Pfarrer sehen „Ruhewald" kritisch

Pläne der Städte Stadtallendorf und Neustadt stagnieren Groll: „Projekt ist keineswegs erledigt“
Auf eine Zeitprognose/ wann es im Raum Stadtallendorf und Neustadt einen Ruhewald für die Beisetzung von Verstorbenen geben könnte, lässt sich inzwischen keiner der Bürgermeister mehr ein.
von Michael Rinde
Stadtallendorf. Er galt vor mehr als drei Jahren als das erste große Gemeinschaftsprojekt, die Schaffung eines Waldfriedhofs in der Region Herrenwald. Im Volksmund heißt ein solcher Friedhof meist „Friedwald“. Doch das ist eigentlich der geschützte Name einer Organisation, die Waldstücke verwaltet, an deren Bäumen die Asche von Toten beigesetzt werden darf.
Um das Projekt eines solchen Waldes in der „Region rund um die Städte Stadtallendorf und Neustadt war es zuletzt sehr still geworden. In einer Antwort auf eine Anfrage des Stadtverordneten Manfred Thierau (Republikaner) erklärte Stadtallendorfs Bürgermeister Manfred Vollmer (CDU), dass Gespräche mit der katholischen und evangelischen Kirche bisher zu keinem Ergebnis geführt hätten. „Und wir müssen die Kirchen wegen der konfessionellen Bedeutung einbeziehen“, betont Vollmer. Das sieht auch sein Neustädter Amtskollege Thomas Groll (CDU) so. Es gebe keinen Zweifel daran, dass es nur eine christliche Begegnungsstätte geben könne, sagt Groll auf Nachfrage dieser Zeitung. Er betont aber auch: „Ich halte das Projekt eines solchen Friedwalds keinesfalls für erledigt.“ Vollmer hatte die Zukunft des Vorhabens offen gelassen.
Im Sommer 2008 hatte es bereits Rückschläge gegeben. Seinerzeit hatten „Friedwald“ und „Ruheforst“ ab gewunken. Diese beiden großen Organisationen bieten in der Bundesrepublik Waldbestattungen in entsprechenden Forsten an. Ein ins Auge gefasstes Waldstück im Herrenwald stellte sich zugleich als ungeeignet heraus. Nach diesen Rückschlägen galt die Marschroute, dass die beiden Städte, vereint in, der Region Herrenwald eine solche Wald-Begräbnisstätte in eigener Regie verwirklichen.
Doch bei heimischen Pfarrern gibt es ähnliche Vorbehalte gegen eine solche Begräbnisstätte wie zuletzt in Rauschenberg. Der katholische Neustädter Pfarrer Arnulf Hummel formuliert seine Vorbehalte besonders deutlich: Im Prinzip hätte er nichts gegen eine Wald-Begräbnisstätte einzuwenden. „Doch wofür soll viel Geld ausgeben werden, wenn auf unseren Friedhöfen doch schon jetzt alle Begräbnismöglichkeiten vorhanden sind? Das ist für mich nicht einsehbar“, formuliert Hummel seine Bedenken. Er befürchtet generell, dass die Anonymisierung bei der Beisetzung der Toten voranschreitet.
Ähnliche Bedenken hat auch der evangelische Pfarrer Thomas Peters aus Stadtallendorf. Er hebt zwar wie auch Hummel hervor, dass die Kirchengemeinden wohl keine Beisetzung an einem Baum verweigern werden. Doch auch Peters warnt davor, dass die Beisetzung von Toten nicht zu anonym werden dürfe. „Wir müssen Grabstätten auf den Friedhöfen bewahren oder die Namen der Verstorbenen bewahren, damit Tote nicht zu Nummern an einem Baum werden“, gibt Peters zu bedenken.