„Wer nicht mitmacht, hat schon verloren“

Stadt Neustadt überarbeitet ihre Angebote für Senioren / Neuer Bewegungspfad im Bürgerpark
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Am Erlensee bei Kirchhain hatte Irene Henrich bereits einen ATP-Bewegungspfad und sich gedacht: So etwas wäre auch für Neustadt geeignet. Dieser Wunsch ist nun in Erfüllung gegangen. Im Bürgerpark gibt es nun ein solches Angebot. Der Pfad besteht aus elf Schildern, von denen zehn Übungen erklären, die sich an die Generation „60plus“ oder an Sportanfänger richten.

Und weil die Stadt die Struktur ihrer Seniorennachmittage verändern und Neues anbieten möchte, feierte sie nicht nur den Weltseniorentag, sondern weihte den Bewegungspfad mit vielen Gästen ein. Die Federführung übernahm Holger Dolfen, der Vorsitzende des Vereins Prävention und Sport in Deutschland (PID), der das Projekt initiiert hatte. Er erläuterte den Seniorinnen und Senioren die unterschiedlichen Übungen. In der Gruppe machten diese auch elanvoll mit. Seit 23 Jahren mache er regelmäßig Übungen, sagt der 89-jährige Horst Lemmer und betont. „Früher waren wir immer in der Natur.“ Entsprechend könne er sich auch ein leichtes Training im Park vorstellen.

Doch werden die Menschen auf das Angebot auch zurückgreifen, wenn niemand sie anleitet? Eigentlich schon, meint Henrich – die aber gleichzeitig keine Lust hat, dass andere Parkbesucherinnen und -besucher sich über sie lustig machen, wenn sie die Übungen ausführt: „Ich weiß, das ist albern – aber es kostet Überwindung.“ Eine Sorge, für die Dolfen einen Tipp hat: „Einfach die Menschen dazu animieren, mitzumachen statt zuzuschauen. Denn wer nicht mitmacht, hat schon verloren.“

Der Präventionstrainer hat das Projekt gemeinsam mit dem Sportkreis und dem Landkreis auf den Weg gebracht. Bei den Übungen stehen Mobilisation und Kräftigung unterschiedlicher Muskulaturgruppen im Mittelpunkt. Sie orientieren sich am Konzept des Alltagstrainingsprogrammes (ATP) – das Sportverbände in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung entwickelt haben. Wer die Übungen zuhause machen will, kann sich im Familienzentrum ein dazugehöriges Kartenset abholen.

Feuer und Flamme für Projekt

Sportkreis-Leiter Stefan Backhaus freute sich, dass die Stadt Neustadt direkt Feuer und Flamme für das Projekt gewesen sei. Für Bürgermeister Thomas Groll eine Selbstverständlichkeit: Der Pfad sei schließlich eine tolle Ergänzung für den Bürgerpark und den Senioren-Sport-und-Spielplatz: „Die Seniorinnen und Senioren können sich dann beispielsweise etwas bewegen, während ihre Enkel sich auf unserem schönen neuen Spielplatz vergnügen.“

Doch der ATP-Pfad im Park soll nicht der einzige im Stadtgebiet bleiben: Wenn eine Kommune die Kosten für einen Pfad trage, dann steuere der Kreis einen weiteren bei, freut sich Groll.

Die zweite Anlage soll, wie Erster Stadtrat Wolfram Ellenberg berichtet, in der Aue nahe der Kläranlage errichtet werden – wobei noch ein klangvollerer Name für den Standort gesucht werde. Die Trägerschaft dort soll die in der Nähe angesiedelte Tagespflege „Tagwerk“ übernehmen – dies zurrte Ellenberg mit Geschäftsführer Martin Krapp während der Einweihung fest, an der auch Tagwerk-Kundinnen und Kunden teilnahmen. Und auch für Henrichs gibt es eine gute Nachricht: Die Stadt möchte auf dem Pfad im Park ein festes Angebot installieren, sodass stets zu festen Terminen unter Anleitung in der Gruppe trainiert werden kann. „Unter Anleitung wird so etwas besser angenommen“, sagt Groll.