neuen Anlagen wurden im März begonnen und sind in vollem Gange. Als erste Maßnahme mussten zunächst einige Feldwege für den Schwerlastverkehr sowie die Kranstellflächen ausgebaut werden. Derzeit werden die Standflächen der Windräder hergestellt und deren Fundamente betoniert. Nach Fertigstellung der neuen Anlagen umfasst der Windpark dann insgesamt zwölf Windräder, die Strom in das öffentliche Netz einspeisen.
Die drei Neuanlagen gehören ebenso wie sechs der im Sommer 2007 errichteten Anlagen der Mengsberger Betreiberfirma „Rudewig Windpower“. Nach Abschluss der Fundamentbauarbeiten ist die Inbetriebnahme der Windenergieanlagen mit je 2300 Kilowatt Leistung im Sommer vorgesehen. Bei einer Nabenhöhe von 138 Metern und einem Rotordurchmesser von 82 Metern beträgt die Höhe 179 Meter.
Für die Erweiterung des Windparks inklusive Fundament, Netzanbindung, Wegebau und Nebenanlagen werden nach Angaben des Betreibers über 10,6 Millionen Euro veranschlagt.
Drei Windräder erzeugen so viel Strom, wie ganz Neustadt im Jahr verbraucht
Bereits unmittelbar nach Fertigstellung der bestehenden Anlagen in 2007 war mit der Planung der neuen Windräder begonnen worden.
Umfangreiche Gutachten zur Genehmigung der Windparkerweiterung mussten im Auftrag des Betreibers erstellt werden. „Allein die Sachverständigengutachten für Vögel und Fledermäuse haben über ein Jahr in Anspruch genommen“, berichtet Geschäftsführer Michael Rudewig.
Im Dezember 2009 hatte das Regierungspräsidium die Genehmigung für Hessens derzeit höchste und leistungsstärkste Windenergieanlagen erteilt. Der eingespeiste Strom wird mit 9,11 Cent pro Kilowattstunde vergütet. Betreiber Rudewig rechnet mit einem Ertrag von rund 15 Millionen Kilowattstunden jährlich.
Das entspricht in etwa dem Jahresverbrauch der Stadt Neustadt und ihrer Ortsteile. In einem herkömmlichen Kraftwerk müssten dazu 5150 Tonnen Kohle pro Jahr verfeuert werden. Die neuen Windenergieanlagen werden vom größten deutschen Windenergieanlagenhersteller aus Aurich (Ostfriesland) geliefert und aufgebaut.