in Sachen Energiewende
Stadt und die EAM unterzeichnen einen „Letter of Intent“ und werden Partner
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Wie lässt sich die Energieversorgung nachhaltig gestalten? Mit dieser Frage setzt sich die EAM seit einigen Monaten auseinander und hat nun die Stadt Neustadt als Modellkommune ins Boot geholt – „ein bisschen haben wir uns auch aufgedrängt“, sagt Bürgermeister Thomas Groll. Hintergrund der Aussage ist, dass die Stadt eigentlich nicht aus der Netzgesellschaft Herrenwald aussteigen wollte, es dann aber aus unterschiedlichen Gründen letztendlich doch tat und ebenso wie die Stadt Stadtallendorf ihre Anteile an die EAM verkaufte (die OP berichtete ausführlich).
Wie so oft gab der Neustädter Rathauschef dabei allerdings nicht so einfach auf: In diesem Fall schaffte er es, mit dem Energieversorger den nun unterzeichneten „Letter of Intent“ auszuhandeln, um sich gemeinsam und für das Versorgungsgebiet exemplarisch auf den Weg Richtung Energiewende zu begeben.
Bürgermeister Groll ist stolz
Aus Kommunen komme immer wieder die Frage, was in Sachen Klimaschutz machbar sei, berichtet EAM-Geschäftsführer Hans-Hinrich Schiever. Entsprechend sei es sinnvoll, einen Partner zu haben, um zu sehen, mit welchen schritten sich die angestrebte Klimaneutralität erreichen lässt. Die in der Bundespolitik ausgeschriebenen Ziele ließen sich schließlich nur erreichen, wenn die Thematik in die Kommunen heruntergebrochen und in die Versorgungsgebiete transportiert wird.
„Mit dem Projekt in Neustadt erproben wir einen ganzheitlichen Ansatz mit einer klaren Ausrichtung auf CO2-Reduktion beziehungsweise CO2-freie Lösungen, bei denen ein breites Spektrum individueller Maßnahmen untersucht und erarbeitet werden sollen“, ergänzt er. „Zukunftstechnologien auch mal ausprobieren“, nennt Groll als Schlagwort.
Drei Sektoren stehen bei der Energiewende im Mittelpunkt, fügt Jörg Hartmann, der EAM-Netz-Geschäftsführer hinzu: Neben der Strom- seien das die Wärmeversorgung sowie die Frage der Mobilität: „Die Baustelle ist also viel größer. Besonders die Wärmeversorgung war bisher in den Diskussionen völlig unterrepräsentiert.“
Für die Kooperation sind drei Schritte vorgesehen: Zunächst steht die Analyse des Ist-Zustandes an. Danach geht es ans Definieren von Zielen und Konzepten, um sich letztendlich* unter Einbeziehen eines Neustädter Gremiums auch an die Umsetzung der entwickelten Ansätze zu machen.
„Ich habe das Gefühl, die EAM steht mit vollem Herzen dahinter“, freut sich Groll und nennt beispielsweise das Hinzuziehen eines Experten aus der Schweiz als einen Beweis dafür. „Wir in Neustadt sind Generalisten. Sie jedoch sind Spezialisten“, erklärt er, warum eine kleine Verwaltung wie die der Junker-Hansen-Stadt bei der Energiewende dringend Unterstützung benötige. „Es macht mich stolz, dass wir die Modellkommune für das gesamte Versorgungsgebiet der EAM sein sollen.“
Weitere Kommunen sollen von Pilotprojekt profitieren
„Wir möchten nicht an der Oberfläche kratzen, sondern streben eine ganzheitliche Entwicklung an“, sagt Schiever und stellt heraus, dass aber nicht nur die Kommune an sich, sondern auch Bürger und insbesondere Gewerbetreibende mitgenommen werden müssten. Ziel der EAM sei es, die Neustädter bei der Umsetzung der zu entwickelten Konzepte zu unterstützen. Im Mittelpunkt stehen verschiedene Fragen: Wie lässt sich Photovoltaik im Stadtgebiet ausbauen? Wie und wo kann Nahwärme eingesetzt werden? Wie lässt sich generell Energie einsparen? Was geht in Sachen Elektromobilität? Und was ist mit der Wasserversorgung? Dabei werde durchaus auch über Interkommunale Zusammenarbeit nachgedacht, betont Groll und kündigt an, dass auch Infoveranstaltungen für Bürger auf dem Plan stehen.
Ziel der EAM sei es letztendlich, so Hartmann, die Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Modellprojekt später auch auf andere Städte und Gemeinden im Geschäftsgebiet zu übertragen: „So werden auch weitere Kommunen von dem Pilotprojekt profitieren.“