Altes kommt weg für die Alten

Das Gießener Unternehmen Depant baut in Neustadt für rund 12,5 Millionen Euro ein neues Seniorenpflegezentrum
Von Florian Lerchbacher

Neustadt. Lange Zeit passierte nichts auf dem Gelände unterhalb der ehemaligen Ziegelei in der Marburger Straße in Neustadt, nun sind Mitarbeiter des Erdbauunternehmens Hainmüller mit dem Abriss eines maroden Gebäudes beschäftigt. „Im Hintergrund liegen in den vergangenen Wochen intensive Vorbereitungen“, teilt die Firma Depant Bauträger GmbH & Co. KG aus Gießen mit, die dort ein Pflegezentrum mit 70 Pflegeappartements, 20 Tagespflegeplätzen sowie 10 Wohnungen für betreutes Wohnen errichten will.

Schon vor Monaten hatte das Unternehmen Neustadts Stadtverordneten die Projektidee vorgestellt und im März dann auch den Bauantrag für die zwei Gebäude eingereicht. Seit Kurzem liege die Teilbaugenehmigung vor, teilt Depant mit, das die Zustimmung für das Gesamtprojekt ebenfalls in Kürze erwartet.

Depant kümmert sich um die Projektentwicklung und die Realisierung des Vorhabens – das alles andere als das Erste in der Firmengeschichte ist: In den vergangenen rund 50 Jahren setzte das mittelhessische Unternehmen mehr als 3 000 Projekte mit einem Gesamtvolumen von mehr als 800 Millionen Euro um. In Neustadt investiert die Firma rund 12,5 Millionen Euro. Mieter und Betreiber wird die Menatis GmbH aus Bergheim bei Köln, die in Niedersachsen, Hessen, dem Saarland und in Baden-Württemberg Einrichtungen dieser Art betreibt.

Und auch die Vermarktung ist bereits erledigt: „Wir haben das gesamte Vorhaben vor wenigen Wochen an die INP-Gruppe, einen in Hamburg ansässigen Fondinitiator und Asset Manager für Sozialimmobilien, veräußert“, berichtet Geschäftsführer Kai Bülow, betonte aber gleichzeitig, dass Depant bis zur Bezugsfertigkeit Eigentümer und Vorhabenträger bleibe.

Die Fertigstellung ist für Herbst 2021 geplant. dann sollen den künftigen Bewohnern verschiedene Wohn- und Aufenthaltsräume zur Verfügung stehen. Das Raum- und Pflegekonzept sei an den Bedürfnissen dementiell erkrankter Bewohner orientiert, so Depant.

Die zehn Wohnungen für betreutes Wohnen werden sich in einem separaten Gebäude befinden, für den außerdem ein Gemeinschaftsraum eingeplant ist. „Bei schönem Wetter lädt eine ansprechende Außenanlage mit breiten Wegen und Demenzgarten zum Verweilen im Freien ein. Zudem verfügt das Seniorenzentrum über eine eigene Zentralküche und eine Wäscherei sowie eine Kapelle und einen Bedarfsfriseur“, teilt das Unternehmen mit.

Bürgermeister Thomas Groll freut sich über die Millioneninvestition in seiner Heimatstadt und betont, dass das soziale Angebot erweitert und Arbeitsplätze geschaffen werden. „Ein marodes Gebäudeensemble wird abgerissen, und es entsteht etwas Neues“, lobt er und stellt heraus, dass niemand an der lange leerstehenden Immobilie aufgrund ihres Zustands Interesse gezeigt habe. Das Vorhaben sei mit Blick auf die Stadtentwicklung sehr zu begrüßen.

Vor allem sehe er in Neustadt einen Bedarf an Plätzen für betreutes Wohnen und Tagespflege – das vor allem vor dem Hintergrund, dass das „klassische Familienbild“ nicht mehr funktioniere: Eltern könnten im Alter nur in wenigen Fällen von den Kindern unterstützt werden. „Alt werden bei der nächsten Generation“ sei also nicht möglich, gerade auch vor dem Hintergrund, dass Kinder oftmals nicht mehr vor Ort wohnten und in vielen Familien eben sowohl Vater als auch Mutter arbeiten müssen.

Und auch eine Konkurrenzsituation befürchtet er nicht. Zwar gebe es bereits die Seniorenwohnanlage Wiesenhof: „Aber in Neustadt sind rund 20 Prozent der Bevölkerung über 60 Jahre alt, so dass es sicher Bedarf für zwei Seniorenheime vor Ort gibt.“