Spenden-Spitzenreiter gehen in Rente

Elvira und Werner Mann haben in acht Jahren insgesamt 18.500 Euro für krebskranke Kinder gesammelt
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Mannomann, die Eheleute Mann aus Neustadt haben zum achten – aber auch letzten – Mal eine Spende an die Elterninitiative für leukämie- und tumorkranke Kinder in Marburg überreicht. Dieses Mal waren bei einem Hofflohmarkt 3.500 Euro zusammengekommen. Damit haben sie den Verein seit dem Jahr 2015 mit insgesamt 18.500 Euro unterstützt – und dürften damit bei den Privatspendern absoluter Spitzenreiter sein, wie Karl Kreh von der Elterninitiative betont: „Es gibt ein paar Firmen, die dankenswerterweise schon öfters größere Summen an uns gespendet haben. Aber bei den Privatpersonen liegen die Manns vorne.“

19 Jahre lang betrieben Werner und Elvira Mann in Neustadt eine Postfiliale. Im Jahr 2015 hatten sie begonnen, dort eine Art Bücherflohmarkt anzubieten. Wer wollte, konnte gebrauchte Bücher gegen eine Spende bekommen – und das nahmen viele, viele Menschen an, wie Elvira Mann stolz berichtet. „Ich erklärte immer, dass die Bücher eigentlich nichts kosten, wir aber gerne eine Spende für die Elterninitiative hätten“, erinnert sie sich.

Seniorin spendete immer, wenn die Rente kam

Das sei so gut angekommen, dass die Geldbörsen dann zumeist noch ein Stückchen weiter geöffnet wurden. Und wenn Werner Mann dann noch von den Schicksalen erkrankter Kinder erzählte, deren Familien der Verein unterstützte, sei die Spendenbereitschaft sogar noch größer geworden: „Die Neustädterinnen und Neustädter sind bereitwillige Spender“, lobte er. Eine inzwischen verstorbene Seniorin sei immer dann, wenn die Rente eintrudelte, bei ihnen vorbeigekommen und habe 50 Euro gespendet.

Die Idee, etwas für den guten Zweck zu tun, war ihnen nach einem Unfall ihres Enkels gekommen. Dieser war mit dem Fahrrad gestürzt – und Elvira und Werner Mann begleiteten ihn in die Kinderklinik. Die Bilder, die sie dort sahen, haben sie noch heute im Kopf. „Dort saßen an Krebs erkrankte Kinder, die nach der Behandlung Kopftücher trugen. Das ließ uns nicht mehr los, und wir beschlossen, Spenden zu sammeln, um etwas für sie zu tun“, berichtet Elvira Mann. Sie und ihr Mann hätten dann überlegt, was sie tun könnten – und kamen auf die Bücherbörse.

Es dauerte nicht lange, dann hatten Menschen aus der Region ihnen rund 4.000 gebrauchte Bücher zur Verfügung gestellt. Im Laufe der Zeit kam noch eine Vielzahl anderer Dinge dazu, die die Manns in der Postfiliale für den guten Zweck anboten: liebevoll gehäkelte Topflappen, gebrauchte Kindersachen, Geschirr und vieles mehr. Eigentlich alles, was ihm in die Finger gekommen sei, sagt Werner Mann. Die ausgewiesenen „Preise“ seien eher eine Orientierungshilfe gewesen – aber es sei insgesamt unfassbar, welch große Summe aus der Vielzahl an kleinen Beträgen zusammenkam.

Nun jedoch ist Schluss. Ende des Jahres 2022 schlossen der 74-Jährige und seine 70 Jahre alte Frau die Postfiliale. Auf ihrem Hof richteten sie noch einmal einen Abschlussflohmarkt aus – was nicht wegging, mussten sie entsorgen, erklärt er mit großem Bedauern, freut sich aber gleichzeitig, dass im Laufe der Jahre viele Dinge neue Nutzerinnen und Nutzer fanden.

Marion Gründel und Karl Kreh sprachen den beiden noch einmal ein großes Lob für ihren jahrelangen Einsatz aus. Kreh betonte, dass nach der Schließung der onkologischen Ambulanz in Marburg im September 2022 die Kinder zur Behandlung nach Gießen müssten – die Kosten also noch stiegen. „Deswegen brauchen wir Menschen wie Euch, die uns unterstützen. Es gibt einfach immer mehr, die unsere Hilfe in Anspruch nehmen müssen.“ Doch er hatte auch gute Nachrichten: Seit den 1970er-Jahren, als er anfing, sich für erkrankte Kinder einzusetzen, habe es große Fortschritte in der Medizin gegeben: „Früher starben von 100 erkrankten Kindern 80 – heute haben sich diese Werte umgedreht.“