Schmale Straße kommt für Anlieger teurer als eine breite

Anlieger kritisieren Ausbau der Neustädter Nellenburgstraße
Wo immer Straßen gebaut, ausgebaut oder erneuert werden, gibt es Proteste. Dem einen ist der Gehweg zu schmal, dem anderen zu breit. Jemand besteht auf Bodenwellen in der Fahrbahn, der nächste verflucht sie.
von Tobias Hirsch
Neustadt. Kurzum: Straßenbau ist subjektiv – zumindest für die Betrachter. Die Planer jedoch müssen sich an festgeschriebene Vorgaben halten.
So natürlich auch in der Nellenburgstraße in Neustadt. Dort äußerten Anwohner jetzt ihren Unwillen über den seit mehreren Wochen laufenden Ausbau. Unter anderem fühlen sie sich bei den Gehwegen betrogen. 1,50 Meter breit hätten sie sein sollen – durchgängig. Mittlerweile sitzen die Bordsteine und es stellt sich heraus, dass der
Gehweg an manchen Stellen nur 1,20 Meter breit ist. Ein Skandal, zumindest in den Augen einiger Anwohner.
Bürgermeister Thomas Groll hat dafür eine Erklärung: „Bei einer Anliegerversammlung wurden die Anwohner der Straße detailliert über die Baumaßnahme informiert“, betont er. Dabei sei auch die Gehweg-breite mit „etwa“ 1,50 Metern genannt worden. „Vorausgesetzt der Platz reicht“, sagt Groll. Aber der reichte an manchen Stellen eben nicht.
An der Fahrbahnbreite etwas abknapsen kommt für den Rathauschef nicht in Frage. Falls diese nämlich 5,50 Meter unterschreitet, wird der Ausbau kurioserweise teurer – und zwar für die Anlieger. Grund ist eine Vereinbarung mit dem Amt für Straßen- und Verkehrswesen. Die Nellenburgstraße, eigentlich nur eine gewöhnliche Straße in einer Wohnsiedlung, gilt als innerörtliche Durchgangsstraße. Und zwar dann, wenn die Hindenburgstraße, die ja zum Teil die Bundesstraße 454 ist, aus irgendwelchen Gründen gesperrt wird. Die Nellenburgstraße ist dann offizielle Ausweichstrecke. Und diese müssen 5,50 Meter breit sein. „Daher zahlen die Anlieger auch nur 50 Prozent des Ausbaus und nicht 75″, so Groll.
Ein weiterer Kritikpunkt der Anlieger, die als „Interessengemeinschaft Nellenburgstraße“ auftreten, ist der Einbau eines Rückhaltebeckens und eines größer dimensionierten Staukanals in ihrer Straße, worüber sie ihren Angaben nach nicht informiert worden seien. „Die Pläne hingen aus“, betont Groll auf Nachfrage der OP und zitiert eine Passage aus dem Protokoll der Anliegerversammlung vom 5. November 2008: „…ist ein Entlastungsbauwerk zu errichten…“.
„Ich bin jeden Donnerstag vor Ort und suche den Kontakt zu den Anliegern, um auf Wünsche und Probleme einzugehen“, unterstreicht Bauamtsleiter Thomas Dickhaut die Bestrebungen der Stadt, den Ausbau auch im Sinne der Anlieger zu betreiben.