Eltern hoffen auf zweite Gruppe im Wald

Initiative wirbt mit Neustadts Bürgermeister um Interessenten / Noch fehlen Bewerber auch aus Nachbarstädten
Von Michael Rinde

Neustadt. Ein großer Wigwam steht mitten im Wald, direkt daneben ein Bauwagen. Außerdem gibt es reichlich Spielgeräte. Eltern und Bürgermeister Thomas Groll sitzen im Halbkreis. Es geht um die weitere Entwicklung des Neustädter Waldkindergartens. Die Eltern setzen sich vehement für die Einrichtung einer zweiten Gruppe ein. Groll gibt sich offen dafür, will aber verlässliche Zusagen, besser noch Anmeldungen dafür haben.
So ist die Ausgangssituation bei diesem gemeinsamen Termin im Wald. Aktuell besuchen 20 Kinder den Waldkindergarten Neustadt, im Forst zwischen Stadion und Grillhütte angelegt. Theoretisch könnten es 22 Kinder sein, doch wegen einer „Integrationsmaßnahme“ ist der Waldkindergarten derzeit mit zwei Kindern weniger belegt. Aktuell zeigt sich, dass im Sommer nächsten Jahres zwei angemeldete Kinder wohl nicht aufgenommen werden können.
Am Ende könnten es aufgrund der Interessensbekundungen wohl sogar sechs sein, die abgewiesen werden müssten. Für sie wäre zwar in anderen Einrichtungen Platz, aber eben nicht im Waldkindergarten.
Das ist eine Situation, die weder die Elterninitiative noch Groll so haben wollen. Doch um eine zweite Gruppe im Waldkindergarten zu schaffen, bräuchte es mehr Anmeldungen oder zumindest verlässliche Interessensbekundungen. Mit 12 Kindern wäre eine solche weitere Waldkindergarten-Gruppe gut vorstellbar für die Stadtverwaltung. Aktuell fehlen dafür aber noch acht Anmeldungen. Die Elterninitiative, die sich schon im Januar gründete, besteht aus Familien, deren Kinder den Waldkindergarten schon besuchen und aus interessierten Eltern. Missen möchte das Angebot keiner 23 Familie. „Mein Kind kommt dreckig, aber glücklich aus dem Wald, jeden Tag“, sagt Mutter Merve Hamel. Sie könne es sich nicht vorstellen, eines ihrer Kinder mal in einen anderen Kindergarten zu geben. Yasmin Klumbies wirbt ebenso für die Wald-Kita und das Konzept, das dahinter steht. Die Motorik der Kinder entwickele sich ganz anders, die gesamte Waldpädagogik sei mittlerweile anerkannt und etabliert. „Und es ist für Kinder etwas anderes, ob sie etwas nur konsumieren oder ob sie etwa beim Basteln direkt im Wald etwas schaffen“, berichtet die Mutter von ihren Erfahrungen. Groll machte beim Termin am Waldkindergarten deutlich, dass die Stadt auch eine mittelfristige bis langfristige Planungssicherheit braucht, um eine zweite Gruppe zu schaffen. „Eine zweite Gruppe später wieder einstellen zu müssen, wäre mit Sicherheit schwierig“, so Groll. Mit einer Zahl von 32 Kindern ließe sich der Aufwand aber erst einmal rechtfertigen, auch angesichts der Tatsache, dass die Stadt in den vergangenen Jahren an anderer Stelle Gruppen oder gar ganze Kindergärten wie in Momberg geschlossen hatte.
Doch diese absolute Planungssicherheit dürfte im Falle eines Waldkindergartens anders als bei „normalen“ Kindergartengruppen kaum herzustellen sein. Eltern bräuchten auch etwas Zeit um zu schauen, wie sich ihre Kinder entwickelten und ob sie für einen Platz im Waldkindergarten am Ende wirklich geeignet wären, gaben Mitglieder der Elterninitiative zu bedenken.
Groll wie auch die Eltern setzen auch auf auswärtige Interessierte. „Schließlich haben wir in Neustadt etwas, was unsere Nachbarkommunen so nicht haben“, betont Groll werbend.
Bisher war die Zahl der Interessierten aus der Nachbarschaft allerdings überschaubar. Das soll sich ändern, auch über Kreisgrenzen hinweg wenn Bedarf besteht. Stichtag für genügend Anmeldungen ist für den Bürgermeister der 1. Oktober. Die zweite Gruppe könnte dann zum 1. März nächsten Jahres starten. Die Stadt bräuchte Vorlauf, um geeignete Erzieherinnen oder Erzieher zu finden. „Das ist im Moment ohnehin schwierig“, sagt Groll. Die Schaffung eines weiteren „Schutzraumes“ bei extrem schlechtem Wetter halte er für unproblematisch.
Im Herbst soll es, unabhängig von einer zweiten Gruppe, in jedem Fall einen anderen, für Waldkindergärten wohl besser geeigneten Bauwagen geben.
Wer Interesse an weiteren Informationen hat, kann sich an die Elterinitiative Waldkindergarten wenden, E-Mail elterninitiative.waki@gmail.com, Anmeldungen nimmt Marianne Dippel bei der Stadtverwaltung, Telefon 06692/8918, Mail dippel@neustadt-hessen.de, entgegen.