Langsam kommt Leben in die Bude

Tag der offenen Tür im neuen Kultur- und Bürgerzentrum findet trotzdem vornehmlich unter freiem Himmel statt
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Viele Monate lang stand das Kultur- und Bürgerzentrum Neustadt quasi mit einem imaginären Schleifchen drumherum fertig in der Querallee, doch aufgrund des Lockdowns konnten in dem 6,6 Millionen Euro teuren Neubau keine Veranstaltungen stattfinden. Der Frust war groß, doch langsam aber sicher kommt Leben in die Bude und die Stadt um Bürgermeister Thomas Groll kann die Einweihung feiern. Diese findet am Freitag statt – aufgrund der Corona-Pandemie allerdings in weitaus kleinerem Rahmen als einst geplant und noch dazu ausschließlich mit explizit eingeladenen 90 Gästen.

Doch wer möchte, kann einen Tag später einen Einblick in das Gebäude bekommen: Führungen werden um 12, 12.30, 13, 13.30, 14.30 und 15 Uhr angeboten – andere ursprünglich angebotene Termine sind bereits ausgebucht. Das Interesse sei riesig, freut sich der Rathauschef und weist darauf hin, dass Treffpunkt für die Führungen jeweils der Haupteingang ist und die Teilnehmerzahl auf 15 Personen begrenzt ist (wer dabei sein will, muss getestet, geimpft oder genesen sein, den entsprechenden Nachweis erbringen und eine medizinische Maske tragen): „Noch müssen wir den Einlass steuern, aber wir hoffen auf bessere Zeiten, in denen die Menschen ihr Haus dann endlich in Besitz nehmen können.“

Angebot richtet sich an Menschen von 0 bis 99 Jahren

Am Samstag können die Besucher aber zumindest schon mal sehen, was die Stadt für 6,6 Millionen Euro (5,3 Millionen davon stammen aus Fördermitteln) hat bauen lassen, wie der große Saal aussieht, in dem die Veranstaltungen stattfinden, was hinter den Kulissen wartet, wie die Bibliothek/Mediathek gestaltet ist – und vor allem, wie der „soziale Trakt“ eingerichtet ist, in dem es bereits hoch her geht.

Für den Aktionstag verlegen Nicole Zinkowski vom Familienzentrum, Eva Hartmann von der Kommunalen Leitstelle „Älter werden in Neustadt“ beziehungsweise der Bürgerhilfe „Wir für uns“, für die sie als Koordinatorin fungiert, sowie Tamara Lohse vom Hessischen Diakoniezentrum Hephata das Leben aus ihren Büros allerdings aufgrund der Corona-Pandemie nach draußen ins Freie.

Sie alle haben Kooperationspartner eingeladen, die sich und ihre Angebote an Ständen präsentieren. So können sich die Gäste dann beispielsweise über Pflegedienst, den Trauertreff „Tränentrost“ oder auch die geplante Tagespflege „TagWerk“ informieren lassen. Gleichzeitig werden aber beispielsweise auch ein Yoga-Kurs oder die Ferienspiele vorgestellt. „Es gibt in unserer kleinen Stadt ein sehr großes Angebot“, stellt Groll heraus.

Und die Vernetzung funktioniere schon nach wenigen Wochen hervorragend und sei sehr gewinnbringend, erklären die drei Frauen unisono. „Es ist ja auch unser Ziel, dass die Bürger uns als Gesamtpaket wahrnehmen“, stellt Zinkowski heraus – das Familienzentrum richte sich mit seinen Angeboten schließlich an Menschen im Alter von 0 bis 99 Jahren und somit auch an die Zielgruppen von Bürger- oder Altenhilfe.

Und erklärtes Ziel von Hephata ist, wie die unter anderem für die „Sozialraumorientierung“ zuständige Lohse betont, die Integration der Menschen ins Stadt- und Vereinsleben. Die Bürger müssten sich dabei noch einmal deutlich machen, wie vielfältig Hephata inzwischen in Neustadt aktiv ist, so Groll, der beispielhaft den Wiesenhof, ein Wohnheim für Mädchen und den auf betreutes Wohnen ausgerichteten Neubau des Deutschen Hauses aufzählt – und darauf verweist, dass Hephata immer wieder bei Neustadts Märkten vertreten sei. Die Abteilung Hauswirtschaft übernimmt am Samstag das Catering, zudem stellt sich die Werkstatt der Menschen mit Behinderung vor, die auch verschiedene Produkte anbietet.

Zehn Vereine stellen sich vor

Das „bunte Sammelsurium an Infoständen“ wird ergänzt durch eine Vereinsmesse, die Sonja Stark von der Stadtverwaltung organisiert. Gespräche mit Vereinsvertretern hätten gezeigt, dass Vereinsleben in Corona-Zeiten stark gelitten habe, die Arbeit mit Kindern weniger geworden sei und Aktive wegbrechen. „Vieles scheitert auch daran, dass sich keine Übungsleiter mehr finden – vor allem im Kinder- und Jugendbereich“, sagt Stark.

Entsprechend wollten die Vereine (zumindest rund 10 der insgesamt 87 im Stadtgebiet vorhandenen) zeigen, dass es sie noch gibt – und unter anderem mit Mitmachangeboten daran erinnern, was sie anbieten. Mit dabei sind beispielsweise der Frauenverein, der Männergesangverein und die Feuerwehr, aber auch der bsj Marburg, der sich um die Jugendarbeit und viele weitere soziale Aufgaben in der Stadt kümmert.