Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit

Uta Thofern, Gründungsdirektorin von „Point Alpha“, sprach während des Festaktes „60 Jahre Bundesrepublik‘
Nur rund eine viertel Stunde dauerte eine Rede von Uta Thofern, die bei den Gästen des Festaktes „60 Jahre Bundesrepublik Deutschland“ einen bleibenden Eindruck hinterließ.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. „Das war ein beeindruckender und hervorragend aufgebauter Vortrag“, sagte Roland Schade, der ehemalige pädagogische Leiter der Gesamtschule Neustadt, über den Vortrag „Das Glück der Einheit“ von Uta Thofern. Glück, Freiheit und Demokratie sind die drei Schlagwörter, denen sich die Gründungsdirektorin der von den Ländern Hessen und
Thüringen getragenen Point-Alpha-Stiftung gewidmet hatte. Die Gedenkstätte „Point Alpha“ liegt an der hessisch-thüringischen Grenze und erinnert an die Teilung Deutschlands und die Schrecken des Kalten Krieges. „Die Amerikaner bewahrten dort über Jahrzehnte die Freiheit. Wir erinnern daran, dass Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist.“
Gleiches sagte sie während ihres Rückblickes auf die Jahre des geteilten Deutschlands über Demokratie. Aus den Erfahrungen mit der zweiten deutschen Diktatur – wobei Thofern ausdrücklich keinen Vergleich zwischen dem Nazi-Staat und der DDR zog – müssten die Menschen lernen, den Wert der Freiheit zu schätzen, und alles daran setzen, diese zu verteidigen.
Sie erinnerte sowohl an die fehlende Lebensqualität durch zum Beispiel den Mangel an frischen Blumen oder frischem Obst wie auch an die Spitzel der Stasi. Viele Jugendliche wüssten heutzutage kaum noch etwas über diese Zeiten und seien beispielsweise überrascht zu erfahren, dass manche Menschen keinen Schulabschluss machen konnten, weil die Eltern nicht die erwartete politische Einstellung hatten. Entsprechend sei es wichtig, an die Vergangenheit zu erinnern und durch diese Bildungsarbeit die Zukunft zu gestalten. „Freiheit gibt uns die Chance auf Glück“, sagte Thofern und betonte, die Menschen müssten aber auch etwas dafür tun, die Freiheit und die Demokratie zu erhalten.
Bürgermeister Thomas Groll hob während des von Stadt und Kulturhistorischem Verein organisierten Festaktes hervor, dass sowohl die Konstituierung der Bundesrepublik am 23. Mai 1949 als auch die friedliche Revolution 1989 / 90 in der DDR in engem Zusammenhang stehen: „Sie bilden das Fundament der Bundesrepublik Deutschland, wie sie sich heute darstellt.“
Im Anschluss an den Festakt eröffnete Bert Dubois, der stellvertretende Vorsitzende des Kulturhistorischen Vereins, seine Ausstellung im historischen Rathaus, in der er verschiedene, bis zu 60 Jahre alte Gegenstände zeigt. Unter anderem sind Fotos aller Kanzler und Präsidenten der Bundesrepublik, Wahlplakate, Briefmarken, Geld, Neustädter Amtsblätter aber auch technische Geräte wie Telefone oder Radios zu sehen. Die Uniform eines Stabsunteroffiziers aus dem Jahr 1957 soll an den Wiederaufbau Deutschlands und den Aufbau der Bundeswehr seit 1955 erinnern. Im Kontrast dazu steht die Uniform eines Majors der Nationalen Volksarmee, die das Ende der DDR repräsentiert.
Auch die Ausstellung stieß auf hervorragende Resonanz: „Toll, das sind einige Dinge, die man einst im Alltag verwendete, inzwischen aber vergessen hat“, kommentierte Hans-Richard Krapp. Und Hartmut Boß freute sich: „Das ist wie eine Reise durch meine Kindheit.“