Truppe braucht Kaserne länger

Neustädter Bundeswehr-Liegenschaft wird bis zum Jahr 2012 genutzt
Neustadt. Zwei Ausbildungskompanien werden in den nächsten drei Jahren vorübergehend in der Neustädter Kaserne stationiert.
von Michael Rinde
Am Freitag bestätigte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums auf Anfrage der OP: Die Neustädter Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne bleibt voraussichtlich drei Jahre länger geöffnet als geplant. Ursprünglich sollten die letzten Bundeswehr-Einheiten Neustadt Ende dieses Jahres endgültig verlassen. Im Februar zeichnete sich bereits ab, dass die Bundeswehr die Neustädter Kaserne länger benötigt als bisher geplant (die OP berichtete).
Seit wenigen Tagen steht endgültig fest: Zwei Ausbildungskompanien, die ursprünglich in einer Kaserne in Rotenburg an der Fulda untergebracht werden sollten, werden in den nächsten Jahren in Neustadt stationiert. Der Umbau und die Modernisierung der Kaserne in Rotenburg an der Fulda dauert länger als ursprünglich kalkuliert.
Neustadts Bürgermeister Thomas Groll (CDU) hatte am Freitag noch keine offizielle Nachricht über die längere Nutzung der Kaserne erhalten. Groll hob gegenüber der OP hervor, dass die längere Nutzung der Kaserne durch die Bundeswehr für die Stadt einen wertvollen Zeitgewinn bedeute. Mehr im „LOKALTEIL“
Kaserne bekommt eine „Gnadenfrist“
Die Bundeswehr wird bis 2012 zwei Fernmeldekompanien vorübergehend in Neustadt stationieren
Neustadt. Die Gründe, warum die Bundeswehr die Neustädter Garnison überhaupt aufgeben will, kann Bürgermeister Thomas Groll (CDU) weiterhin nicht nachvollziehen.
Fortsetzung von Seite 1 von Michael Rinde
Auf seiner Internetseite wirbt das Serviceunternehmen der Bundeswehr, g.e.b.b., bereits für die Vermarktung der Neustädter Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne. Demnächst wird das Unternehmen das Datum, wann die Kaserne leersteht, allerdings ändern. Ein Sprecher des : Bundesverteidigungsministeriums erklärte am Freitag auf Anfrage der OP, dass die Neu-
Städter Kaserne weiter benötigt wird, voraussichtlich bis zum Jahr 2012.
„Dort werden zwei Kompanien des Führungsunterstützungsbataillons 286 aus Rotenburg an der Fulda zwischenstationiert“, erklärte der Ministeriumssprecher. Wie viele Soldaten dann letztlich in Neustadt stationiert werden, ist noch
■ nicht bekannt. Beim Führungs-
■ Unterstützungsbataillon handelt es sich um eine Fernmeldeeinheit.
Die Rotenburger Kaserne wird in den nächsten Jahren grundsaniert. Deshalb fehlt
dort der Platz für die beiden Kompanien des Führungsunterstützungsbataillons 286, wovon die Stadt Neustadt jetzt profitiert. An eine Änderung des Stationierungskonzeptes aus dem Jahr 2004 denkt das Ministerium aber nicht. Eine langfristige Zukunft wird es für den Bundeswehrstandort Neustadt also nicht geben.
Dies ist die zweite „Gnadenfrist“, die der 1960 eingeweihten Neustädter Kaserne vom
Verteidigungsministerium gewährt wird. Im vergangenen Jahr hatte die Bundeswehr die Nutzungsdauer der Neustädter Kaserne zum ersten Mal verlängert, allerdings lediglich um etwa ein halbes Jahr.
Die Stadt Neustadt arbeitet bereits seit längerem an einem Konzept für die Nutzung der rund 331 000 Quadratmeter großen Kaserne. Partner der Stadt ist die g.e.b.b. Außerdem existiert in Neustadt ein Arbeitskreis Konversion, an dem auch Stadtverordnete beteiligt sind.
Bürgermeister Thomas Groll hatte Anfang Januar direkt an Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Jung geschrieben und für die Neustädter Kaserne noch einmal geworben. Im Februar gab es erste positive Signale aus dem Berliner Ministerium (die OP berichtete).
Für Groll sind die drei zusätzlichen Jahre, die die Kaserne in
Betrieb bleibt „ein Zeitgewinn“. Dadurch käme es nicht zu Leerständen und Vandalismus auf dem Gelände. „Wir haben jetzt die Zeit, die wir für die Entwicklung vernünftiger Nutzungskonzepte brauchen“, sagt Groll. Er frage sich aber nach wie vor, warum die Bundeswehr die Neustädter Kaserne überhaupt aufgeben wolle, während in andere Liegenschaften Millionenbeträge investiert werden. Als Übergangsquartier sei die Kaserne aber offenbar immer noch geeignet. „Sachliche Gründe sind es dann ja wohl nicht, die zu der Schließungsentscheidung geführt haben“, merkt der Bürgermeister der Junker-Hansen-Stadt an.
Illusionen über die künftige Nutzung der rund 33 Hektar großen Kasernenfläche macht sich Groll ohnehin nicht. Für den technischen Abschnitt sieht er durchaus Vermarktungschancen. An den Sportstätten hat die Stadt unter Umständen ein eigenes Interesse. „Wir müssen allerdings die Folgekosten kritisch prüfen, wenn wir beispielsweise die Sporthalle übernehmen sollten“, schränkt Groll ein. Am schlechtesten ist es um den Unterbringungsabschnitt bestellt. „Den muss man unter Umständen abreißen, wenn man mit den Flächen etwas anfangen will“, schränkt das Stadtoberhaupt ein.