Demo „Nie wieder ist jetzt“ in Neustadt

Bündnis ruft für Samstag, 24. Februar, ab 15 Uhr zur Kundgebung auf dem Schlossplatz auf
Von Nadine Weigel
Neustadt.
Die letzten Vorbereitungen laufen. In genau einer Woche, am Samstag, 24. Februar, ist in Neustadt eine Kundgebung unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ geplant. Ins Leben gerufen wurde die Demo von verschiedenen Privatpersonen aus Neustadt und den Stadtteilen, die sich zum Arbeitskreis „Nie wieder ist jetzt“ zusammengeschlossen haben.
Ihr Ziel: „Wir wollen nicht gegen etwas sein, sondern für etwas: Für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“, betonen die Organisatorinnen und Organisatoren. Mehr als 30 Gruppen, Vereine und Initiativen unterstützen die Idee, am Samstag, 24. Februar, ab 15 Uhr auf dem Schlossplatz ein Zeichen zu setzen und Haltung zu zeigen.

Die Neustädterinnen und Neustädter reihen sich damit ein in die unzähligen Demos, die es bundesweit seit den Recherchen des Correctiv-Netzwerkes gegeben hat. Die Investigativjournalisten hatten ein Geheimtreffen von hochrangigen AfD-Politikern, Rechtsextremisten und Unternehmern öffentlich gemacht, bei dem über die geplante Vertreibung von Millionen von Menschen – vornehmlich Menschen mit Migrationshintergrund sowie „nicht-assimilierten Deutschen“– gesprochen wurde.

Zusammenhalt statt Hass

„Diese Entwicklung macht einem Angst“, begründet Roswitha Trümpert, warum sie sich im Arbeitskreis organisiert. „Man stelle sich vor, sein Nachbar wird einfach abgeschoben. Das ist schlimm“, sagt Merve Hamel. „Es macht mir Sorgen, dass der Ton in diesem Land rauer wird und früher noch Undenkbares heute sagbar geworden ist“, findet Dieter Trümpert.

Die Neustädterinnen und Neustädter wünschen sich, dass ihre Kinder in einem „demokratischen Land aufwachsen können, in dem niemand aufgrund seiner Herkunft, seiner Behinderung, seiner Sexualität oder seiner Religion ausgegrenzt oder sogar verfolgt wird“. Sie betonen: „Dafür sollte man gerade jetzt ein Zeichen setzen und allen bewusst machen, dass solch ein Leben durch die konkreten Pläne und deren mögliche Umsetzung ziemlich gefährdet wäre.“

„Jetzt können wir herausfinden, was wir anstelle unserer Großeltern getan hätten“, zitiert Roswitha Trümpert einen der Sätze, die derzeit bei vielen Demos gegen Rechtsextremismus auf Plakaten zu sehen ist. Bundesweit gingen seit der Veröffentlichung des Potsdamer „Remigration-Geheimplanes“ Millionen Menschen auf die Straße, um dagegen zu demonstrieren.

Einigen bereitet auch das lokale Erstarken der AfD Sorgen. Bei den vergangenen Landtagswahlen hatte der aus dem Nachbarkreis stammende AfD-Kandidat Pascal Schleich hinter CDU-Kandidat Dirk Bamberger (1.282 Stimmen) das zweitbeste Ergebnis. Der Vogelsberger Schleich, bekennender Corona-Impfgegner und Klimawandelleugner, hatte mit 1.094 Stimmen 67 Stimmen mehr als der Momberger SPD-Kandidat Sebastian Sack, der seit Jahren zahlreiche Ehrenämter in Neustadt ausfüllt.

Die Organisatoren von „Nie wieder ist jetzt“ wollen „wachrütteln“ und hoffen so, einige der „AfD-Wähler“ wieder zurückzuholen. Der Hass und die Spaltung des Landes müssen aufhören, ist sich der Arbeitskreis einig, der hofft, dass er die schweigende Mehrheit in Neustadt und seinen Stadtteilen mobilisieren kann. „Ich hoffe, dass viele Leute kommen und wir uns gegenseitig ermutigen. Wir müssen alle miteinander an einem Strang ziehen, denn wir sind mehr“, betont Michael Fenner.

Es habe schon zahlreiche Rückmeldungen gegeben, die alle positiv seien, sagt der Arbeitskreis. Derzeit werde noch an einer Rednerliste gefeilt. Sowohl Bürgermeister Thomas Groll (CDU) als auch der Landtagsabgeordnete Sebastian Sack (SPD), Andrea Freisberg vom Stadtarchiv und die Türkisch-islamische Gemeinde wollen Redebeiträge halten. Die Liste sei aber noch offen, genauso wie die Unterstützerliste, die innerhalb kurzer Zeit auf mehr als 30 Vereine, Initiativen, Gruppen und Unternehmen gewachsen ist. Sie reicht von der Martin-von-Tours Schule über die Kirchengemeinden bis hin zur Kolpingfamilie Neustadt.