Der Zoll bescherte einst Speckswinkel eine Blütezeit

Informationstafel erinnert im Zollhof an die Geschichte
Was hat es mit dem Namen Zollhof auf sich? Darüber klärt jetzt eine Informationstafel im Speckswinkeler Bürgerhaus auf.
von Alfons Wieber
Speckswinkel. Den Weltzolltag nutzten Zolloberamtsrat Herbert Losekam und Zollamtsrat Michael Bender, um im Speckswinkler Zollhof eine Informationstafel zu historischen Zollstätten in Oberhessen an Anita Ochs vom Arbeitskreis Heimatkalender, Ortsvorsteher Karl Stehl und Bürgermeister Thomas Groll zü übergeben.
Der aus Speckswinkel stammende Herbert Losekam hatte die Landkarte im vergangenen Jahr anlässlich des Stadtallendorfer Hessentags entworfen und darüber hinaus eine ausführliche Chronik über den Zoll in der oberhessischen Provinz verfasst; In dieser Chronik befasst sich Losekam mit der Entwicklung des Zolls und der damaligen Arbeit der Zöllner im Raum Marburg-Frankenberg-Schwalmstadt. Auch davon übergaben die Gießener Zöllner einige Exemplare zur Weitergabe an Interessierte an den Ortsvorsteher.
Die neue Informationstafel soll im Speckswinkler Bürgerhaus an die einstige Zollpräsenz in der Region erinnern. Das heutige Bürgerhaus mit seinem historischen Namen „Zollhof“ steht an der Stelle, wo sich einst die Landeszollstelle Speckswinkel befand. Von den zahlreichen
Zollstätten der Region ist heute lediglich das zum Gießener Hauptzollamt gehörende Zollamt in Marburg geblieben.
Bürgermeister Thomas Groll gab seiner Freude und Genugtuung Ausdruck, dass gerade in Speckswinkel eine solche Informationstafel überreicht wurde. „Heimat- und Zollgeschichte sind in Speckswinkel eng miteinander verwoben. Deshalb ist die Tafel hier auch am richtigen Platz“, betonte Groll.
Bereits im Mittelalter gab es ab 1449 am „Zollerhof“ im Ortskern von Speckswinkel eine Landeszollstelle der Grafen von Ziegenhain. Das Dorf lag damals an einem wichtigen Handelsweg, der zu den sogenannten „Langen Hessen“ gehörte, die auch im Gießener und Marburger Umland ein großangelegtes Straßennetz bildeten. Das ermöglichte beträchtliche Zolleinnahmen für die Ziegenhainer Grafen und später auch den Landgrafen von Hessen,
Nicht zuletzt bescherten die Speckswinkler Zolleinnahmen auch dem Dorf bereits im Mittelalter eine erste Blütezeit. Erst die Wirren des 30-jährigen Krieges und das Ausbleiben des Fern-Fuhrverkehrs nach dem Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) führten zu einem fortwährenden Rückgang bei den Zolleinnahmen, sodass die Landzollstelle Speckswinkel um 1790 geschlossen wurde.