Stadtwerke bieten eine Million Euro

Neue Variante im Ringen um Stromnetze?
von Michael Rinde
Stadtallendorf. Der Kampf um den zukünftigen Besitz des Stadtallendorfer und Neustädter Stromnetzes geht in die Entscheidung. Zwei Angebote liegen auf dem Tisch: Sowohl Eon Mitte als auch die oberhessische Ovag wollen als Partner in eine Beteiligungsgesellschaft mit den Städten Stadtallendorf und Neustadt einsteigen. Beide Angebote liegen sehr eng beieinander. Aus dem Rennen, wer der große Partner der beiden Ostkreis-Städte werden könnte, hatten sich die Stadtwerke Marburg als ursprünglich dritter Bieter verabschiedet. Doch gestern Nachmittag brachte Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Schüren überraschend eine „kleine“ Variante ins Spiel: Als Minderheitsgesellschafter, sprich kleiner Partner, kann sich Schüren die Stadtwerke aber sehr wohl vorstellen.
Die Stadtwerke sind bereit, sich mit einer Kapitalbeteiligung von einer Million Euro in eine solche Beteiligungsgesellschaft für den Netzbetrieb einzubringen, „Wir möchten mit diesem Angebot Zeichen setzen, damit die Rekommunalisierung in Stadtallendorf und Neustadt gelingt’s erklärte Schüren in einer gestern versandten Pressemitteilung.
Offiziell lag den Städten bis gestern noch kein entsprechendes Angebot der Stadtwerke Marburg vor, wie Stadtallendorfs Bürgermeister Manfred Vollmer (CDU) auf Nachfrage erklärte. „Ich gehe davon aus, dass wir zwischen den beiden vorliegenden Angeboten entscheiden“, sagte Vollmer.
Schüren kann sich dabei durchaus vorstellen, mit den beiden Städten und der Ovag gemeinsam eine Beteiligungsgesellschaft zu bilden. Für den Energiekonzern Eon Mitte schließt er das aber aus. „Wir wollen nicht mit einem Grizzly zusammen in einer Höhle schlafen“, begründete Schüren diese Ablehnung. Sein Angebot an die beiden Städte bezeichnet Schüren als „Unterstützungsarbeit“. Die Ovag als Energieunternehmen in kommunaler Hand wäre für das städtische Unternehmen Stadtwerke natürlich ein idealer Partner. Mit Eon werden die Stadtwerke in den nächsten Monaten über die Übernahme des Stromnetzes von bisher acht anderen Kommunen ringen müssen.
Ob das überraschende Stadtwerke-Angebot noch eine Rolle bei der Entscheidung in Stadtallendorf und Neustadt spielen wird, bleibt abzuwarten. Die offizielle Angebotsfrist endete am 13. Februar. Heute tagt zunächst der Fachausschuss für Grundsatzangelegenheiten und Finanzen in Stadtallendorf. Dort werden die Berater der beiden Städte voraussichtlich eine Empfehlung für die Eon Mitte AG oder die Ovag abgeben. Wie diese Empfehlung aussieht, weiß in den Rathäusern noch keiner. Seit vergangener Woche rechnen Anwälte und Steuerberater die Zahlen beider Angebote noch einmal durch (die OP berichtete).